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Generation A

Generation A

Titel: Generation A
Autoren: Douglas Coupland
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- euer Bewusstsein ist irgendwie dafür konstruiert, zu verschmelzen. Das liegt an den Botenstoffen, die ihr beim Geschichtenerzählen produziert - dass ihr gegenseitig eure Hirnzellen gegessen habt, hat den Prozess nur beschleunigt. Ihr habt ja eure Geschichten gehört. Ihr fünf seid fast von allein auf die Lösung gekommen. Eure Körper kennen die Wahrheit.« Ich blickte Harj an.
    »Du hast es geahnt, Apu.«
    Diana sagte: »Du weißt, dass ich das alles eben aufgezeichnet und ins Netz gestellt habe?«
    »Klar. Kein Problem.«
    »Dann ist dir auch bewusst, dass es mit deinen teuflischen Plänen jetzt Essig ist?«
    »Bei dir klingt das, als wäre ich der Riddler, Pinguin oder Solomon Grundy. Und ich würde nicht sagen, dass es mit Solon vorbei ist. Die Menschen mögen das Zeug. Auch wenn sie das Gegenmittel kennen, werden sie es nicht nehmen. Sie schätzen die Freiheit, die das Alleinsein ihnen schenkt. Wenn du erst mal auf Solon bist, führt kein Weg zurück. Sobald du es genommen hast, sprudeln unsere Profite unbegrenzt. Jetzt wisst ihr Bescheid. Und? Macht euch die Wahrheit glücklich? Macht sie euch frei? Hai«
    Zack sagte: »Sag uns doch noch, Serge, warum du hier mit den Haidas rumexperimentierst.«
    »Warum? Warum? Werd erwachsen, junger Mann. Du verstehst einfach nicht, was Macht bedeutet. Warum ich es tue? Warum ich es tue? Weil ich es kann.«

ZACK
    Wir verstauten Serge in einem der Zimmer im Untergeschoss, in dem sich nur eine Matratze und ein Einhorn-Poster befanden, von einem längst entschwundenen Vormieter zurückgelassen. Wir verrammelten Tür und Fenster mit Sperrholz und langen Schrauben, und als wir fertig waren, war es schon kurz vor Sonnenaufgang trotzdem gab es für uns keinen Schlaf.
    Sam sagte: »Gut, ich zumindest ziehe es vor, beim Aufwachen nicht an einer Motorradkette vom Esso-Schild zu baumeln.«
    Diana meinte: »Serge hat Aufputschmittel in seinem Reisekoffer. Damit bleiben wir fit.«
    Wir gingen in sein Zimmer - wie zu erwarten, war es geradezu analfixiert aufgeräumt. Neben Serges kleiner Arzttasche stand ein großer Schrankkoffer.
    Ich fragte: »Was ist denn da drin?«
    Wir brachen das Schloss mit einem Bowiemesser auf und ... Heilige Scheiße! Es war ein Kind der Liebe, hervorgegangen aus der Verschmelzung Louis Vuittons mit dem Haupt-OP-Saal im Texas Medical Center. Hunderte glänzende medizinische Instrumente: Wundhaken, Sägen, Feilen, Pinzetten, Spekula und Skalpelle - einfach phantastisch. Diana pfiff laut vor Bewunderung angesichts dieses Überreichtums an glänzendem Edelstahl und entschuldigte sich, weil sie unsere Mikrochips mit einem popeligen Messer herausgesäbelt hatte: »Ich wünschte, ich hätte das hier ein paar Stunden früher gesehen. Mensch, mit den ganzen Instrumenten kann man glatt siamesische Zwillinge trennen und wieder zusammennähen.«
    Wir warfen dann schnellstens ein paar 1a-Amphetamine ein im Abgang weitaus sanfter als das selbstproduzierte Meth meines Vaters. Ich fühlte mich klar und energiegeladen, ein Prickeln durchzog meinen Körper, der zu mir sagte: »Weißt du was, Zack? Ich glaube, von dem Zeug abhängig zu sein war was für dich.«
    Serge brüllte aus seinem eigenen kleinen Neutralraum: »Macht doch keine Dummheiten, Leute! Hört auf mich. Ich hatte nichts anderes vor, als ein preiswertes, problemlos herzustellendes Gegenmittel gegen Solon zu finden. Es steckt in euch - das wisst ihr doch.
    Erzählt einfach weiter Geschichten, und dann machen wir ein paar Bluttests. Tut es unserer gottverdammten Spezies zuliebe.«
    Wir dachten uns: Gut, okay, das ist ein Argument, Serge, aber irgendwie stört uns der Gedanke, dass du einen ganzen Stamm, eine Gesellschaft, auslöschen könntest wie Sea-Monkeys in einem Goldfischglas. Also ignorierten wir ihn, und sobald der Solon-Entzug bei ihm einsetzte, wurde sein Charakter zusehends widerwärtiger und wir trauten ihm eher noch weniger als vorher. »Haben wir ein Backup von gestern Abend?«
    »Aber ja.« Wir machten mehrere Kopien der Webcasts unserer Geschichten vom Vorabend, gipfelnd in der unvollendeten Geschichte von Trevor, die hier auf der Insel weitererzählt werden würde. Bei Morgengrauen marschierten wir fünf mit einem halben weißen Bettlaken an einer alten Aluminiumstange, die wir von einem Kinderspielplatz hatten, in den Ort. Die Fahne bewegte sich leicht im Wind. Wenn plötzlich Kugeln in unsere Körper eingeschlagen wären oder sich aus dem Nichts eine Schlinge um meinen Hals gelegt hätte,
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