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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer
Autoren: Lord Sherry
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abscheuliche
Schule nach Bath schickt.»
    «Ich bin
überzeugt, daß das alles nur Unsinn ist», erklärte Sherry. «Du siehst nicht so
aus wie irgendeine Erzieherin, die ich je kennengelernt habe, und ich lege die
längsten Odds, daß dich keine Schule engagieren würde. Weißt du denn
irgend etwas, Hero?»
    «Ich glaube
es nicht», erwiderte Hero, «aber Miss Mundesley sagte, daß ich es ganz gut
machen werde, und da die Schule ihrer Schwester gehört, so glaube ich, daß sie
alles untereinander abgemacht haben. Weißt du, das ist nämlich unsere
Erzieherin. Wenigstens war sie es.»
    «Ich weiß»,
nickte Sherry, «und eine sauertöpfische alte Jungfer außerdem. Ich werde dir
etwas sagen, Fratz: wenn du in diese schauderhafte Schule gehst, machen sie
aus dir nur einen verdammten Sklaven, ich warne dich! Wenn ich es recht
überlege, was, zum Teufel, können sie nur vorhaben, ein junges Ding wie dich in
die Welt hinauszustoßen?»
    «Miss
Mundesley sagte, daß man mich sehr streng halten würde», erklärte Hero.
«Genaugenommen, stoßen sie mich also nicht in die Welt hinaus.»
    «Darauf
kommt es nicht an. Verdammt, je länger ich darüber nachdenke, desto übler
scheint mir die Sache. Du bist doch schließlich kein Bettelkind.»
    Miss
Wantage hob ihren unschuldigen Blick zu seinem Gesicht. «Doch, Sherry, das bin
ich. Ich habe doch gar kein Geld.»
    «Das hat
nichts zu bedeuten», sagte der Viscount ungeduldig. «Ich meine, daß ein Mädchen
deiner Herkunft nicht Erzieherin wird! Habe deinen Vater nicht persönlich
gekannt, habe aber alles über ihn erfahren. Sehr gute Familie – verdammt
besser als die der Bagshots! Und außerdem hast du eine Menge höllisch feiner
Verwandtschaft. In Norfolk oder so irgendwo. Habe gehört, wie meine Mutter
darüber sprach. Sie kommen mir wie eine sehr langweilige Gesellschaft von
Dummköpfen vor, aber das spielt keine Rolle. Am besten wäre es, wenn du ihnen
schriebest.»
    «Das hat
keinen Zweck», seufzte Hero. «Ich glaube, mein Vater hat sich mit ihnen
zerstritten, weil sie nichts für mich tun wollten, als er im Sterben lag. Also
glaube ich, hätten sie gar nichts dagegen einzuwenden, wenn ich Erzieherin
würde.»
    «So, aber
ich habe etwas dagegen einzuwenden», sagte der Viscount. «Ich werde das
keineswegs dulden. Du mußt an etwas anderes denken.»
    Miss
Wantage kam seine Rede weder despotisch noch unvernünftig vor. Sie stimmte mit
ihm überein, wenn auch etwas bedenklich. «Du meinst also, daß ich den
Hilfsgeistlichen heiraten soll, Sherry?» fragte sie und zog ihr kurzes Näschen
kraus.
    Der
Viscount starrte sie äußerst erstaunt an. «Warum, zum Teufel, sollte ich etwas
Derartiges meinen? Natürlich meine ich es nicht. Du bist von allen albernen
Mädchen wahrhaftig das albernste, Hero!»
    Miss
Wantage nahm diese Zurechtweisung demütig und bescheiden genug entgegen, sagte
aber: «Ich halte es ja auch für eine alberne Idee, aber meine Cousine Jane
sagt, entweder den Hilfsgeistlichen oder die abscheuliche Schule.»
    «Du willst
damit doch nicht etwa behaupten, daß der Hilfsgeistliche dich heiraten will?»
fragte Sherry.
    Miss
Wantage nickte. «Er hat um mich angehalten», erklärte sie nicht
ohne Stolz.
    «Mir kommt
vor», sagte Seine Lordschaft streng, «als wärest du, seitdem ich dich zum
letztenmal sah, verteufelt leichtsinnig geworden. Was du nicht sagst! Den
Hilfsgeistlichen heiraten! Hat er dich etwa auch hinter der Tür geküßt?»
    «O nein,
Sherry», versicherte ihm Miss Wantage. «Meine Cousine Jane 'sagt auch, daß er
sich mit der größten Schicklichkeit benommen hat.»
    «Das will
ich auch hoffen», sagte Seine Lordschaft und verdarb den Ernst dieser Bemerkung
etwas, indem er einen Augenblick später nachdenklich hinzufügte: «Der kommt
mir auch wie ein fader Hund vor.»
    «Ja, das
ist er auch», stimmte Hero zu. «Ich glaube schon, daß er vielleicht sehr gütig
ist, aber – o Sherry, wenn du mir deswegen nicht böse wärest, würde ich doch
lieber Erzieherin werden, weil ich ihn wirklich nicht heiraten möchte.»
    «Was ich
nicht verstehen kann», sagte Seine Lordschaft, «warum will er dich eigentlich
heiraten? Er muß im Oberstübchen nicht ganz richtig
sein. Weißt du, Hero, du eignest dich einfach nicht zur Frau eines Geistlichen,
und du hast ihm bestimmt nicht erzählt, daß du damals den Kirchenstuhl von
Bassenthwaites mit Leim bestrichen hast, so daß alle Anwesenden außer sich vor
Verlegenheit waren?»
    «Nein, das
habe ich ihm nicht
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