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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer
Autoren: Junggesellentage
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Sollte mich nicht wundern, wenn sie auf ihren
Einladungskarten eine Schildkrötensuppe ankündigt, und einen Walzerball, um
das Dinner stilvoll zu beenden! Lachen Sie nur! Ich tadle Sie nicht! Werde
lachen, wenn der Kerl mit Bedauern ablehnt – was er tun wird, soweit ich die
Stadtpflanzen kenne! Werde bei ihm vorsprechen, natürlich, muß ja freundlich
sein, obwohl ich ihn lieber nicht beachten möchte.»
    «Machen Sie
sich nichts draus», sagte Miss Trent ermutigend. «Er ist sicher in einer Woche
wieder abgereist, und in so kurzer Zeit kann er doch nicht Herzen brechen,
nicht wahr?»
    «Herzen
brechen? Oh, Sie denken an die Mädchen? Die kümmern mich wenig. Unsere Jungens
sind es! Verdammt soll ich sein, wenn mir ein
Bond-Street-Tagedieb nicht lieber wäre; dem würden sie nicht so verrückt
nachlaufen. Das Schlimme ist, daß es sich um einen der ersten Korinthier
handelt – habe gesehen, was die bei den grünen Jungen anrichten können.»
    Ihr Gesicht
wurde ernst. «Ja, Sir, auch ich habe es gesehen – in meiner eigenen Familie –,
aber das war in London. Ich kann mir nicht vorstellen, daß hier, in dieser
ruhigen Gegend, ein noch so dummer Junge auf eine schiefe Bahn geraten könnte.»
    «Das
fürchte ich auch nicht», sagte er ungeduldig, «nur daß sie sich den Hals
brechen in dem Versuch, den kostbaren Unvergleichlichen zu übertrumpfen. Würden
Sie glauben, daß selbst mein schneckenlangsamer Arthur meinen Phaeton
zuschanden gefahren hat in dem Versuch, durch das westliche Tor zu biegen.
Keine Kontrolle – kein Augenmaß! Und der Junge von Banningham! Reitet den
plumpen Grauen treppaufwärts in Brent Lodge – und euer Courtenay jagt ein
Eichhörnchen auf der Straße nach Harrogate! Schweigen wir darüber! Es ist
nichts geschehen, und er bekam seine Schelte vom alten Adcock – denn es waren
die Räder seines Wagens, die der Dummkopf fast streifte. Ein Zoll hat gefehlt. < Eine Elle ist zu wenig für dich > , sagte ihm Adcock. Sie werden es aber nicht
weitererzählen?!»
    Sie
beruhigte ihn. Als sie das Haupttor von Staples erreichten, verabschiedete er
sich und meinte grimmig, während er sich in den Sattel schwang, zum Glück sei
Joseph Calver nicht mitten in der Jagdsaison verschieden, wo jeder Grünschnabel,
der sich auf seines Vaters Konto weißgeränderte Stiefel gekauft hatte, mit
seinem Pferd an eine Hürde prallte und nach Hause gebracht werden mußte.
    «Denken Sie
an meine Worte!» mahnte er Miss Trent. «Ehe Sie um einiges älter geworden sind,
werden Sie Underhill aufgetakelt sehen in einem Mantel mit einem Dutzend Capes
und Knöpfen so groß wie Untertassen! Ich habe Arthur schon gesagt, ich denke
nicht daran, ihn herauszuputzen, damit er die anderen aussticht. Aber ich
zweifle nicht daran, daß Courtenay von seiner Mutter bekommen wird, was er
will. Ihr seid alle gleich, ihr Weiber!»

3
    Es war vielleicht unausweichlich, daß
des Unvergleichlichen Ankunft in Broom Hall den Erwartungen nicht ganz
entsprach. Der junge Mr. Mickleby, der Sohn des Gutsherrn, konnte seinen
Freunden erzählen, daß Sir Waldo seine Pferde vorausgeschickt hatte, er selbst
habe zwei Reitknechte in das Gittertor von Broom Hall einbiegen gesehen. Aber
die Pferde waren bloß Ackergäule, gutaussehende, breitsteißige Bauernpferde,
nichts Besonderes und nur zwei. Ihnen folgte ein Reisewagen, der – wie sich
später herausstellte – bloß zwei einfach gekleidete Diener enthielt und
erstaunlich wenig Gepäck. Man erfuhr, daß Sir Waldo die Reise von London in
bequemen Abschnitten in der eigenen Kutsche zurücklegte. Im großen ganzen paßte
das zu den Ideen der jungen Leute, wie ein bekannter Peitschenschwinger reisen
sollte; aber «bequeme Abschnitte» klang zu zahm und zerstörte die Vorstellung
von einem sportlichen Fahrzeug, das forsch widerhallte und in einer Staubwolke
durch das Dorf wirbelte.
    Bloß der
Stallknecht der «Krone» war dabei, als Sir Waldo in Oversett eintraf, und sein
Bericht über dieses denkwürdige Ereignis war enttäuschend. Statt eines
vierspännigen Karriols, das sogar Kleinstädter als den letzten Schrei kannten,
lenkte Sir Waldo einen Phaeton, und weit davon entfernt, durch das Dorf zu
wirbeln, hielt er das Gespann vor der «Krone» an, um sich nach dem Weg nach
Broom Hall zu erkundigen. Mit Sir Waldo fuhr noch ein Herr, und hinten saß ein
Reitknecht. Ein angenehmer Mensch, Sir Waldo, aber nicht von dem Schlag, den
Stallknecht Tom erwartet hatte. Er war nicht halb so fein herausgeputzt
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