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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer
Autoren: Lord Sherry
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Miss Milborne gereizt.
    «Aber ich
erkläre dir, daß ich dich wahnsinnig liebe – hingebungsvoll! Wenn du mich
nicht heiratest, ist mein ganzes Leben zerstört!»
    «Keine
Sorge. Du wirst auch weiter hirnrissige Wetten abschließen, dich an Rennen
beteiligen und hasardieren und ...»
    «Also, da
bist du aber auf dem Holzweg», unterbrach sie Sherry. «Das könnte ich gar
nicht, weil ich total pleite bin, wenn ich nicht heirate.»
    Dieses
wenig empfindsame Geständnis bewirkte, daß Miss Milborne auf beunruhigende
Weise wie erstarrt dasaß. «Was Sie nicht sagen!» rief sie dann aus. «Soll ich
das so verstehen, Mylord, daß Sie nur deshalb um meine Hand anhielten, um sich
Ihrer Schulden zu entledigen?»
    «Nein,
nein, das natürlich nicht. Wäre das der einzige Grund gewesen, dann hätte ich
in den vergangenen drei Jahren um eine Menge Mädchen anhalten können»,
erwiderte Seine Lordschaft mit schöner Offenheit. «Tatsache ist, Bella, daß
ich bis jetzt außerstande war, dazu den Mut aufzubringen, obwohl ich es, weiß
Gott, versuchte! Habe außer dir nie ein Mädchen kennengelernt, an das ich mich
fürs Leben hätte binden können – das kann ich beschwören! Frag Gil! Frag
Ferdy! Frag George! Frag, wen du willst! Alle werden dir sagen, daß es wahr
ist.»
    «Ich habe
nicht das geringste Bedürfnis, sie zu fragen. Vermutlich hättest du auch nie
daran gedacht, um mich anzuhalten, wenn dir dein Vater sein Vermögen nicht in
dieser albernen Form hinterlassen hätte!»
    «Nein,
wahrscheinlich nicht», stimmte der Viscount zu. «Das heißt, doch, ich hätte es
getan! Natürlich hätte ich es getan! Aber bedenk doch nur, mein liebes Kind!
Mein ganzes Vermögen würde bis zu meinem fünfundzwanzigsten Lebensjahr
verwaltet, außer wenn ich vorher heirate! Du mußt verstehen, in welch höllisch
übler Lage ich mich befinde!»
    «Gewiß»,
sagte Miss Milborne eisig. «Ich kann nur nicht verstehen, warum du nicht auf
der Stelle um eines der vielen Mädchen anhältst, die zweifellos glücklich
wären, dich heiraten zu können.»
    «Aber ich
will niemanden heiraten als dich!» erklärte ihr gepeinigter Freier. «Könnte
nicht einmal daran denken. Zum Kuckuck, Isabella, ich wiederhole doch immer
wieder, daß ich dich liebe!»
    «Nun, und
ich erwidere Ihre Liebe keineswegs, Mylord», sagte Miss Milborne äußerst
verärgert. «Vielleicht machen Sie statt dessen Cassy einen Antrag, denn ich bin
überzeugt, Mrs. Bagshot hat sie Ihnen in den verflossenen sechs Monaten immer
wieder an den Hals geworfen. Sollten Sie aber so wählerisch sein und Einwände
gegen Cassys Teint erheben, von dem ich allerdings zugeben muß, daß er arg
sommersprossig ist, so zweifle ich nicht, daß Eudora die Ehre zu schätzen
wüßte, wenn Sie Ihr Taschentuch in ihre Richtung werfen würden. Was aber
mich betrifft,
Mylord, so ist mir der Gedanke, Sie zu heiraten – obwohl ich Ihnen bestimmt
alles Gute wünsche –, nie in den Sinn gekommen, und ich muß Ihnen nochmals
sagen, und zwar zum letztenmal, daß ich Ihren ehrenvollen Antrag nicht annehmen
kann.»
    «Isabella»,
sagte Lord Sheringham in prophetischem Ton, «treib es nicht zu arg mit mir!
Wenn du einen anderen liebst – höre, Bella, wenn du dir Severn in den Kopf gesetzt
hast, so kann ich dir heute schon sagen, daß du ihn nie bekommen wirst. Du
kennst die Herzogin nicht! Der arme Severn kann nicht einmal behaupten, daß ihm
seine Seele gehört, und sie würde nie zugeben, daß er dich heiratet, darauf
kannst du dich verlassen.»
    Miss
Milborne stand jäh von ihrem Stuhle auf. «Ich finde, daß du das widerwärtigste
und abscheulichste Geschöpf der Welt bist!» sagte sie ärgerlich. «Nein, so
etwas – ich wollte wirklich, du gingest endlich!»
    «Schickst
du mich weg, dann gehe ich schnurstracks zum Teufel!» drohte Seine Lordschaft.
    Miss
Milborne lachte höhnisch. «Ich glaube, Mylord, daß Sie sich dort äußerst zu
Hause fühlen würden.»
    Der
Viscount knirschte hörbar mit den Zähnen. «Madam, Sie werden Ihre Grausamkeit
noch bereuen – wenn es zu spät ist!»
    «In der
Tat, Mylord, wenn wir vom Theaterspielen sprechen ...!»
    «Wer
spricht vom Theaterspielen?» fragte der Viscount.
    «Sie.»
    «Habe nie
etwas Derartiges gesagt. Wahrhaftig, Isabella, du kannst einen Mann um den
Verstand bringen!»
    Sie zuckte
die Achseln und wandte sich ab. Der Viscount, der plötzlich das Gefühl hatte,
daß er ihr vielleicht seine glühende Liebe – die ihn, wie er glaubte, verzehrte
– nicht
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