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Georg Büchner, "Woyzeck" - Textausgabe + Lektüreschlüssel

Georg Büchner, "Woyzeck" - Textausgabe + Lektüreschlüssel

Titel: Georg Büchner, "Woyzeck" - Textausgabe + Lektüreschlüssel
Autoren: Reclam
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aktiv. 1877 bis 1884 saß er für die demokratische »Fortschrittspartei« im Reichstag. Luise Büchner (1821–77) machte sich mit dem 1855 erschienenen Buch
Die Frauen und ihr Beruf
einen Namen als Frauenrechtlerin. Zahlreiche weitere Veröffentlichungen wandten sich in emanzipatorischer Absicht vor allem an die Frauen des Mittelstandes und der Arbeiterschaft. Luise Büchner verfasste zudem literarische und geschichtliche Werke. Im selben Jahr 1855 wie Luise trat auch Ludwig Büchner (1824–99) mit seinem philosophischen Werk
Kraft und Stoff
an die Öffentlichkeit, das ihn zum populärsten materialistischen Philosophen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts machte. Als praktischer Arzt trat er zudem in die Fußstapfen des Vaters und war als sozialer Demokrat politisch tätig. Der jüngste Bruder Alexander schließlich (1827–1904) war promovierter Jurist, nahm aktiv an der Revolution von 1848 teil, wurde vor Gericht gestellt, habilitierte sich schließlich in Zürich als Literaturwissenschaftler und lehrte ab 1867 als Professor in Caen. Das Denken und Handeln all dieser Geschwister war auf je eigene Art vom Vorbild des jung verstorbenen ältesten Bruders beeinflusst.

Georg Büchner

Porträtzeichnung von August Hoffmann

Georg Büchner verbrachte seine Kindheit und Jugend in Darmstadt, wohin sein Vater 1816 als Kreisarzt versetzt worden war. In der rund 20 000 Einwohner zählenden Residenzstadt des Großherzogtums Hessen-Darmstadt absolvierte er zunächst die freigeistige »Privat-Erziehungs- und Unterrichts-Anstalt« des Theologen Dr. Karl Weitershausen (ab 1821) und von 1825 bis 1831 das neuhumanistische Gymnasium. Beide Schulen vermittelten eine gründliche Ausbildung, deren Spuren allenthalben in Büchners Werken nachzuweisen sind. Am Darmstädter Gymnasium unterrichteten kritisch und fortschrittlich denkende Lehrer. Die Schule zog infolgedessen den Verdacht auf sich, »eine Vorschule verbotener Verbindungen und Umtriebe« zu sein (nach Hauschild,
Bildmonographie
, S. 26). Tatsächlich standen allein aus Georg Büchners Klasse noch acht weitere Schüler später im Verdacht »revolutionärer Umtriebe«. Georg Büchner begeisterte sich als Schüler für die Französische Revolution, trug, wie sich sein Bruder Ludwig erinnerte, eine »rote Jakobiner-Mütze« und begrüßte einen seiner gleichgesinnten Freunde regelmäßig mit »Bon jour, citoyen«. In Schulaufsätzen wie auch in zwei Reden zu festlichen Schulanlässen verherrlichte er die großen Einzelnen, die im Laufe der Menschheitsgeschichte ihr Leben für die Idee der Freiheit in die Bresche geschlagen hatten. Eine dieser Reden hielt er Ende September 1830, als die durch die Pariser Juli-Revolution ausgelöste europäische revolutionäre Gärung gerade das Großherzogtum Hessen-Darmstadt erfasst hatte.
    Georg Büchner blickte nach Frankreich. So wird es ihm recht gewesen sein, dass sein Vater 1831 Straßburg als den Ort bestimmte, an dem sein Sohn das Medizinstudium aufnehmen sollte. Georg Büchner wohnte bei entfernten Verwandten, dem verwitweten Pfarrer und demokratisch gesinnten Gelegenheitsdichter Johann Jakob Jaeglé (1763–1837) und dessen Tochter Wilhelmine. Während einer Erkrankung im Frühjahr 1832 schloss er mit der drei Jahre älteren Wilhelmine eine heimliche Verlobung.
    Die beiden Straßburger Studienjahre hat Georg Büchner rückblickend als seine glücklichste Zeit bezeichnet. Neben dem Studium machte er sich mit revolutionären französischen Gesellschaftstheorien und der politischen Arbeit im Untergrund vertraut. Die politischen Verhältnisse nach den Revolutionen von 1830, welche zur Etablierung des »juste milieu«, zum politischen Erstarken der vermögenden Bürger, geführt hatten, ohne dass die demokratischen Grundrechte im Kern vorangebracht und die materiellen Verhältnisse der Armen verbessert worden waren, kommentierte er, hüben wie drüben des Rheins, mit Verachtung.
    Der Landesvorschrift gemäß setzte Georg Büchner nach den Sommerferien 1833 sein Studium an der hessischen Landesuniversität Gießen fort. Kaum zwei Monate später kehrte er aufgrund einer Hirnhautentzündung für einige Wochen ins Elternhaus nach Darmstadt zurück. Die mitleiderregenden Lebensverhältnisse der oberhessischen Landbevölkerung, die Aussicht, nach Abschluss des Studiums in den Dienst eines innerlich abgelehnten Systems einzutreten, besonders aber die Trennung von Wilhelmine Jaeglé lasteten schwer auf seinem Gemüt. Von seinen Mitstudenten
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