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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer
Autoren: Junggesellentage
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wie Mr.
Ash, zum Beispiel, nicht einmal wie Mr. Underhill.
    Das war
ernüchternd, und Schlimmeres stand bevor. Als der Gutsherr seine Visite
machte, war er von Sir Waldo angenehm überrascht; ein Umstand, der den
Altersgenossen des Gutsherrn gefallen mochte, aber in den Geistern von Mr.
Underhill, Mr. Banningham und vor allem Mr. Arthur Mickleby ein traurig fades
Bild heraufbeschwor. Kein Stutzer hätte des Gutsherrn Gefallen erregt. Arthur
wagte die Frage: «Ist er ein toller Bursche?»
    «Woher, zum
Teufel, soll ich das wissen?» sagte sein Vater gereizt. «Er ist nicht der
Inbegriff der Vornehmheit, wenn du das meinst.» Er warf einen Blick auf Arthurs
tadellos gestärktes Hemd und das erlesene Arrangement seines Halstuchs und
fügte mit bitterem Sarkasmus hinzu: «Du
stellst ihn in den Schatten. Gegen dich ist er eine Kerze, verglichen mit dem
Sonnenlicht.»
    Seiner Frau
gegenüber war er mitteilsamer. Mrs. Mickleby war ebenso begierig wie ihr Sohn,
zu erfahren, wie Sir Waldo eigentlich sei, und weit weniger leicht abzutun.
Angeregt sagte der Gutsherr: «Modisch? Nichts dergleichen! Kleidet sich
tadellos und sieht wie ein Gentleman aus – zum Unterschied von Arthur, der die
Modegecken nachäfft!»
    «Ach, sei
nicht so gereizt!» sagte Mrs. Mickleby. «Mein Cousin erzählte mir, er wäre der
Eleganteste der Eleganten, herausgeputzt wie ein Pfingstochse, sagte er – du
kennst seine komischen Redensarten!»
    «Nun, er
ist nicht herausgeputzt. Es ist nicht seine Art, uns Hinterwäldler durch
seinen Kleiderschnitt zu alarmieren, meine Liebe!»
    Mrs.
Mickleby öffnete den Mund zu einer Antwort, schloß ihn aber wieder, als sie den
bösen Blick des Gutsherrn sah.
    Dieser,
zufrieden mit seinem Erfolg, lenkte ein. «Es hat keinen Sinn, mich nach dem
Schnitt des Mantels, den er trug, zu fragen, oder wie er sein Halstuch knüpft,
denn ich habe mich nicht um so nebensächlichen Unsinn gekümmert; ich hätte es
nur dann getan, wenn er mit einer Jacke, wie der Oberdandy Ash sie letztesmal
trug, bekleidet gewesen wäre. Ich finde, er sieht so aus, wie er aussehen
sollte, nicht außergewöhnlich.» Er hielt inne, um die Sache zu überdenken. «Es
ist etwas an ihm», sagte er nachdenklich, «ich weiß nicht, was es ist. Lade ihn
zum Dinner ein, und du wirst selbst sehen. Ich sagte ihm, ich hoff°, daß er
eines Tages sein Lämmernes mit uns essen wird.»
    «Du sagtest
ihm – Mr. Mickleby! Das ist nicht wahr! Sein Lämmernes mit uns essen! So etwas
Gewöhnliches, Schäbiges – was hat er dazu gesagt?»
    «Er sagte,
er wird sich darüber sehr freuen», erwiderte der Gutsherr und genoß seinen
Triumph.
    «Sehr
freundlich von ihm! Ich hoffe, ich kann ihm zeigen, daß wir, obgleich
Hinterwäldler, mein lieber Ned, nicht gerade Wilde sind. Wer ist der junge
Mann, den er mitgebracht hat?»
    Außer der
Bemerkung Sir Waldos, daß sein Cousin ihm Gesellschaft leiste, konnte der
Gutsherr nichts zur Aufklärung beitragen. Er hatte den jungen Mann nicht
gesehen, und es schien ihm nicht schicklich, Einzelheiten zu erfragen.
Tatsächlich – wie seine Gattin später Mrs. Chartley mit einiger Erbitterung
erzählte – schien es ihm offensichtlich nicht schicklich, überhaupt etwas über
Sir Waldo zu erfahren. Sie konnte sich nicht vorstellen, worüber die beiden
eine ganze Stunde gesprochen hatten.
    Der
nächste, der Sir Waldo sah, war Courtenay Underhill, und das unter Umständen,
die alle Zweifel ausschlossen. Ihm wurde der seltene Glücksfall
zuteil, zu sehen, wie der Unvergleichliche gerade ein solches
Kutschierkunststück ausführte, das Courtenay zu schauen ersehnte; und davon
konnte er nun seinen Freunden erzählen. Er ritt die Straße entlang, als er Sir
Waldos Phaeton näher kommen sah. Er wußte sofort, daß es seiner war, denn er
erkannte die Pferde. «Welch ein Gespann! Ich habe nie so vollendete Traber
gesehen, so aufeinander abgestimmt! Ich hatte einen wunderbaren Ausblick,
denn es war auf der langen Strecke, gerade eine Meile von der Abzweigung nach
Leeds. Nun, der Unvergleichliche kam in schnellem Trab und überholte einen
Bauernwagen, dem ich gerade begegnet war. Der Knecht, der ihn lenkte, wich zur
Seite, soweit er konnte, aber ihr wißt, wie schmal der Weg ist, der außerdem an
jeder Seite einen Graben hat. Ich war sicher, daß der Unvergleichliche anhalten
müsse, aber er fuhr ruhig weiter. Als er vorbei war, hielt ich an und blickte
zurück – nun, ich muß sagen, ich dachte: Entweder er stoppt oder er kippt um in
den
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