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Gerris Freunde als Detektive

Gerris Freunde als Detektive

Titel: Gerris Freunde als Detektive
Autoren: Tilde Michels
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wirbelte den Staubwedel durch die Luft und schnaubte mißbilligend. „Kein Auge zugetan! Wenn ich das schon höre! Begreifst du, daß einer nicht schlafen kann? Ich nicht. Wenn ich soviel Geld hätte...“
    „...dann würdest du vielleicht auch nicht mehr so laut schnarchen“, ergänzte Karl.
    „Aber ich würde mir Bewegung machen“, sagte Friedrich. „Verstehst du: Be-we-gung! Dauerlauf oder Seilspringen oder so. Der Herr bewegt sich ja nicht. Wie kann er müde werden, wenn er den ganzen Tag im Lehnstuhl hockt!?“
    Karl wollte etwas sagen, aber Friedrich ließ sich nicht unterbrechen. Er war sonst nicht sehr gesprächig, wenn es jedoch um sein Lieblingsthema ging, taute er auf. Und sein Lieblingsthema war: die Bewegung. Er war der Meinung, die Menschen bewegten sich zu wenig. Er behauptete, wenn der Herr Pfefferkorn sich bewegte, könnte er auch schlafen.
    „Hast du eine Ahnung!“ rief er aus. „Die Leute, bei denen ich früher war, hatten drei Söhne. Drei Buben. Da gab’s Bewegung!“
    „Bewegung“, sagte Karl geringschätzig. „Du mit deiner Bewegung. Ein Tick ist das.“
    „Ein Tick?!“ Friedrich fuhr auf. „Bewegung ist kein Tick. Bewegung ist...ist...“ Er brach ab und setzte beleidigt hinzu: „Was verstehst denn du!“
    Danach sagte er nichts mehr, und Karl sagte auch nichts mehr. Eine Weile standen sie stumm nebeneinander und warteten auf das Klingelzeichen vom Herrn Pfefferkorn. Aber als es nach zehn Minuten noch immer nicht geklingelt hatte, fing Friedrich wieder an.
    „Weißt du, was der Arzt ihm gesagt hat?“ Friedrich deutete mit dem Kopf in die Richtung von Herrn Pfefferkorns Schlafzimmer. „Er soll Sport treiben. Zum Beispiel Fußball spielen.“
    „Fußball? Der Herr Pfefferkorn?“
    „Jawohl, Fußball. Das ist ein gesunder Sport, und da kommt er auch unter die Leute. Da hat er Abwechslung und Bewegung. Da wird er müde, und wenn er müde ist, schläft er auch. Hat der Arzt gesagt.“
    „Wenn das so einfach ist, warum tut er’s dann nicht?“ fragte Karl.
    „Weil man Fußball nicht mit sich selbst spielen kann. Er geht ja nicht mehr raus aus seiner Bude, und er hat überhaupt keine Freunde.“ Das stimmte, der arme reiche Herr Pfefferkorn hatte keine Freunde. Er hatte keine Freunde, keine Frau und keine Kinder. Er mißtraute allen Menschen, und die beiden Diener wußten auch, daß ihn niemand in der Stadt leiden konnte.
    Endlich klingelte die Glocke aus dem Schlafzimmer. Friedrich öffnete die Schlafzimmertür und blieb auf der Schwelle stehen. „Bitte, Herr Pfefferkorn?“
    „Mein Frühstück!“ befahl Herr Pfefferkorn. „Und zwei Eier.“
    „Das Frühstück und zwei Eier“, wiederholte Friedrich. Kaum hatte er jedoch die Tür vorsichtig zugezogen, schrillte die Glocke schon wieder.
    „Fünf Eier“, schrie Herr Pfefferkorn, und Friedrich antwortete: „Sehr wohl, Herr Pfefferkorn, fünf Eier.“
    Friedrich hatte die Klinke noch in der Hand, als es zum dritten Mal klingelte.
    „Friedrich!“ brüllte Herr Pfefferkorn. „Überhaupt keine Eier!“
    „Bitte sehr“, sagte Friedrich, „überhaupt keine Eier.“
    „Nein, überhaupt keine Eier“, wiederholte Herr Pfefferkorn eigensinnig. „Karl soll kommen!“
    Friedrich schickte Karl ins Schlafzimmer und brummte: „Das kann ja heiter werden! Ich hole jetzt sofort den Kaffee. Vielleicht wird er zahmer, wenn er was Warmes im Magen hat.“ Inzwischen war Karl im Schlafzimmer verschwunden. Bald darauf erschien er mit Herrn Pfefferkorn, der sich schwer auf ihn stützte, wieder im Salon.
    Herr Pfefferkorn war ein mächtiger Mann. Er trug einen roten Schlafrock mit langen Troddeln. Sein Gesicht war fast ebenso rot wie der Schlafrock, vor Ärger und von der Anstrengung, aufzustehen. Er ächzte und stöhnte und ließ sich in einen Sessel fallen.
    „Soll ich nicht einen Arzt rufen?“ fragte Karl besorgt. Das hätte er besser nicht gesagt, denn Herr Pfefferkorn wurde noch röter vor Zorn. Er wurde geradezu blaurot. Zum Fürchten sah das aus.
    „Einen Arzt!“ schrie der blaurote Herr Pfefferkorn. „Ich will keinen Arzt. Ich will keine Medizin. Ich will keine Schlafmittel. Ich lasse mich nicht vergiften.“ Er stöhnte und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Ihr Spitzbuben wartet ja nur darauf, daß ich daliege. Tot! Vergiftet! Damit ihr euch mein Geld teilen könnt.“
    Friedrich trat mit dem Frühstückstablett ein und begann, den Tisch zu decken.

    Herr Pfefferkorn schaute ihm dabei argwöhnisch zu. Als
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