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Generalprobe Zeitballett

Generalprobe Zeitballett

Titel: Generalprobe Zeitballett
Autoren: K. H. Scheer
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der zahl­rei­che Brän­de aus­ge­bro­chen wa­ren.
    Wir brauch­ten uns nicht zu ver­stän­di­gen. Im Ge­gen­satz zu al­len an­de­ren Men­schen in Tra­s­ca­thon, die nicht ah­nen konn­ten, daß der An­griff be­en­det war und des­halb in De­ckung blie­ben, spran­gen wir den Schutt­berg hin­auf und schwan­gen uns ins Freie.
    Die Alt­stadt exis­tier­te nicht mehr. Die so mas­siv wir­ken­den, aber längst brü­chig ge­wor­de­nen Ge­bäu­de hat­ten we­der den Druck­wel­len noch den nach­fol­gen­den Be­ben stand­hal­ten kön­nen.
    Jen­seits des Flus­ses ge­wahr­ten wir einen lich­ter­loh bren­nen­den Trüm­mer­hau­fen rie­si­gen Aus­ma­ßes.
    Zahl­rei­che mar­sia­ni­sche Bau­wer­ke wa­ren eben­falls zu­sam­men­ge­stürzt. Weit im Nor­den, über dem Flug­ha­fen, hing ei­ne gel­bro­te Atom­säu­le in der Luft. Trüm­mer­mas­sen reg­ne­ten kas­ka­den­ar­tig über die ge­sam­te Stadt ab.
    Ich gab mit mei­nem GWA-Sen­der das ver­ein­bar­te Kurz­si­gnal. Wahr­schein­lich war hier nie­mand mehr, der jetzt noch auf ir­gend­wel­che Or­tungs­er­geb­nis­se ach­te­te. Au­ßer­dem war es frag­lich, ob man die Sup-Ul­tra­wel­le der GWA über­haupt ab­hö­ren und ein­pei­len konn­te.
    Ein Sturm kam auf. Der aus­ge­dehn­te Flä­chen­brand saug­te fri­schen Sau­er­stoff an, und so kam es, daß wir uns bald an die Mau­er­res­te an­klam­mern muß­ten.
    Mei­ne Auf­merk­sam­keit galt le­dig­lich dem For­schungs­zen­trum mit dem halb­run­den Kup­pel­bau, in dem der De­for­ma­tor stand.
    Es ge­sch­ah ge­nau das, was ich er­war­tet hat­te:
    Die Mar­sia­ner hat­ten sich beim Bau die­ser Fes­tung nicht al­lein auf den al­le­sum­span­nen­den Ener­gie­schirm ver­las­sen! Der konn­te aus­fal­len! Al­so hat­te man die wich­tigs­ten An­la­gen und Kom­man­do­stel­len noch­mals se­pa­rat ab­ge­si­chert.
    Ich sah, daß in al­len Tei­len der neu­en Stadt plötz­lich klei­ne Ener­gieglo­cken ent­stan­den. Sie leuch­te­ten im­mer in­ten­si­ver und wölb­ten sich über Bau­wer­ken ver­schie­de­ner Art.
    Auch süd­lich von uns ent­stand ein sol­ches Flim­mern. Wenn wir jetzt schon dort ge­we­sen wä­ren, hät­te es wahr­schein­lich un­ser En­de be­deu­tet. Wenn es sich aber voll ent­fal­te­te, war uns der Weg zum De­for­ma­tor wie­der ver­sperrt.
    »Wenn Nis­hi­mu­ra und Al­li­son um­ge­kom­men sind, dann …«
    Na­ru un­ter­brach sich mit­ten im Wort und ging in­stink­tiv in De­ckung. Weit öst­lich, et­wa vier Ki­lo­me­ter ent­fernt, glu­te­ten plötz­lich Atom­säu­len auf. Sie ent­stan­den ge­nau in der ra­sen­den Fol­ge, in der Kenji und Al­li­son mit ih­ren voll­au­to­ma­ti­schen Ra­ke­ten­wer­fern schos­sen.
    Sie hat­ten die Auf­ga­be er­hal­ten, das klei­ne Atom­kraft­werk, zu­stän­dig für den Sek­tor Süd und Süd­west, zu­sätz­lich un­schäd­lich zu ma­chen.
    »Gut!« schrie Han­ni­bal. »Na, wer hat recht be­hal­ten? Selbst die De­ne­ber ha­ben die Ne­ben­sta­tio­nen nicht aus­schal­ten kön­nen.«
    Das Grol­len der an­kom­men­den Schall­wel­len riß ihm die Wor­te von den Lip­pen. Die re­la­tiv klei­ne Hoch­ener­gie­sta­ti­on flog mit ei­ner Ge­walt in die Luft, die wir nicht er­war­tet hat­ten. Über Tra­s­ca­thon heul­te die nächs­te Druck­wel­le hin­weg.
    Wie­der muß­te je­der­mann in De­ckung ge­hen, aber gleich­zei­tig be­merk­te ich das her­an­ra­sen­de Ge­fährt.
    He­dsche­nin hat­te Wort ge­hal­ten, aber er hat­te of­fen­sicht­lich das En­de des de­ne­bi­schen An­grif­fes ab­ge­war­tet, ehe er den Bo­denglei­ter auf den Weg schick­te.
    Der fla­che, schüs­sel­för­mi­ge Wa­gen hielt vor uns an. Meh­re­re Kon­trol­lam­pen wie­sen aus, daß er von ei­nem vor­pro­gram­mier­ten Au­to-Pi­lo­ten hier­her ge­lenkt wor­den war. He­dsche­nin moch­te der Ver­zweif­lung na­he sein, aber er hat­te uns nicht ver­ges­sen.
    Wir schwan­gen uns schnells­tens in den Glei­ter hin­ein. Mit ihm muß­te es ei­ne Klei­nig­keit sein, so­gar hö­he­re Schutt­ber­ge zu über­win­den, denn er lief oh­ne je­de Bo­den­be­rüh­rung auf ei­nem Ener­gie­kis­sen.
    Wir streif­ten uns die Funk­hel­me der Spio­na­ge­ab­wehr über
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