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Generalprobe Zeitballett

Generalprobe Zeitballett

Titel: Generalprobe Zeitballett
Autoren: K. H. Scheer
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wohl­be­hal­ten ent­kom­men konn­ten. Das lie­ßen die Si­che­rungs­maß­nah­men nicht zu.
    Han­ni­bals Idee, den De­for­ma­tor an sich zu ver­ges­sen und da­für in die we­ni­ger ab­ge­si­cher­ten Fa­bri­ka­ti­ons­hal­len ein­zu­drin­gen, hat­te ich ver­wor­fen. Der Klei­ne hat­te GWA-Ein­satz­mit­tel in den neu­en Trieb­wer­ken ver­ste­cken wol­len. Die Mar­sia­ner selbst hät­ten sie zum Ge­rät ge­bracht, und da­nach hät­ten wir die Nu­klear­la­dun­gen zün­den kön­nen.
    He­dsche­nin hat­te über die­se »Um­weg-Idee« ge­staunt, schließ­lich aber ge­meint, das wür­de wohl nie­mals ge­lin­gen. Die Trieb­wer­ke wur­den vor dem Ein­bau noch­mals ein­ge­hend un­ter­sucht. Des­halb hat­ten wir den an sich gu­ten Ge­dan­ken auf­ge­ge­ben.
    Ich hat­te mei­ner­seits mit ganz an­de­ren Din­gen ope­riert – näm­lich mit den Da­ten­un­ter­la­gen der GWA. Un­se­re Ex­per­ten wa­ren von Fol­ro­gh be­ra­ten wor­den. Die An­ga­ben muß­ten stim­men! Bes­ten­falls konn­te es sich um einen Ver­schie­bungs­fak­tor plus-mi­nus drei­ßig Mi­nu­ten han­deln.
    Nur Fra­mus G. Al­li­son hat­te mei­ner Auf­fas­sung bei­ge­pflich­tet. Han­ni­bal schwieg, Nis­hi­mu­ra be­ton­te die Mög­lich­keit zahl­lo­ser Feh­ler­quel­len, und Na­ru hielt die gan­ze Sa­che für »Blöd­sinn«.
    Ich hat­te die Ein­satz­pla­nung den­noch auf Er­kennt­nis­se ab­ge­stimmt, die wir in der Real­zeit ge­won­nen hat­ten.
    Es war recht ein­fach!
    Die Aus­wer­tung der mar­sia­ni­schen Be­rich­te er­gab, daß ei­ne wich­ti­ge Ba­sis auf dem Erd­teil At­lan­tis an­ge­grif­fen wor­den war. Ein de­ne­bi­scher Of­fen­siv­ver­band war nach ei­ner ge­schick­ten Ab­len­kung der mar­sia­ni­schen Hei­mat­flot­te bis zur Er­de durch­ge­bro­chen und hat­te vom Raum aus ei­ne Stadt un­be­kann­ten Na­mens mit schwe­ren Ther­mo­ka­no­nen un­ter Feu­er ge­nom­men.
    Wie ge­sagt – ei­ne Stadt un­be­kann­ten Na­mens! Für mich stand es fest, daß es sich da­bei um Tra­s­ca­thon ge­han­delt ha­ben muß­te, denn An­grif­fe auf den Groß­raum­ha­fen west­lich der Zen­tral­ber­ge wa­ren in spä­te­ren Schil­de­run­gen se­pa­rat er­wähnt wor­den.
    Im­mer­hin war das der ers­te Un­si­cher­heits­fak­tor, der einen Wis­sen­schaft­ler wie Nis­hi­mu­ra be­wog, ein­dring­lich von »Feh­ler­quel­len« zu spre­chen. Ich ver­trau­te mei­nem In­stinkt, denn mir blieb kei­ne an­de­re Wahl mehr.
    Der Zeit­punkt des An­grif­fes war noch schwer­wie­gen­der. Wis­sen Sie, wie leicht man sich um ei­ni­ge Mo­na­te oder so­gar Jah­re ver­rech­nen kann, wenn man zir­ka 187000 Jah­re spä­ter ver­sucht, den Au­gen­blick der tat­säch­li­chen Ge­scheh­nis­se zu re­kon­stru­ie­ren?
    Un­se­re Wis­sen­schaft­ler be­haup­te­ten je­doch, der Groß­an­griff auf Tra­s­ca­thon hät­te am 9. April 2011 Real­zeit, um­ge­rech­net auf die Zeit­fak­to­ren der At­lan­ti­schen Epo­che, statt­ge­fun­den.
    Um ge­nau 22:48 wür­den die De­ne­ber mit meh­re­ren Schif­fen durch­bre­chen und das Feu­er auf das mar­sia­ni­sche Ner­ven­zen­trum auf dem Erd­teil At­lan­tis er­öff­nen. Da­bei soll­te nach mar­sia­ni­schen Spät­be­rich­ten der Ener­gie­schirm ei­ni­ge Zeit stand­ge­hal­ten ha­ben, in der Schluß­pha­se aber zu­sam­men­ge­bro­chen sein.
    Und dar­auf woll­te ich war­ten! Wenn wir ei­ne Chan­ce hat­ten, den La­b­or­trakt über­haupt zu er­rei­chen, dann in den Mi­nu­ten des ab­so­lu­ten Cha­os.
    Ich schau­te auf die Uhr.
    Wir tru­gen hell­graue, uni­for­m­ähn­li­che Kom­bi­na­tio­nen, wie sie von den Re­kru­ten eben­falls ge­tra­gen wur­den. He­dsche­nin hat­te sie be­sorgt.
    Nach an­fäng­li­chem Wi­der­stre­ben war er schließ­lich be­reit ge­we­sen, uns ei­ni­ge Uni­for­men des Si­cher­heits­diens­tes aus­zu­hän­di­gen. Hoch­ener­gie­waf­fen hat­te er uns je­doch nicht über­reicht. Das ließ sein Ge­wis­sen nicht zu.
    Schön – He­dsche­nin wuß­te nicht, was wir in un­se­rem um­fang­rei­chen Ge­päck mit­ge­bracht hat­ten. Wir konn­ten durch­aus auf schwe­re Mar­ss­trah­ler ver­zich­ten. Sie wä­ren zu vo­lu­mi­nös und
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