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Generation A

Generation A

Titel: Generation A
Autoren: Douglas Coupland
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Scheißjahrhundert.
    Es war Ebbe, doch die Flut setzte ein; das Wasser hatte die Farbe von billigem mexikanischem Whiskey. Eine Schule Kerzenfische schoss in den Fluten umher, und in den Bäumen lärmten Vögel. Diana wurde zu unserer selbsternannten Schäferin, die es übernahm, uns zum Bienenstock zu treiben. Sie und ich fingen einen sinnlosen Streit darüber an, was wir machen sollten, wenn wir dort ankamen.
    Drei, vielleicht vier weitere Hubschrauber flogen über uns hinweg.
    Sie konnten von der Regierung sein, herbeordert, um die Absturzstelle zu untersuchen. Sie konnten Solon-Meuchelmörder transportieren. Oder sie waren ... na ja, darüber stritten wir uns gerade, als wir am Denkmal ankamen und mehrere hundert Haidas vorfanden, die stumm um die Stelle des verschwundenen Bienenvolkes herumsaßen. Etwas abseits lagen Dutzende geöffneter Packungen Solon.
    Eine hölzerne Zeremonienschale wanderte langsam reihum, und jeder Haida nahm einen Schluck daraus.
    »Die trinken das beschissene Kool-Aid!«
    Mehrere der Haidas drehten sich zu uns um und machten »pst!«.
    Sam sagte: »Wir dürfen nicht zulassen, dass sie das Dreckszeug schlucken. Es wird sie vernichten.“
    Diana sagte: »Das geht uns nichts an.“
    »Aber es ...«
    Aber es ging uns nichts an. Es war allein Sache der Haidas, also setzten wir uns und sahen der Zeremonie zu. Die Schale und die Päckchen mit Solon gingen unter Schweigen reihum, erst nahmen die Ältesten in der ersten Reihe davon, dann die Leute hinter ihnen, einer nach dem anderen. Als sie bei der dritten Reihe angelangt waren, standen die aus der ersten Reihe auf und gingen weg.
    Sie kamen an uns fünfen vorbei, und ihre leeren Mienen waren die von Menschen, die sich auf dem Weg nach Hause gerade fragten, wie viele E-Mails in ihrem Posteingang auf sie warteten.
    Innerhalb von zehn Minuten hatten alle Haidas das Kool-Aid getrunken, und innerhalb von zwanzig Minuten waren sie verschwunden.
    Wir traten in den leeren Sandkreis und setzten uns hin. Ein Hubschrauber flog direkt über uns hinweg und kehrte dann zurück.
    Er kreiste über uns und landete dann im Morast neben dem Kreis, aber nach dem, was wir gerade gesehen hatten, kümmerte uns das nicht mehr. Es kam uns vor, als hätte sich gerade etwas vollzogen, das viel größer war als wir.
    Die Rotoren kamen zum Stehen, und wir fragten uns, wer wohl aussteigen würde - Navy SEALS mit drohend auf uns gerichteten AK- 47 ? Ein Nachrichtenteam vom vierten Programm? Doch es war eine ältere Frau. Sam sagte: »Louise?«
    Louise sah sie an und lächelte. »Sam - dir ist nichts passiert. Ein Glück.«
    »Was willst du denn hier, Louise?“
    »Sicherstellen, dass es euch gut geht.«
    Wir standen auf und näherten uns ihr, doch unsere Körpersprache verriet Louise wohl, dass uns in ihrer Gegenwart nicht ganz wohl war. Sie sagte: »Nein, ich habe nichts mit Solon zu tun, und nein, ich bin nicht hier, um euch umzubringen, zu betäuben, einzufangen oder irgendwas in der Art.«
    Sam stellte sie uns der Reihe nach vor. Wir konnten einige Gestalten im Hubschrauber erkennen, doch sie stiegen nicht aus.
    Louise fragte: »Wo steckt Serge?«
    »Bei uns im Haus. Wir haben ihm eine Gefängniszelle eingerichtet.«
    Es sah aus, als sei das eine Überraschung für sie, aber eher eine freudige.
    »Das Gesetz des Grenzlands«, sagte ich. »Der Dreckskerl hat den kompletten Indianerstamm hier unter Solon gesetzt. Die sind mittlerweile völlig balla-balla.«
    »Augenblick mal - mehr hat er nicht getan?«
    »Bitte? Wir dachten, das war Rechtfertigung genug, um ihn festzusetzen. Außerdem sollten Sie längst alles darüber wissen. Wir haben seit unserer Ankunft hier alles gevloggt und gebloggt.«
    »Nein, habt ihr nicht. Serge hatte einen Scrambler installiert. Die Außenwelt hat keine Ahnung davon, was hier vorgefallen ist.«
    Dieser Dreckskerl!
    Louise fuhr fort: »Darf ich fragen, was er hier mit euch angestellt hat?«
    »So eine Art Experiment - er hat uns Lagerfeuergeschichten erfinden lassen, um ein Gegenmittel zu Solon zu entwickeln. Und er hat andauernd von Finnegans Wake gelabert.«
    »Verstehe.«
    »Was verstehen Sie? Können Sie darin denn einen Sinn erkennen?«
    »Tja, vermutlich. Doch, ja.«
    Ich sagte: »Irgendwas haben wir hier anscheinend nicht ganz mitbekommen, Louise.«
    »Da hast du wohl recht, Zack.« Louise holte tief Luft und starrte in den Wald.
    Sam sagte: »Dann sag es uns, bitte. Wir tappen im Dunkeln.«
    »Weißt du, Sam, Serge wollte genauso wenig
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