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Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret
Autoren: Tom Knox
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gesellschaftlicher Organisation: daher dieser schier unglaubliche Sprung in der von Göbekli Tepe repräsentierten Kultur. Übrigens vermute ich stark, dass die Anlage von Göbekli von diesen Supermenschen erbaut wurde, um bei den Jägern und Sammlern Ehrfurcht zu wecken.«
    Irgendwo in der Dunkelheit meckerte eine Ziege.
    »Eine Weile muss Göbekli Tepe den kleinen Jägern und Sammlern wie das Paradies erschienen sein. Ein Garten Eden, ein Ort, an dem die Götter mit den Menschen verkehrten. Doch das begann sich irgendwann zu ändern. Möglicherweise verknappten sich die Nahrungsressourcen. Das hatte zur Folge, dass die Riesen aus dem Norden die kleinen Jäger zum Arbeiten anstellten: Sie zwangen sie, die Wildgräser der kurdischen Ebenen zu ernten und das arbeitsreiche Leben von Ackerbauern zu führen. Damit hatte der unerklärliche Übergang zur Landwirtschaft begonnen. Die neolithische Revolution. Und wir Menschen waren die Heloten. Die Sklaven. Wir mussten auf den Feldern schuften.«
    »Meinen Sie, das war der Sündenfall?«, fragte Kiribali. »Die Vertreibung aus dem Paradies?«
    »Vielleicht. Eine zusätzliche Dimension verleiht dieser Frage der Umstand, dass uns aus jener Zeit auch seltsame Hinweise auf Veränderungen im menschlichen Sexualverhalten erhalten sind. Vielleicht fanden die Nordmenschen Gefallen daran, die kleinen Höhlenfrauen zu vergewaltigen oder sie von Schweinen besteigen zu lassen, wie es auf diesem Relief in Ihrem Museum abgebildet ist; vielleicht brachten sie den Frauen auch bei, >den Phallus zu küssen<, wie es im Buch Henoch heißt. Jedenfalls wurden sich die Frauen ihrer Sexualität bewusst, als sie mit den Neuankömmlingen kopulierten - so wie Eva sich im Garten Eden ihrer Nacktheit bewusst wurde. Und bei der Kreuzung der zwei Hominidenspezies vererbten sich, wenn auch in abgeschwächter Form, die unseligen Gene für ausgeprägte Brutalität und den Hang zu rituellen Opferungen.«
    In weiter Ferne hupte ein Lastzug.
    »Deshalb ja, es war der Sündenfall. Die im Umkreis von Göbekli angesiedelten Menschen waren in einem hohen Maß brutalisiert, traumatisiert und hypersexualisiert. Das war kein Garten Eden mehr. Zudem wirkte sich der Ackerbau nachteilig auf die Umwelt aus. Er erschwerte die Lebensumstände. Und es liegt nahe, was die Reaktion der Nordmenschen auf diese schlechten Vorzeichen war. Sie griffen auf altbewährte Mittel zurück: Um die grausamen Naturgottheiten oder die Dämonen in ihren Köpfen milde zu stimmen, begannen sie, wieder Opfer darzubringen. Und sie glaubten, sie müssten die Götter mit Menschenblut besänftigen. Und Krüge mit lebenden Babys füllen.« Rob blickte auf die leere Wüste im Osten.
    Kiribali beugte sich vor. »Und dann?«
    »Inzwischen nähern wir uns der geschichtlichen Phase, aus der uns die ersten schriftlichen Überlieferungen vorliegen. Gegen achttausend vor Christus müssen das Leiden und Opfern und die Gewalttätigkeit derart überhandgenommen haben, dass sich die eingeborenen Sammler und Jäger gegen die Eindringlinge aus dem Norden auflehnten. Sie wehrten sich. Es kam zu einer großen Schlacht. In ihrer Verzweiflung metzelten die Höhlenmenschen die eingewanderten Nordmenschen, denen sie zahlenmäßig weit überlegen waren, bis auf den letzten Mann nieder. Und begruben ihre Leichen in einem Tal, in dem sich die Gräber der geopferten Kinder befanden. Und so entstand dort ein riesiges Massengrab - nicht weit von hier, von Göbekli. Das Tal des Mordens.«
    »Und dann schütteten sie den Tempel zu!«
    Rob nickte. »Nach der Schlacht wurde Göbekli unter unendlichen Mühen mit Tonnen von Erde verschüttet, um die Schande der Vermischung zu verbergen und die böse Saat zu vergraben. Die Sammler und Jäger vernichteten den großen Tempel ganz gezielt, um jede Erinnerung auszulöschen: die Erinnerung an die Schrecken, an die Vertreibung aus dem Paradies, an die Begegnung mit dem Bösen.
    Doch das Zuschütten des Tempels half nichts mehr. Es war schon zu spät. Die gewalttätigen und opferwilligen Gene der Nordmenschen hatten bereits Eingang in die DNS von Homo sapiens gefunden. Das Göbekli-Gen war bereits Teil des menschlichen Erbguts. Und es verbreitete sich. Dank der Bibel und anderer schriftlicher Quellen können wir die Spur des Gens sehr genau verfolgen. Wir können sehen, wie die aus Göbekli Vertriebenen nach Süden zogen, nach Sumer, Kanaan und Israel, denn sie verbreiteten auf ihren Wanderungen ihr Erbgut. Daher die frühen Hinweise auf
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