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Gerettet von deiner Liebe

Gerettet von deiner Liebe

Titel: Gerettet von deiner Liebe
Autoren: CARLA KELLY
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vermutlich.“ Es wäre sinnlos, diesem Narren zu erklären, was es bedeutete, tausendachthundertfünfundzwanzig Tage in verzweifelter Einsamkeit zu verbringen und sich jeden einzelnen Tag zu fragen, ob man am nächsten Tag stirbt oder in einer Woche oder in fünfzig Jahren, ohne je noch ein menschliches Wesen zu Gesicht zu bekommen. „Nach meiner Rückkehr reichte ich meine Abhandlung bei der Royal Society ein und bewarb mich für die Copley-Medaille. Und ich habe den Wettbewerb tatsächlich gewonnen“, schloss er seinen knappen Bericht.
    „Die Royal Society.“ Sir Percival beugte sich vor und tätschelte ihm den Arm. „Diese Herren legen bedauerlicherweise keinen großen Wert auf modische Eleganz. Ihre Weste wird in diesem Kreis kaum Anstoß erregen.“
    „Das höre ich mit großer Erleichterung“, brachte James mühsam hervor.
    „Denken Sie sich nichts dabei.“ Sir Percival schnäuzte sich erneut. „Wo wohnen Sie in London? Können Sie sich eine Unterkunft leisten?“
    „Sir Joseph Banks lud mich ein, bei seinem Cousin zu wohnen, einem gewissen Lord Watchmere.“
    Sir Percival entfuhr ein Schreckenslaut. „Watchmere? Guter Gott, das kann dem tapferen Helden nicht zugemutet werden, der mich vor einem grässlichen Flammentod gerettet hat! Watchmere hat nichts anderes im Sinn, als Vögel zu beobachten. Im Übrigen hat er noch weniger modischen Geschmack als Sie!“ Er schniefte. „Das ist zwar kaum vorstellbar, aber in dieser Hinsicht können Sie mir voll vertrauen.“
    James, der nur mit Mühe einen Lachanfall unterdrücken konnte, sah keinen Grund, noch länger zu bleiben. Der Qualm hatte sich verzogen, und der Wirt stand mit frischem Bettzeug in der Tür. „Gute Nacht, Sir Percival.“ James ergriff die Gelegenheit zur Flucht.
    „Ich werde Ihnen Ihre Güte nie vergessen“, versicherte Sir Percival erneut.
    Bitte, verschone mich mit deiner Dankbarkeit, dachte James reumütig. Hätte ich dem Einfaltspinsel doch nicht weisgemacht, er habe sich in Lebensgefahr befunden. Mit einem amüsierten Lächeln ging er die Stiege hinunter in die leere Schankstube, um sich schlafen zu legen.
    Sein Lächeln schwand. An einem der hinteren Tische saß ein Mann im Halbdunkel. „Verzieh dich, Tim“, knurrte er leise. „Und folge mir bloß nicht bis nach London.“

2. KAPITEL
    James wurde vom verlockenden Duft gebratener Würste geweckt, der ihm in die Nase stieg. Er lag auf der schmalen Bank, die Arme vor der Brust verschränkt. Auf seiner Insel hatte es kaum eine Nacht gegeben, in der er nicht von einer deftigen Mahlzeit geträumt hätte.
    Er schlug die Augen auf. Zu seiner Überraschung stand auf dem Tisch neben ihm ein Teller mit gebraten Eiern und Würsten. Es gab auch getoastetes Brot, weich in der Mitte, mit einem Flöckchen schmelzender Butter darauf. Er schnupperte. In der kleinen Deckelschale vermutete er Quittengelee.
    Bald darauf erschien der Wirt mit einer Platte Rinderbraten, dampfend heiß, in dünne Scheiben geschnitten, zartrosa und saftig im Innern wie … Guter Gott, unvermutet schoss James der Gedanke an Artemisia in den Sinn, Lady Audley mit ihren weit gespreizten Beinen, begierig darauf, ihn zu verführen, waren sie erst aus dem Fieberhafen von Batavia ausgelaufen, um den Indischen Ozean zu überqueren.
    Er war ihrer Verführung bedenkenlos erlegen nach fünf entbehrungsreichen Jahren, in denen er auf alle Köstlichkeiten von Bett und Tisch verzichten musste. Möglicherweise wäre er bei seinem ersten Höhepunkt mit ihr in noch größere Verzückungen geraten, hätte er in ein knusprig gebratenes Hühnerbein gebissen, während er Lady Audley im gestreckten Galopp über die Ziellinie ritt.
    Deftige Mahlzeiten und Huren, das waren die Freuden der Seefahrer. „Was hat das zu bedeuten?“, fragte er nun und verdrängte seine lüsternen Gedanken.
    Der Wirt hielt ihm den saftigen Braten unter die Nase, und James lief das Wasser im Mund zusammen. „Mit den besten Empfehlungen von Sir Percival Pettibone, der nach wie vor davon überzeugt ist, dass Sie ihm das Leben gerettet haben.“ Er zwinkerte verschwörerisch.
    „Ich sollte mich schämen, seine Leichtgläubigkeit ausgenutzt zu haben, aber ich konnte nicht widerstehen!“
    „Das verstehe ich gut, Sir!“, erklärte der Wirt. „Er ist ein Dummkopf.“
    „Richtig. Aber ich muss ihm die Wahrheit sagen.“
    „Das halte ich für sinnlos, Mr. Trevenen“,meinte der Wirt.„Er wird Ihnen nicht glauben. Jedenfalls bedankt er sich noch einmal und
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