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Generalprobe Zeitballett

Generalprobe Zeitballett

Titel: Generalprobe Zeitballett
Autoren: K. H. Scheer
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die Köp­fe – und so­gleich ver­nah­men wir das Stim­men­ge­wirr auf al­len ge­bräuch­li­chen Fre­quen­zen.
    Nie­mand kam mehr mit sei­nen An­wei­sun­gen durch. In Tra­s­ca­thon herrsch­te das ab­so­lu­te Cha­os.
    Na­ru fuhr den Wa­gen in Ma­nu­ell­steue­rung.
    Wir ras­ten die Ufer­stra­ße ent­lang und bo­gen nach links in die fast hei­li­gen Be­zir­ke der Mar­sia­ner ab.
    Als wei­ter vorn ein um­ge­stürz­ter Po­li­zeiglei­ter er­kenn­bar wur­de, wich Ke­no­ne­we ein­fach aus. Wir hat­ten die Män­ner mit ei­ner Son­der­auf­ga­be zu spie­len und uns um sonst nichts zu küm­mern.
    Wir fuh­ren zwi­schen teil­zer­trüm­mer­ten Ge­bäu­den hin­durch, jag­ten über ehe­ma­li­ge, nun brach­lie­gen­de Ener­gie­sper­ren hin­weg und schal­te­ten so­gar die Lärmpfei­fen ein, als mar­schie­ren­de Ro­bo­ter mar­sia­ni­scher Bau­art sicht­bar wur­den.
    Ich ak­ti­vier­te mei­nen Schirm­pro­jek­tor, stand auf und hielt mich an der fla­chen Wind­schutz­schei­be fest.
    Of­fi­zie­re, die einen I-Pro­jek­tor tru­gen, wur­den von je­dem der hie­si­gen Ro­bo­ter als be­fehls­be­rech­tig­te Per­sön­lich­kei­ten an­er­kannt. Das wuß­ten wir von He­dsche­nin.
    Die Kampf­ma­schi­nen lie­ßen uns durch. Wei­ter vorn brann­te ein Ge­bäu­de. Ir­gend­wel­che che­mi­schen Stof­fe ex­plo­dier­ten.
    Wir be­merk­ten vie­le To­te und Ver­letz­te, aber auch um sie durf­ten wir uns nicht küm­mern.
    Nis­hi­mu­ra und Al­li­son er­füll­ten den zwei­ten Teil ih­rer Auf­ga­be. Wie­der schlu­gen drei klei­ne Atom­ra­ke­ten am Ostrand der Stadt in mar­sia­ni­sche An­la­gen ein und ex­plo­dier­ten.
    Nur so konn­te es uns ge­lin­gen, tat­säch­lich un­an­ge­foch­ten bis zu der Kup­pel­hal­le vor­zu­drin­gen, in der das Zeit­ge­rät stand.
    Na­ru stopp­te. Han­ni­bal und ich schos­sen un­se­re klei­nen, drei­ßig Mil­li­me­ter durch­mes­sen­den Kampfra­ke­ten ab. Sie zer­platz­ten beim Auf­schlag und ga­ben Wol­ken ei­nes blitz­schnell wir­ken­den Be­täu­bungs­ga­ses frei.
    Das war un­se­re letz­te Ab­si­che­rung. Wenn noch je­mand un­ver­letzt und da­her kampf­be­reit in der Nä­he war, trug er si­cher­lich kei­ne Gas­mas­ke.
    Wir war­te­ten nur ei­ne hal­be Mi­nu­te. Das muß­te ge­nü­gen, oder der Wirk­stoff wür­de nie­mals den er­hoff­ten Zweck er­fül­len.
    An­schlie­ßend be­saß Na­ru die Un­ver­fro­ren­heit, durch ein nur me­ter­weit ge­öff­ne­tes La­de­tor di­rekt in die Hal­le hin­ein­zu­fah­ren. Vor uns bra­chen zwei mar­sia­ni­sche Wis­sen­schaft­ler zu­sam­men. Es hat­te lan­ge ge­dau­ert, bis sie von un­se­rem Be­täu­bungs­gas an­ge­grif­fen wor­den wa­ren.
    Na­ru hielt an. Es war so­weit!
    Han­ni­bal son­dier­te die Um­ge­bung und gab einen wei­te­ren Te­le­pa­thie­be­richt an Ki­ny durch. Nach dem Er­lö­schen des großen Schutz­schirms war das wie­der mög­lich.
    Ich hat­te mei­nen Ra­ke­ten­wer­fer längst zu­sam­men­ge­setzt, das Leicht­stahl­rohr ge­steckt, die Zie­l­op­tik an­ge­klemmt und das Ma­ga­zin ein­ge­hängt.
    Der De­for­ma­tor, ei­ne wür­fel­för­mi­ge Stahl­kon­struk­ti­on mit ei­ner Kan­ten­län­ge von et­wa fünf­und­drei­ßig Me­ter, stand schät­zungs­wei­se fünf­zig Me­ter ent­fernt in­mit­ten der Werk­hal­le. Das große La­de­luk war ge­öff­net, glei­ßen­der Licht­schein fiel aus dem In­nen­raum.
    Das war Taf­kars Ge­rät, dem ich auf dem Mond in der Real­zeit schon ein­mal be­geg­net war. Dies­mal woll­te ich es hun­dert­pro­zen­tig zer­stö­ren.
    Die ers­te 30-Mil­li­me­ter-Ra­ke­te heul­te aus dem Füh­rungs­rohr und ver­schwand in dem La­de­schott. Drei Ge­schos­se fauch­ten hin­ter­her. Mehr hat­ten wir nicht zu tun.
    Na­ru hat­te be­reits ge­dreht und lenk­te den Wa­gen durch das Tor, als es hin­ter uns zu fau­chen be­gann.
    Die pro­gramm­ge­steu­er­ten Ther­mo-Fu­si­ons­la­dun­gen der neu­en GWA-Mu­ni­ti­on er­zeug­ten le­dig­lich Hit­ze. Der Kern­ver­schmel­zungs­pro­zeß fand so lang­sam statt, daß es nie­mals zu ei­ner ver­nich­ten­den Ex­plo­si­on kam, son­dern im­mer nur zum Ab­brand. Da­durch wur­den
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