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Gentlemen's Club

Gentlemen's Club

Titel: Gentlemen's Club
Autoren: Primula Bond
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ich. Miss Sugar schüttelte den Kopf, strich über ihre Haare und reichte mir meinen Lebenslauf zurück.
    »Er ist der Eigentümer des Clubs, Sir Simeon Symes. Begreifen Sie jetzt, wie falsch Sie mit Ihrer Vermutung liegen? Ich fühle mich beschämt, dass Sie glauben konnten, dieser einzigartige, edle Hafen wäre ein Bordell. Er ist eigentlich für das genaue Gegenteil entworfen. Frauen bleiben in fast allen Fällen draußen. Frauen, Freundinnen, Mätressen - sie sind es, die unsere Mitglieder nicht sehen wollen, wenn sie zu uns kommen. Ja, es gibt nur drei Frauen hier, die regelmäßig anwesend sind - ich, Miss Breeze und ...«
    Sie brach ab. Ihre Wangen waren immer noch pink, und in ihren Augen glitzerten Tränen der Wut. Ich hätte gern gewusst, wer die glückliche dritte Frau sein würde.
    »Ich wollte Sie nicht beleidigen, Miss Sugar. Allmählich kann ich mir ein Bild machen, und es sieht immer verlockender aus.« Ich lächelte sie an und versuchte, sie aufzutauen. »Drei Frauen, Sir Simeon und ganze Horden dösiger Gents.«
    »So will er es haben, ja. Der Gentlemen's Club ist sein Baby. Er ist unser Boss.«
    »Er sieht nicht wie ein Sir aus. Er sieht eher wie ein ...« Ich brach ab. Miss Sugar sah ganz verzaubert aus, und die Tür stand noch offen. »Warum führt Sir Simeon nicht das Bewerbungsgespräch mit mir, wenn er der Boss ist?«
    »Das überlässt er alles mir. Verwaltung, Finanzen, die vielen Kleinigkeiten. Deshalb suchen wir eine Neue für den Betrieb an vorderster Front. Die Begrüßung der Gäste, die Partys, die Soireen, die Blumengestecke, die Begegnungen eins zu eins ... Also, ich möchte Ihre Zeit nicht länger beanspruchen. Ich habe den Eindruck, dass unser Konzept, den Mitgliedern alle Wünsche zu erfüllen, mit Ihren feministischen Prinzipien kollidiert. Wie ich schon sagte, Miss Summers, ich glaube nicht, dass diese Position für Sie geeignet ist.«
    »Im Gegenteil, Sugar. Verzeih, aber du irrst dich.« Die dunkle Lady trat ins Zimmer. Ich konnte ihr durchdringendes Parfum riechen, schwer wie Wein. »Ich wundere mich, dass du ihr Potenzial nicht wahrgenommen hast. Aber dies ist schließlich dein erstes Bewerbungsgespräch, seit du die Verwaltungs-Managerin geworden bist, oder welchen Titel hast du dir ausgedacht? Jedenfalls sind deine Fehlurteile eher zu verstehen, wenn man weiß, dass das alles neu ist für dich. Machen wir doch alle eine Pause.«
    Ihre Hände ruhten auf meinen Schultern und drückten sie nach unten. Ich merkte erst jetzt, dass ich zusammengekauert dagesessen hatte, und mir wurde auch klar, dass sie uns schon eine Weile aus irgendeinem Versteck zugeschaut hatte. Sie drückte, bis meine Schultern entspannt waren, und dann presste sie weiter. Mein Kopf legte sich bereitwillig in den Nacken und ruhte an ihrem Bauch.
    »Miss Breeze, ich bin nur über unser Image besorgt. Ich meine ...« Miss Sugar starrte mich empört an, dann stand sie auf und führte sie auf eine Seite. Sie senkte die Stimme ein wenig, aber ich hatte sie im Verdacht, dass ich jedes Wort mitbekommen sollte.
    »Diese Baskenmütze und das Kostüm, das ihr nicht passt, da weiß man doch sofort, woran man ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eines unserer Mitglieder sich behaglich fühlen würde, von Miss Summers begrüßt zu werden, wenn sie sich so anzieht. Ganz zu schweigen, wenn sie ihnen Cocktails einschenken soll. Sie wird sich an die Lieblingsseife des einzelnen Mitglieds nicht erinnern können, sie wird die Namen der besten Restaurants nicht behalten, und wer kann sich Miss Summers schon in der Oper vorstellen? Wir müssen an unsere Reputation denken. Sie könnte an einem einzigen Abend ruiniert sein.«
    »Unsere Reputation?«, fragte Miss Breeze nach, und auch sie bemühte sich nicht, leise zu sprechen. In diesem Moment wurde mir bewusst, dass es nicht sinnvoll war, der dunklen Lady in die Quere zu kommen. Ihre Stimme klang, als würde Eis durch Stahl schneiden. »Vergiss nicht, dass du hier nur eine Angestellte bist, Sugar. Genau wie Miss Summers hier. Es ist meine Reputation, die auf dem Spiel steht, weil ich die maîtress d' bin. Und letztlich natürlich auch die Reputation von Sir Simeon. Aber ganz sicher nicht deine.«
    Miss Sugars Gesicht verzog sich zu einer Serie schmerzerfüllter Falten, und sie tastete hinter sich nach ihrer Brille, aber gerade, als ich ihr Unbehagen zu genießen begann, zog mir die dunkle Frau die Baskenmütze vom Kopf, und nun war es Miss Sugar, die hämisch grinste. Meine
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