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Generalprobe Zeitballett

Generalprobe Zeitballett

Titel: Generalprobe Zeitballett
Autoren: K. H. Scheer
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als Drei­kant­dolch aus­ge­ar­bei­tet. Da­mit schaff­te er schnell Platz für Dr. Nis­hi­mu­ra.
    Kenji trat zu mir. Un­ter dem ei­sen­be­schla­ge­nen Le­der­helm rag­ten sei­ne schwar­zen, fet­ti­gen Haa­re her­vor. Sie wa­ren lan­ge nicht mehr ge­wa­schen wor­den – man konn­te es rie­chen. Ich rümpf­te un­will­kür­lich die Na­se.
    Er sprach mich in Eng­lisch an; aber so gut­tu­ral wie mög­lich. Wel­chen Zweck hät­te es in die­ser Epo­che ha­ben sol­len, auf ei­ne an­de­re Spra­che aus­zu­wei­chen? Eng­lisch konn­te durch­aus das Idi­om der Per­ker sein.
    Her­me­mec warf mir einen lau­ern­den Blick zu, tupf­te sich noch­mals die blu­ten­de Na­se ab und setz­te wie­der den stan­des­ge­mä­ßen Hut auf.
    Sein Ge­dan­ken­in­halt lag klar und of­fen vor mir. Er frag­te sich mit stei­gen­der Un­ru­he, warum ich nicht auf sein Ver­kaufs­an­ge­bot ein­ging.
    Ich hat­te jetzt nur noch die Wahl, ihn ent­we­der grob zu­rück­zu­wei­sen oder zu ak­zep­tie­ren. Bei­des barg Ge­fah­ren in sich!
    Wenn ich auf At­lan­tis er­neut Kon­takt mit den ein­hei­mi­schen Wi­der­stands­kämp­fern auf­neh­men woll­te, muß­te ich mit die­sem Schiff an­kom­men.
    Ich trat ei­ni­ge Schrit­te zur Sei­te.
    »Lausch­ge­rä­te im Schiff, Kenji?« er­kun­dig­te ich mich.
    Er schau­te sich aus ver­knif­fe­nen Au­gen um. Zwei Die­ner des Händ­lers, bunt­ge­klei­de­te Ge­stal­ten mit lan­gen Dol­chen im Gür tel, ent­fern­ten sich zö­gernd.
    »Nichts der­glei­chen, Sir«, be­rich­te­te Kenji zu mei­ner Über­ra­schung. »Das Schiff ist sau­ber, aber wir ha­ben trotz­dem Im­pul­se an­ge­mes­sen. Der Händ­ler ist ei­ne le­ben­de Funk­sta­ti­on, oh­ne es zu ah­nen. Je­des Wort von ihm oder an­de­ren Men­schen wird von an­schei­nend hoch­wer­ti­gen Feld­mi­kro­pho­nen auf­ge­nom­men. Er trägt die Wan­ze ir­gend­wo in der Klei­dung. Vor­sicht! Die Ab­wehr hört ein­wand­frei mit.«
    Ich starr­te ihn aus­drucks­los an und schau­te dann zu dem Seg ler hin­über. Kenji war er­fah­ren ge­nug, um mei­nem Au­gen­wink zu fol­gen und wort­reich ei­ni­ge Er­klä­run­gen ab­zu­ge­ben.
    Her­me­mec kam nä­her. Sein fal­ti­ges Ge­sicht war an­ge­spannt, die Knopfau­gen lau­er­ten.
    Wei­ter links ent­stand zwi­schen den Be­sat­zun­gen von an­de­ren Han­dels­schif­fen ein Streit, der in Se­kun­den­schnel­le zu ei­ner wil den Mes­ser­ste­che­rei aus­ar­te­te. Ein bär­ti­ger Mann aus dem Nor­den sank zu Bo­den. Aus sei­ner zer­sto­che­nen Schul­ter schoß dunkles Blut.
    Zwei mit mar­sia­ni­schen Schock­strah­lern aus­ge­rüs­te­te Whu­ro­la­ner, Mit­glie­der der Stadt­po­li­zei, schlen­der­ten gleich­mü­tig an dem Ver­letz­ten vor­bei. Um sol­che Din­ge küm­mer­te man sich grund­sätz­lich nicht.
    Über dem wei­ten, von der si­chel­för­mi­gen Halb­in­sel um­schlos­se­nen Na­tur­ha­fen brü­te­te die Mor­gen­son­ne. Zahl­lo­se Mas­ten, Ra­hen und Ta­ke­la­gen der hier lie­gen­den Schif­fe ver­wehr­ten mir den Blick auf die mar­sia­ni­sche Fes­tung; und nur dar­um dreh­ten sich im Au­gen­blick mei­ne Über­le­gun­gen.
    Wei­ter rechts be­gan­nen die Fes­tungs­mau­ern von Whu­ro­la. Es wa­ren die mäch­tigs­ten, die ich je ge­se­hen hat­te.
    Un­ter dem ge­wal­ti­gen Bo­gen­tor des öst­li­chen Ha­fen­tur­mes wur­de ein selt­sa­mes Ge­fährt sicht­bar.
    Es han­del­te sich um einen großen, fla­chen Wa­gen aus sta­bi­len Plan­ken, aber sei­ne Rä­der be­stan­den aus Ei­sen. Er lief auf den von at­lan­ti­schen Tech­ni­kern in­stal­lier­ten Schie­nen und be­för­der­te auf die­se Art enor­me Las­ten. Sechs Bul­len, na­he Ver­wand­te des ur­zeit­li­chen Au­er­och­sen, zo­gen den Trans­por­ter. Zwei nur mit Len­den­schur­zen be­klei­de­te Män­ner, kräf­ti­ge Bur­schen aus dem Hin­ter­land von Whu­ro­la, be­gan­nen jen­seits des To­res mit ei­nem be­ein­dru­cken­den Zau­ber.
    Sie be­schwo­ren den ei­ser­nen He­bel ei­ner Schie­nen­wei­che, die sie an­schlie­ßend un­ter dem re­spekt­vol­len Schwei­gen der vie­len Zu­schau­er um­leg­ten. Die Bul­len stampf­ten vor­bei; der Wa­gen folg­te ge­hor­sam dem neu­en
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