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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer
Autoren: Lord Sherry
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verbesserte sein Onkel milde. «Wir dürfen unsere Grammatik nicht
vergessen!»
    «Habe ich
nie gekonnt», erwiderte der Viscount. «Und sagen Sie nicht ständig < mein
Junge > zu mir! Ich mag viele Fehler haben, aber das ist wenigstens einer,
den mir niemand vorwerfen kann!»
    «Anthony,
nimmst du denn gar keine Rücksicht auf meine armen Nerven?» fragte seine Mutter
mit bebender Stimme und setzte ihr Riechsalz wieder in Aktion.
    «Dann sag
diesem flachgesichtigen alten Zappelfritzen, er soll sich davonscheren!» sagte
der Viscount gereizt. «Versteht nie, daß er überflüssig ist, und weiß Gott,
ich habe ihm zahllose Male einen unmißverständlichen Wink gegeben.»
    «Ach, mein
J–, aber ich soll dich doch nicht so nennen, nicht wahr? Ich werde also Sherry
sagen, denn so rufen dich, wie ich glaube, deine Freunde und Zechkumpane, nicht
wahr?»
    «Ich
verstehe nicht, was das damit zu tun hat», erwiderte sein Neffe. «Wenn Sie es
sich nicht in den Kopf gesetzt hätten, hierherzukommen und ständig hier zu
leben, brauchten Sie mich überhaupt bei keinem Namen zu nennen, was ich nur
herzlich begrüßen würde.»
    Mr. Paulett
drohte ihm mit dem Finger, dann sagte er: «Sherry, Sherry, ich fürchte, deine
Werbung ist nicht glücklich ausgegangen. Aber mach dir nichts draus, mein
lieber Junge. Bleib standhaft, und du wirst sehen, daß du sie noch
herumkriegst.»
    Die
himmelblauen Augen des Viscount blitzten in einem plötzlichen Wutanfall auf und
eine Blutwelle rötete seine Wangen. «Hölle und Teufel!» rief er wütend. «Also
darum kümmern Sie sich, was? Ich wäre Ihnen zu Dank verpflichtet, wenn Sie sich
etwas weniger mit meinen Angelegenheiten beschäftigen würden!»
    Lady
Sheringham gab ihre bisherige Taktik auf, die anscheinend doch keinen Erfolg
versprach, und es gelang ihr, sich einer der Hände des Viscount zu bemächtigen.
Sie hielt sie zwischen ihren beiden fest, drückte sie beredt und sagte mit
leiser Stimme: «Liebster Anthony, bedenke, daß ich deine Mutter bin, und halte
mich nicht länger in dieser Ungewißheit. Hast du mit unserer lieben Isabella
gesprochen?»
    «Ja»,
knurrte der Viscount.
    «Komm, setz
dich hier neben mich, mein Liebling. Hast du – hast du um ihre Hand
angehalten?»
    «Ja. Aber
sie will mich nicht.»
    «Oh, wie
schade! Es war mein sehnlichster Herzenswunsch», seufzte Lady Sheringham. «Ach,
wenn ich dich nur mit Isabella verheiratet sehen könnte, dann würde ich in
Frieden gehen.»
    Ihr Sohn
sah sie erstaunt an. «Wohin gehen?» fragte er. «Wenn Sie an den Witwensitz
denken, dann verstehe ich nicht, was Sie daran hindert, an jedem beliebigen
Tag hinzuziehen. Außerdem könnten Sie meinen Onkel mitnehmen, und
diesbezüglich würden Sie bestimmt kein Wort des Widerspruchs von mir hören»,
fügte er großmütig hinzu.
    «Manchmal
glaube ich, daß du mich absichtlich mißverstehst», klagte Lady Sheringham.
«Denn mein schwacher Gesundheitszustand kann dir keineswegs entgangen sein.»
    «Was, Sie
wollen damit doch nicht sagen, daß Sie sterben werden», sagte der Viscount
ungläubig. «Nein, nein, das werden Sie nicht. Ich erinnere mich sehr genau,
.daß Sie das schon immer zu meinem Vater sagten, aber es wurde nie etwas
daraus. Zehn zu eins ist's nur mein Onkel, der Sie so ermüdet, weil er ständig
hier herumsitzt. Ich gebe Ihnen mein Wort, mich würde das in einer Woche töten,
und mit meinen Nerven war bisher bestimmt nie etwas los.»
    «Anthony,
wenn du schon für mich keine Rücksicht aufbringst, solltest du wenigstens das
Zartgefühl deines Onkels schonen.»
    «Ach was,
wenn ihm etwas nicht paßt, kann er ja gehen», erwiderte Seine Lordschaft
unverbesserlich.
    «Nein, o
nein, ich bin viel zu weltklug, um mich durch einen jungen Mann beleidigt zu
fühlen, der eben in der Liebe eine Enttäuschung erfahren hat», versicherte ihm
Mr. Paulett. «Oh, ich kenne das Gefühl der Demütigung nur zu gut, unter dem du
zu leiden hast. Es ist in der Tat äußerst schmerzlich, und ich möchte sagen,
für uns alle eine schwere Enttäuschung.»
    «Und diese
Verbindung wäre in jeder Beziehung so wünschenswert gewesen», klagte Lady
Sheringham. «Ihre Ländereien hätten die deinen so wundervoll arrondiert,
Anthony, und die liebe Isabella ist unter allen Mädchen genauso, wie ich sie
selbst für meinen einzigen Sohn ausgewählt hätte. Obwohl sich ihr Vermögen mit
dem deinen natürlich nicht vergleichen läßt, wäre es, da sie die einzige Erbin
ihres Vaters ist, durchaus nicht zu
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