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Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret
Autoren: Tom Knox
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rituelle Opferungen in dieser Region.«
    »Im Land Abrahams«, sagte Kiribali.
    »Ja. Der in der Nähe von Sanliurfa geborene Prophet Abraham muss zum Teil von den Göbekli-Nordmenschen abgestammt haben: Er war intelligent, charismatisch, die geborene Führerpersönlichkeit. Und er war besessen von der Idee des Opfers. In der Bibel heißt es, dass er in seinem bedingungslosen Gehorsam gegenüber seinem unnachsichtigen Gott sogar so weit gegangen wäre, seinen eigenen Sohn zu schlachten. Zudem steht Abraham am Anfang der drei großen Religionen: Judentum, Christentum und Islam. Die abrahamitischen Religionen. Und die Wurzeln dieser Religionen entstanden auf der Basis mündlicher Überlieferungen, die zum allgemeinen Wissensfundus der Menschen dieser Region gehörten.
    Letztlich sind also die drei großen monotheistischen Religionen auf die traumatischen Geschehnisse in Göbekli Tepe zurückzuführen. Sie basieren alle drei auf der Angst vor großen Engeln und einem zürnenden Gott: auf einer unterbewussten kollektiven Erinnerung an die Vorkommnisse in der kurdischen Wüste, an die Zeit, als mächtige, sehr gewalttätige Wesen zu uns kamen, um in unserer Mitte zu leben. Bezeichnenderweise spielt das Konzept des Menschenopfers in diesen drei Religionen nach wie vor eine tragende Rolle: im Judentum haben wir das fleischliche Scheinopfer der Beschneidung, im Islam Selbstmordopfer des Dschihad …«
    »Vielleicht auch die von al-Qaida ermordeten Geiseln?«
    »Möglicherweise fallen auch sie darunter. Und im Christentum haben wir das Opfer von Jesus Christus, Gottes erstgeborenem Sohn, der immer wieder für die Menschheit am Kreuz stirbt. Alle diese Religionen sind also ein Stresssyndrom, eine Art Albtraum, in dem wir das Trauma der feindlichen Einfälle aus dem Norden immer wieder von Neuem durchleben, gewissermaßen als diejenige Phase unserer Geschichte, in der wir aus dem Paradies vertrieben wurden und unser Leben in unbeschwertem Müßiggang aufgeben mussten, um stattdessen Ackerbau zu betreiben. Und den Phallus zu küssen. Und unsere eigenen Kinder zu töten, um die zürnenden Götter gnädig zu stimmen.«
    »Aber eines verstehe ich nicht… was haben die Jesiden mit alldem zu tun?«
    »Sie sind von ganz entscheidender Bedeutung. Es gibt nämlich nur zwei Quellen, aus denen wir unser Wissen über das beziehen, was in Göbekli wirklich passiert ist. Die erste sind Anhänger der kurdischen Kulte: Jarsenen, Aleviten und Jesiden. Diese Stämme betrachten sich als direkte Abkömmlinge der reinrassigen Höhlenmenschen von Göbekli. Sie sind die Söhne des Krugs. Die Söhne Adams. Der Rest der Menschheit, behaupten sie, stammt von Eva ab, aus einem zweiten Krug mit Mischlingen: einem Krug voller Skorpione und Schlangen.«
    »Ich verstehe …«
    »Diese Kulte haben viele gemeinsame Mythen vom Garten Eden. Aber auch für ihre Anhänger sind die Vorkommnisse in Göbekli lediglich eine angstbesetzte kollektive Erinnerung an bösartige vogelähnliche Engel, die bedingungslose Unterwerfung verlangten. Diese vagen Überlieferungen besitzen jedoch immer noch enorme Kraft. Das ist zum Beispiel der Grund dafür, weshalb vor allem die Jesiden niemanden heiraten dürfen, der nicht ihrer Glaubensgemeinschaft angehört. Dahinter steckt die mythische Angst, ihr Erbgut mit dem Hang zur Gewalt zu infizieren, den sie beim Rest der Menschheit beobachten. Bei uns allen. Bei den Menschen, die das Göbekli-Gen in sich tragen.«
    Kiribali sah Rob nachdenklich an.
    Rob fuhr fort: »Auch die verfluchten Jesiden haben eine schwere Bürde zu tragen. Eine tiefe Schmach. Sie behaupten zwar, rein zu sein, aber in ihrem tiefsten Innern ahnen sie sehr wohl, dass dem nicht so ist: dass sich vielmehr einige ihrer Vorväter mit den bösen Nordmenschen vermischt und diesen somit ermöglicht haben, das Göbekli-Gen zu verbreiten, weshalb letztlich sie die Schuld an den Missständen auf der Welt tragen. Daher die selbstgewählte Isolation der Jesiden, ihre Geheimniskrämerei und ihre tiefe Scham. Und deshalb haben sie sich auch kaum über den engeren Umkreis des Tempels hinaus verbreitet, von dem sie kommen. Sie müssen ihn schützen. Sie fürchten immer noch, vom Rest der Menschheit aus lauter Wut vernichtet zu werden, falls die Wahrheit ans Licht kommt und bekannt wird, was sie getan haben. Ihren Vorfahren ist es nicht gelungen, die Menschheit vor den Nordmenschen zu schützen. Ihre Frauen wurden nicht nur vergewaltigt, manche haben sich den Dämonen aus dem
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