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Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)

Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)

Titel: Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)
Autoren: Thariot
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fangen können. Minus zehn, minus zwanzig Grad, mit nasser Haut war es nicht einfach, die Lufttemperatur zu schätzen. Er schmunzelte, beinahe schon sommerlich, fand er, denn die Kälte machte ihm nichts.
    Der Nachmittag war wunderschön, nicht eine Wolke trübte den blauen Himmel über der Arktis und am Horizont standen die beiden Sonnen Zoha und Antaris dicht nebeneinander. Er mochte diese Namen und die vielen kleinen Geschichten, die er und seine Geschwister sich dazu als Jugendliche ausgedacht hatten.
    »Elias?« Das war allerdings nicht die hohe Stimme der Natur, sondern die von Ruben, seinem Bruder, der während seines Angelausflugs auf ihn aufpasste. Mit dem Finger am Hals aktivierte er die Sprachübertragung. Es war völlig egal, wo er sich befand, mit dem Kommunikations-Chip unter der Haut war er immer online.
    »Vermisst du mich schon?«
    »Und wie ... geh mal bitte einen Schritt zur Seite«, sagte Ruben konzentriert. Ein Projektil zischte an Elias vorbei, um einen Moment später ein Stück entfernt irgendetwas Weißes rot platzen zu lassen. Verdammte Schneckenköpfe! Wenige Sekunden später hörte Elias den dazugehörigen Gewehrschuss aus der gegenüberliegenden Richtung. Das waren ungefähr zwölf Sekunden, er musste um die vier Kilometer vom Habitat entfernt sein.
    »Danke.« Trotz der guten Sicht konnte Elias Ruben nicht sehen, der mit einem weitreichenden Präzisionsgewehr seinen Ausflug gesichert hatte. Mit dieser Waffe, einer digitalen Zieloptik und sich selbst in der Flugbahn korrigierender Munition war es möglich, Ziele zu treffen, die man mit dem bloßen Auge nicht mehr sehen konnte. Ruben war nicht nur sein Bruder, sondern auch Waffensystem-Offizier der R-12.
    »Du bist bescheuert!« Rubens Antwort war genau so präzise wie der Blattschuss aus fünf Kilometer Entfernung.
    »Magst du doch lieber wieder Protein aus der Tüte?« Mit dem Bein stieß Elias den Schlitten neben den Eishai und machte seinen Fang zur Rückfahrt bereit.
    »Die Tauch-Nummer ist trotzdem bescheuert. Du wärst nicht der Erste, der dabei draufgegangen ist. Aber dein Weg zurück ist sauber. Ich hab dich im Scanner, es ist weit und breit kein weiterer Schneckenkopf auszumachen.«
    »Ich bin auf dem Weg.«
    »Mach hin ... mir frieren die Eier ab«, beschwerte sich Ruben. Elias deaktivierte mit einem Fingerdruck am Hals die Übertragung. Er wollte sein Talent, der Kälte zu trotzen, nicht über Gebühr strapazieren. Mit einem Handtuch trocknete er sich ab und zog die Schutzkleidung wieder an.
     
    Eigentlich mochte Elias es, allein über das Eis zu ziehen. Dabei ließ sich gut nachdenken, die Kälte erinnerte ihn stets daran, wo er war. Das war seine Heimat, eine andere Welt kannte er nicht. Obwohl er sich nicht darum gerissen hatte, Arzt zu werden. Neben seiner unkonventionellen Leidenschaft zu fischen, war Elias auch der medizinische Offizier an Bord der R-12.
    Eine der beiden Sonnen stand bereits sehr tief, während die andere noch für gut eine Stunde Tageslicht sorgen würde. Sie würden sogar eine Nacht bekommen. Heute kam es zu der seltenen Sternenkonstellation, in der die Sonnen Zoha und Antaris binnen einer Stunde an derselben Stelle am Horizont untergehen würden. Was auch der Grund für den nur minus zehn bis minus zwanzig Grad kalten und damit eher lauwarmen Nachmittag war. Die Tage im Eis konnten ansonsten auch erheblich kälter werden. Besonders mit der nun beginnenden Periode der Dunkelheit waren Temperaturen bis unter minus hundert Grad möglich. Deshalb würde niemand während der nächsten Tage das Habitat verlassen, nicht einmal Elias.
     
    ***
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

II. Habitat
    Seit vor zwei Jahren der letzte Motorschlitten ausgefallen war und Elias nur noch einen Titanrahmen mit Kufen über das Eis schieben durfte, waren die Rückwege im Thermoanzug mit 250 Kilogramm fetten Fischhappen im Schlepptau recht mühsam. Er stoppte die Rutschpartie und aktivierte einen flexiblen Bildschirm am Unterarm seines Overalls. Hier war genau die richtige Stelle.
    »Mach doch nicht jedes Mal wieder ein Spielchen daraus!«, rief Elias über das Eis. Weit und breit befand sich nichts außer Schnee, Eis, noch mehr Schnee und jede Menge Horizont. Er wusste genau, dass er richtig navigiert hatte. Der Transponder befand sich genau unter seinen Füßen.
    »Solange du mich nicht findest, wird das auch kein Schneckenkopf tun!«, erklärte Ruben und stand nur einen Meter neben ihm wie aus dem Nichts auf.
    »Die
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