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Gerettet von deiner Liebe

Gerettet von deiner Liebe

Titel: Gerettet von deiner Liebe
Autoren: CARLA KELLY
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wünscht Ihnen guten Appetit.“
    James richtete sich auf einen Ellbogen gestützt auf und weidete sich am Anblick der köstlichen Speisen. „Das schaffe ich beim besten Willen nicht allein, und es gibt nichts Verwerflicheres, als Essen zu vergeuden.“ Er entsann sich, wie er sich die Finger blutig gerieben hatte bei seinem ersten Versuch, Feuer mit einem Stein und einem Holzspan zu machen, um einen Fisch zu braten. Er hatte es nur ein paar Minuten ausgehalten, den Fisch über dem Feuer zu drehen, bevor er ihn mit Kopf, Gräten und Schwanzflossen verschlang, während ihm Blut und Speichel aus dem Mund getropft waren.
    „Erinnern Sie sich an die Gouvernante?“, sagte er. „Laden Sie die Frau und ihre beiden Zöglinge ein, mit mir zu frühstücken. Ich hatte den Eindruck, dass sie sich diesen Aufenthalt nicht leisten kann.“
    „Den Eindruck hatte ich auch“, sagte der Wirt. „Zum Abendessen bestellte sie nur zwei Teller Suppe, und raten Sie, wer dabei leer ausging?“
    Wehmütig ließ James den Blick über die reich gedeckte Tafel schweifen. Dieses Festmahl hätte die schiffbrüchigen Matrosen in seinem Boot am Leben erhalten, bis alle die Insel erreicht hätten. „Mir bringen Sie bitte eine Schale Haferbrei mit Butter und Dickmilch. Darauf hätte ich Appetit“, sagte er leise.
    „Wie Sie wünschen, Sir.“ Der Wirt verschwand in der Küche.
    James faltete die Decke zusammen und begab sich in den Hinterhof, um in dem Holzverschlag seine Notdurft zu verrichten. Als er die Gaststube wieder betrat, saßen die Gouvernante und ihre Zöglinge am Tisch.
    „So viel Güte haben wir nicht erwartet, Sir“, empfing sie ihn und errötete verlegen.
    Er setzte sich zu seinen drei Gästen. „Es war auch für mich eine Überraschung, Miss …?
    „Haverstock, Sir“, stellte sie sich vor, und ein scheues Lächeln flog über ihr reizloses Gesicht.
    „Dann wünsche ich allseits guten Appetit“, sagte er einladend. Während die Kinder sich hungrig über Eier und Würste hermachten, beobachtete er Miss Haverstock verstohlen, eine einfache Frau mittleren Alters, die wohl in ihrem ganzen Leben noch nie so viel Aufmerksamkeit erhalten hatte. „Sir Percival wollte anscheinend sicherstellen, dass ich nicht verhungere, bevor die Postkutsche abfährt.“
    Lächelnd hob Miss Haverstock den Blick. „Mit Erfolg, will ich meinen, Mr. …?“
    „Trevenen. James Trevenen. Unterwegs nach London.“
    Zu wohlerzogen, um weitere Fragen zu stellen, nickte sie und widmete sich der Schale Himbeeren mit Schlagsahne.
    „Ihr Dienstherr wird nicht verärgert sein wegen dieser Verspätung, will ich hoffen?“, fragte James, der ahnte, dass die Gouvernante kein leichtes Los hatte.
    „Ich fürchte doch“, antwortete sie. „Lord Eberly of Maines verabscheut Unpünktlichkeit.“
    „Aber Sie können ihm diese unfreiwillige Verzögerung doch erklären, und er wird Ihnen die Kosten erstatten.“ Leise fügte er hinzu: „Ich hatte den Eindruck, Sie haben die Übernachtung aus eigener Tasche bezahlt.“
    „Das habe ich.“
    Versonnen löffelte James den Haferbrei. Als Sir Percival erschien, hatte er den Eindruck, dieser betrete zum ersten Mal eine Gaststube, in der einfaches Volk einkehrte. Er hielt ein frisches Spitzentuch in der Hand, um es an die Nase zu führen, falls unangenehme Gerüche ihn belästigten.
    James wischte sich den Mund ab, stand auf und verneigte sich. „Guten Morgen, Sir Percival“, grüßte er munter. „Danke, dass Sie mich vor dem Verhungern bewahrt haben. Wollen Sie sich nicht zu uns setzen?“
    „Nein danke, junger Mann“, entgegnete er. „Ich ließ mir Tee aufs Zimmer bringen und eine Scheibe Brot, leicht getoastet mit einem Hauch Zimt und Zucker bestreut.“
    „Davon wird nicht mal ein Sperling satt, Sir Percival. Und mir ließen Sie ein so reichhaltiges Frühstück auftischen, dass ich es mit anderen teilen kann. Darf ich Ihnen Miss Haverstock vorstellen?“
    „Gott segne Sie, Sir Percival“, sagte die Gouvernante mit zitternder Stimme und versank in einen tiefen Knicks.
    Und James stellte fest, dass ein Dankeschön für Sir Percival offenbar eine Neuheit war. Der schmalbrüstige Stutzer schien vor Stolz förmlich zu schwellen. Er lächelte huldvoll in die Runde, als habe er fünftausend Hungernde mit Brot und Fisch genährt.
    Plötzlich schoss James eine Idee durch den Kopf. „Sir Percival, ich überlege gerade …“, begann er, doch dann winkte er ab. „Nein, das wäre zu viel verlangt.“
    Erfüllt von
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