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Generation Wodka

Generation Wodka

Titel: Generation Wodka
Autoren: Marcus Mockler , Wolfgang Büscher , Bernd Siggelkow
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oben geforderten Maßnahmen wäre aber zumindest mal ein Anfang gesetzt. Wie beim Rauchen ginge ein kraftvolles Signal in die Gesellschaft: „Wir bagatellisieren den Alkoholmissbrauch nicht länger, sondern verbannen das selbstverständliche Trinken aus dem öffentlichen Leben.“

 
Gedanken zur Zukunft – Ein Schlusswort
    Die „Generation Wodka“ braucht positive Vorbilder, damit diese Generation nicht wächst, sondern kleiner wird. Wo sind diese Vorbilder? Die Zeitungen sind voller Skandalberichte über Politiker und andere Prominente, die eigentlich eine Vorbildfunktion haben sollten. Das Vertrauen in verantwortlich handelndes Führungspersonal wird dadurch natürlich nicht gerade gestärkt.
    Aber bevor wir mit dem Finger auf „die da“ zeigen – sind wir selbst eigentlich Vorbilder? Pflegen wir einen Umgang mit Geld und Genussmitteln, an dem sich eine nachwachsende Generation ein Beispiel nehmen kann?
    Natürlich sind es nicht die Vorbilder allein, obwohl sie schon sehr wichtig sind. Auch die Bildungssituation muss uns Sorgen machen. Die Arche-Botschafterin und TV-Moderatorin Birgit Schrowange spricht in einem „Bild“-Interview davon, dass Kinder aus dem Bildungsbürgertum zu einem großen Teil das Abitur ablegen können, unabhängig davon, wie begabt sie sind. Im Gegensatz dazu scheitern auch talentierte Kinder aus dem Prekariat (der einkommensschwachen Schicht) in der Regel in der Schule und kaum einer regt sich darüber auf.
    Warum scheitern viele unserer Kinder? Wir lassen sie scheitern! Die normalen Schulen sind für eine optimale Förderung nur mangelhaft ausgestattet. Und es ist kein Geld da für Nachhilfeunterricht, ja für ein ganz normales, kindgerechtes Lernen.
    Oft suchen sich diese Kinder dann andere Aktivitäten, um sich zu beweisen. Das ist zum einen die früh gelebte Sexualität, aber auch das Sichbetäuben durch Alkohol und andere Drogen. Und wir schauen zu.
    Wenn in Berlin mittlerweile 38 Prozent aller Kinder bis 15 Jahre von Transferleistungen leben müssen, dann ist das ein Skandal für ein Land wie Deutschland!
    Wir haben es nicht geschafft, diese Familien in Lebensbedingungen zu bringen, in denen sie selbst für sich sorgen können. Und die Kinder sind finanziell derart knapp gehalten, dass es für eine vernünftige Entwicklung und Bildung kaum reicht. Die Kinder müssen darunter leiden, dass die Generationen vor ihnen sozialpolitisch versagt haben.
    Der Teufelskreis weitet sich aus. In Deutschland leben aktuell ungefähr 7 Millionen Analphabeten, und unsere Politik streitet das ab, weil dieses Bildungsloch eigentlich nicht sein kann, denn wir haben ja die Schulpflicht. Aber viele Kinder, die durch ihr Elternhaus nicht gefördert werden, kommen vom ersten Tag an in der Schule nicht mit. Und ein Lehrer pro Klasse kann sich natürlich nicht individuell um einzelne schwächere Kinder kümmern. Diese nicht geforderten und geförderten Kinder sind dann in der Regel diejenigen, die später auf irgendeine Art ausbrechen.
    Bei der Recherche zu diesem Buch ist uns ein Punkt besonders sauer aufgestoßen:
    Mit bis zu 140 Millionen Euro jährlich subventioniert Deutschland wie gesagt die Branntwein- und Zigarettenindustrie. Dafür ist genug Geld vorhanden – für die Zukunft unserer Kinder aber nicht. Für die Subventionierung unseres Bankensystems sind innerhalb weniger Tage zweistellige Milliardenbeträge aktiviert worden, um das System zu retten. Um aber unsere Kinder vor der Verelendung zu retten, dafür fehlt das Kapital.
    Die Politik ist sehr langmütig – und zwar leider besonders dort, wo es um die Verbesserung unseres Hartz-IV-Systems geht. Und das Endergebnis sind dann rund 100 Euro jährlich (!) an zusätzlichen Leistungen für Kinder, die von Transferleistungen leben müssen.
    Die gezielte Förderung unserer Kinder ist der richtige Weg in eine starke Zukunft, aber um Kinder stark für das Leben zu machen, sind solche Beträge leider eher lachhaft. Mit 100 Euro mehr pro Kind im Jahr kann man diesen gefährdeten jungen Menschen immer noch keine bessere Perspektive geben.
    Wir müssen es noch einmal wiederholen: Jedes zehnte 12-jährige Kind in Deutschland betrinkt sich einmal in der Woche! Wir lesen oder hören das, nehmen es zur Kenntnis, schreien manchmal auf ... aber vergessen es dann auch schnell wieder.
    â€žDas hat es
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