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Generation Gold

Generation Gold

Titel: Generation Gold
Autoren: Jürgen Müller
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Bundesagentur für Arbeit oder den Bundesministerien, entnommen.
    Für die Sozialversicherungssysteme sind die Menschen, die in sie einbezahlen (müssen), die wichtigste Ressource. Beginnen wir also unsere Zusammenfassung der Lage mit den Zahlen der Arbeitsstatistiken.

1.2 Steigende Arbeitslosigkeit

    »Wenn wir die Arbeitslosigkeit nicht spürbar senken, haben wir es nicht verdient, wiedergewählt zu werden.«
    Gerhard Schröder, Dezember 1998

    »Aber ich weiß ganz genau, wenn die Situation sich nicht geändert hat binnen der vier Jahre, dann wird die Entscheidung über die Leistungskraft dieser Regierung von der Bevölkerung sehr eindeutig sein.«
    Angela Merkel, November 2004

    Nachdem die Nachkriegsarbeitslosigkeit Anfang der 1960er Jahre erfolgreich abgebaut werden konnte, folgte eine ebenso lange Phase nahe der Vollbeschäftigung. Seit Anfang der 1970er Jahre ist jedoch mit Unterbrechungen ein kontinuierlicher und damit »Parteien-unabhängiger« Anstieg der Arbeitslosigkeit von, im mathematischen Durchschnitt, plus 136 000 pro Jahr zu verzeichnen (dünne Gerade).

    Geht dieser Trend in der Zukunft so weiter wie bisher, so würde sich der Sozialstaat im Jahr 2010 mit 5,7 Millionen und im Jahr 2020 mit 7,0 Millionen Arbeitslosen konfrontiert sehen.

    Helmut Creutz hat in seinem Buch Das Geld-Syndrom [1.7] nachgewiesen, daß in Deutschland seit 1975 die Sockelarbeitslosigkeit mit jeder Hochzinsphase auf ein höheres Niveau gestiegen ist.
    Ein Beispiel: Die Kapitalmarktzinsen stiegen im Zeitraum von 1977 bis 1981 von unter sechs auf elf Prozent an. Die Arbeitslosigkeit stieg etwas zeitverzögert von unter einer Million auf über zwei Millionen an. Als die Zinsen anschließend bis 1987 wieder unter sechs Prozent fielen, konnte die Arbeitslosigkeit dennoch nur knapp wieder unter die Zwei-Millionen-Grenze fallen.
    Der Grund dieses Zusammenhangs ist meiner Ansicht nach in der Verschuldung der Unternehmen zu sehen. Bekanntlich sind die drei Produktionsfaktoren Arbeit, Umwelt und Kapital. Steigen die Zinsen, müssen die Unternehmen dem Faktor Kapital größeren Raum gewähren, und dies geht dann nachweislich zu Lasten der beiden anderen Faktoren Arbeit und Umwelt, sprich Mitarbeiter müssen entlassen werden, um die höheren Ausgaben für das Kapital zu kompensieren.
    Wenn man nun jedoch bedenkt, daß wir derzeit historisch gesehen noch immer relativ niedrige Zinsen haben, kann davon ausgegangen werden, daß beim aktuellen Anstiegszyklus der Zinsen auch der Sockel der Arbeitslosigkeit erneut wieder steigen wird. Dem ersten Zinsanstieg um 25 Basispunkte, den die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt Anfang November 2005 bekanntgab, folgten bis Ende 2006 bereits weitere vier Erhöhungen auf 3,25 Prozent. Für Dezember 2006 wird bereits die nächste Erhöhung auf 3,5 Prozent erwartet [1.8]. Nach dieser historischen Ableitung steuern wir also auf eine neue, höhere Stufe der Sockelarbeitslosigkeit zu. Die Erhöhung der Mehrwertsteuer zum 1. Januar 2007, die aufgrund des Marktdruckes wohl nicht voll an die Verbraucher weitergegeben werden kann, wird diesen Effekt ebenfalls verstärken.
    Ein weiterer Grund für den Zusammenhang zwischen Zinsen und Arbeitslosigkeit ist darin zu sehen, daß das Kapital in einer Phase hoher Zinsen vermehrt in die dann vermeintlich sichere Finanzwirtschaft fließt, anstatt in der Wirtschaft für neue Produkte und Arbeitsplätze investiert zu werden. In diesem Zusammenhang ist interessant zu erwähnen, daß 98 Prozent des heute um den Globus fließenden Kapitals Spekulationen dienen und nur zwei Prozent für die Bezahlung von Waren und Dienstleistungen verwendet werden.
    Für eine detaillierte Darstellung sei nochmals auf Helmut Creutz, Ref. [1.7], Kapitel 27 und 28 verwiesen.
    In einer Studie der Weltbank-Tochter IFC (International Finance Corporation), die im Herbst 2006 175 Länder hinsichtlich verschiedener wirtschaftlicher Rahmenbedingungen einstufte, landete Deutschland in der Kategorie »Schaffung von Arbeitsplätzen« auf Platz 129 [1.9].

1.3 Die Arbeit wandert ab

    »In Deutschland nimmt die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten dramatisch ab. Die Zahl sinkt schneller, als die Zahl der statistisch erfaßten Arbeitslosigkeit steigt. Wir leisten uns den Luxus, in einem Volk von 82,5 Millionen Einwohnern jetzt noch etwa 26,5 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte zu haben. Es ist im internationalen und auch im europäischen Vergleich eine der niedrigsten
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