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Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)

Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)

Titel: Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)
Autoren: Thariot
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überlassen!« Er mochte Kezia, auch sie liebte es, im Polarmeer in kurzer Hose Eishaie fischen zu gehen. Was auch das einzige sportliche Hobby war, dem man in dieser Gegend nachgehen konnte. An Bord der R-12 war sie der Kommunikationsoffizier, was bedeutete, dass sie den ganzen Tag Funksprüche in die Welt schickte und mittlerweile sogar in der Lage war, die verschiedenen Wirbelstürme am Äquator an ihren unterschiedlichen elektromagnetischen Amplituden zu unterscheiden. Jemand anderes hatte ihr bislang allerdings nicht geantwortet.
     
    »Hast du schon gehört, was passiert ist?«, fragte Kezia betroffen, während sie gemeinsam mit Elias im Lagermodul für Lebensmittel den Raubfisch ausnahm. Die Knochen, die Haut, das Fleisch und das Fett, es gab nichts, was nicht verwertet wurde. Mit den Jahren nutzten sie das Fischöl, um Strom zu erzeugen. Die Fusionsgeneratoren liefen schon lange nicht mehr mit Wasserstoff.
    »Was denn?«
    »Sem will nach Süden gehen ...«
    »Sem!? Warum das denn?« fragte Elias erschrocken. Sem war ein feiner Kerl - und ein guter Jäger. Zudem war er ihr Versorgungsoffizier und für die Küche zuständig, niemand sonst konnte aus Eishaien etwas Genießbares zubereiten.
    »Frag ihn. Er hat sich vorhin mit Ruben gestritten, der ihm keinen Delta-7 Anzug geben wollte.«
    »Wir haben nicht mehr viele.«
    »Nur noch drei, wobei laut Ruben nur noch einer halbwegs funktioniert.«
    »Und?«
    »Sem geht ohne Anzug, sobald eine der Sonnen aufgeht, will er los«, antwortete Kezia mit Tränen in den Augen, auch Sem war einer ihrer Brüder.
    »Das ist Selbstmord. Noch nicht einmal die, die in der Vergangenheit mit einem Delta-7 Anzug geschützt losmarschiert sind, sind zurückgekommen.«
    »Ich weiß.«
    »Was sagt Vater dazu?«, fragte Elias. Vor drei Jahren hatten sich die ersten beiden ihrer Geschwister auf den Weg gemacht, um im Süden nach einer lebensfreundlicheren Gegend zu suchen. Vergangenes Jahr hatte sich die letzte Expedition ins Unglück gestürzt. Sie hatten angenommen, zu viert und schwer bewaffnet allen Gefahren begegnen zu können. Den Misserfolg des ersten Versuches hatten sie dem Alter ihrer Geschwister zugeschrieben, die damals erst sechzehn Jahre alt gewesen waren. Eine folgenschwere Entscheidung, denn von beiden Gruppen gab es bisher keine Nachricht. Wobei die digitalen Kurzwellen-Funkgeräte, die sie mit sich trugen, eine terrestrische Reichweite von mehreren Tausend Kilometern hatten.
    »Nichts.«
    »Wie, nichts?«
    »Nichts, was erwähnenswert wäre. Vater redet nur Blödsinn. Die ganze Computer-Scheiße an Bord ist Müll. Wenn Ruben uns nicht gerade beim Fischen zusieht, versucht er die ganze Zeit, mit Sarai diesen alten Schrotthaufen wieder zum Laufen zu bringen.«
    »Ruben und Sarai wissen genau, was sie tun!«, erklärte Elias unmissverständlich und legte das weiße Muskelfleisch des Eishais in eine Kühlbox. Ihre Schwester Sarai war die zweite Frau an Bord und mit Ruben zusammen. Da man Sarai und Kezia sonst nicht hätte unterscheiden können, hatte sich Sarai die Haare blondiert. Ferner hatte Sarai nur eine Aufgabe - sie sollte den Hauptrechner neu starten, was sie leider seit sieben Jahren nicht hin bekam.
    »Bestimmt sogar. Wenn nicht sie, wer sonst?«
    »Genau, wer sonst ...« Elias senkte den Kopf. Ruben hatte viel Geschick gezeigt, neben den Waffen auch die komplizierte Technik im Habitat zu warten. Weswegen auch der letzte Kampfanzug auf ihn abgestimmt war. Damit war ihr klügster Kopf gleichzeitig auch ihr letztes brauchbares Waffensystem.
    »Geht es dir gut?«, fragte Kezia. Sie waren mit der Arbeit fertig und wuschen sich gerade die blutigen Reste des Eishais von den Händen.
    »Nein. Es geht mir nicht gut«, antwortete Elias und verließ die Lagereinheit. Der Gedanke, dass auch Sem gehen würde, hatte ihm seine Laune gründlich verdorben. Diese Machtlosigkeit, die ständige Angst, immer weitere Geschwister zu verlieren, bedrückte ihn. Er fühlte sich, als ob er in der Schwärze des Polarmeeres versinken würde.
    »Du bist nicht allein! Elias, warte ...«, rief ihm Kezia noch vergeblich hinterher. An ihr lag es sicherlich nicht, Elias brauchte ein wenig Zeit für sich allein.
     
    ***

III. Vater
    »Vater?«, fragte Elias, der sich in seine Schlafkabine zurückgezogen hatte. Zwei Meter lang, einen Meter breit und einen Meter hoch. Es reichte gerade, um sich aufzusetzen, ohne sich den Kopf anzustoßen. Für mehr Privatsphäre reichte der Platz nicht. Auf einem
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