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Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Titel: Geraeuschkiller - Mutige Liebe
Autoren: Eva Severini
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Das
Wasser floss aus dem Hahn – doch das vertraute Rauschen war weg! Sie lief in
das Badezimmer und drückte die Wasserspülung der Toilette. Das Wasser lief – doch
ohne einen Ton!
    Bei den
Städtischen Wasserwerken schrillten an diesem Vormittag ununterbrochen die
Telefone.
    Martin
Maser, der Werksleiter, hielt sich die Ohren zu. Das Servicecenter leitete die
Anrufer, die sich nicht abwimmeln lassen wollten, an ihn weiter. »Das Gebimmel
macht mich wahnsinnig!«, jammerte er und griff zum Hörer: »Städtische
Wasserwerke, Maser, guten Tag.«
    »Was mit
dem Wasser los ist, fragen Sie?«
    Maser
bemühte sich ruhig zu bleiben. »Gar nichts ist mit dem Wasser los … Seien Sie
ganz ruhig, gute Frau … Ja, … nun regen Sie sich doch nicht so auf! Natürlich
sind wir dabei das Wasser zu überprüfen! Sie sind nicht die einzige, die hier
anruft. Bei uns laufen die Telefone heiß.«
    Die
Anruferin gab keine Ruhe. Sie wollte Fakten hören.
    »Verdammt
noch mal, wir wissen auch nicht, warum das Wasser kein Geräusch mehr macht!
Also beruhigen Sie sich doch. Solange das Wasser noch aus Ihrem Hahn fließt
besteht kein Grund zur … Hallo? Sind sie noch dran?«
    Er knallte
den Hörer auf die Gabel und wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von
der Stirn. Wieder klingelte das Telefon.
    »Das ist ja
wie in der Klapsmühle!«, jammerte die Sekretärin. »Ich kriege noch Ohrensausen,
wenn das so weitergeht!«
    Die
Städtischen Wasserwerke ordneten landesweit Untersuchungen an. Die ersten
schnellen Befunde bestätigen nur, was alle erlebten. Schlimmer noch: Auch die
Flüsse, die Bäche und Seen machten kein Geräusch mehr. Die Experten der
Städtischen Wasserwerke waren ratlos. Die Mittagsnachrichten gaben es
schließlich offiziell bekannt:
    »Hier ist
Radio OSTSEE 3 mit einer Sondermeldung. Seit heute Morgen fließt das Wasser in
den Haushalten lautlos aus den Leitungen. Eine sofort einberufene Krisensitzung
von Hals-Nasen-Ohren-Ärzten kam zu dem Ergebnis, dass es sich nicht um eine neuartige
Ohrenerkrankung handelt.
    Nach
Aussage von Gesundheitsminister Georg Sandhuber bestehe kein Grund zur
Beunruhigung. Sein Ministerium habe alles im Griff. Die Wasserqualität ist von
diesen rätselhaften Vorkommnissen nicht betroffen. Das Wasser ist sauber und
gesund. Es ist Trinkwasser erster Klasse. Inzwischen wurde beim
Innenministerium ein Sonderstab gebildet. Bislang gibt es keine Erklärungen
dafür, weshalb das Wasser keine Geräusche mehr macht. Betroffen ist nur das
Süßwasser, das Wasser der Meere zeigt keine Veränderung. Womöglich handelt es
sich um einen Virus, der nur Süßwasser angreift. Salziges Wasser scheint nicht
betroffen zu sein.«
    Clara hörte
gebannt zu. Das gespenstische Gurgeln des Wassers gestern Abend beim
Zähneputzen – es war also doch keine Einbildung gewesen. Und die unheimliche
Stille droben in der Buche? Clara stocherte lustlos in ihrem Lieblingsessen
herum. Spinat mit Nudeln schmeckte ihr heute gar nicht.
    »Wie ist so
etwas nur möglich?« Anna schüttelte immer wieder den Kopf, während sie den
Mittagstisch abräumte. Clara schaltete die Geschirrspülmaschine ein, stellte
die Butter und die übrig gebliebenen Nudeln in den Kühlschrank. Sie stutzte.
Die Spülmaschine gab nur ein trockenes Motorenbrummen von sich, es schien kein
Wasser zu fließen. War sie kaputt? Auch Anna bemerkte es. Sie öffnete
vorsichtig die Tür. Die Teller waren tropfnass. Der Geschirrspüler lief also
einwandfrei.
    »Es kann
einem Angst werden«, sagte Anna blass vor Schreck. »Komm, ich packe meine
Sachen für das Konzert, hilfst du mir? Das lenkt uns ein bisschen ab.«
    Im
Schlafzimmer hüllte Anna ihr langes schwarzes Abendkleid sorgfältig in einen
Kleidersack. Clara legte die Seidenstola, die ihre Mutter immer dazu trug,
feinsäuberlich unten in den Kleidersack hinein und zog den Reißverschluss zu.
     »Solange
wir das Wasser noch trinken können, kann es ja nichts Ernstes sein.«, sagte
sie, als sie Claras bedrücktes Gesicht sah.
    Es tat ihr
leid, ihre Tochter an so einem Tag allein lassen zu müssen, aber es war schon
spät am Nachmittag, sie brauchte eine halbe Stunde mit dem Auto zum Konzerthaus
in der Stadt, und der Chorleiter wollte die Sänger drei Stunden vorher auf den
Auftritt  einstimmen.
    »Komm, gib
mir noch einen Kuss!« Sie zog Clara an sich. »Ich würde ja bei dir bleiben,
aber es geht nicht, Clara. In einem Chor ist jede Stimme wichtig!«
    Sie
streichelte ihr über das Haar. »Wenn du
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