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Generalprobe Zeitballett

Generalprobe Zeitballett

Titel: Generalprobe Zeitballett
Autoren: K. H. Scheer
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Ab­wehr­of­fi­zier em­por­ge­stie­ge­ne At­lan­ter sei­ne Freu­de dar­an, mit der­art pri­mi­ti­ven Schif­fen in See zu ste­chen. Die­ser Blick um­faß te al­les!
    Ihm ent­ging we­der das sau­ber auf­ge­schos­se­ne Tau­werk des lau­fen­den Gu­tes noch der blank­po­lier­te Mes­sin­g­hand­griff des Kol­der­stocks, der auf Schif­fen die­ser Epo­che das Steu­er­rad er­setz­te. Man be­weg­te das Ru­der durch das Um­le­gen des höl­zer­nen He­bels, was bei ei­nem stei­fen Se­gel­schub, be­son­ders aber bei schnel­ler Har­tru­der­la­ge er­heb­li­che Nach­tei­le mit sich brach­te.
    Aber auch da­mit schi­en er ver­traut zu sein.
    In ei­nem Au­gen­blick un­sach­li­cher Über­le­gung war­te­te ich auf das in un­se­rer Zeit üb­li­che Sei­te-Pfei­fen.
    Es wa­ren aber kei­ne an­ge­tre­te­nen Maa­te vor­han­den, und die Boots­manns­pfei­fe war noch nicht er­fun­den wor­den.
    Ich folg­te den­noch mei­nen Emo­tio­nen, steck­te zwei Fin­ger zwi­schen die Lip­pen und stieß ei­ni­ge schril­le Pfif­fe aus. Dann grins­te ich breit, nicht oh­ne da­bei dar­an zu den­ken, wie ich dem of­fen­kun­dig er­fah­re­nen See­mann des Jah­res 185000 Jah­re v. Chr. die mir ge­läu­fi­gen see­män­ni­schen Be­grif­fe in der Spra­che der Whu­ro­la­ner ver­deut­li­chen soll­te.
    Ich ent­schloß mich, die Fach­spra­che in mei­nem Jetzt­zeit-Idi­om zu ge­brau­chen und bei ei­nem er­staun­ten Blick der großen, dunklen Au­gen den Ver­such zu ma­chen, den Aus­druck in Whur zu über­set­zen.
    Ein Bes­an­s­ten­ges­tag­se­gel blieb schließ­lich ei­nes; ganz egal, wie man hier da­zu sag­te. Ich konn­te mich hin­ter mei­ner nor­di­schen Her­kunft ver­schan­zen.
    Und wie be­zeich­ne­te man in Whur die Wan­ten; al­so je­ne wie Strick­lei­tern aus­se­hen­den Taue des ste­hen­den Gu­tes, von de­nen die Mas­ten nach rechts und links ab­ge­stützt und ver­steift wur­den?
    Zum Teu­fel – für mich wa­ren das Wan­ten! Und da­bei soll­te es auch blei­ben. Ich kann­te kei­ne an­de­ren Be­zeich­nun­gen für mei­ne See­mann­schaft, die man mir auf ei­nem Se­gel­schul­schiff der US-Na­vy ein­ge­trich­tert hat­te, bis sie mir in Fleisch und Blut über­ge­gan­gen war.
    He­dsche­nin, Chef der mar­sia­nisch-at­lan­ti­schen Spio­na­ge­ab­wehr im Sek­tor Süd­eu­ro­pa, run­zel­te we­gen mei­ner Pfif­fe nicht ein­mal die Stirn. Er war zu in­tel­li­gent, um nicht zu wis­sen, daß mei­ne Ge­wohn­hei­ten auch für ihn fremd­ar­tig sein müß­ten. Al­ler­dings wür­de er nach der Be­deu­tung fra­gen und ei­ne lo­gi­sche Ant­wort ver­lan­gen.
    Er trug wie­der die an­lie­gen­de Raum­kom­bi­na­ti­on der mar­sia­ni­schen Flot­te. Die quer vor sei­nem Leib hän­gen­de Hoch­ener­gie-Strahl­pis­to­le und der eben­falls am Kom­bi­gür­tel be­fes­tig­te Schutz­schirm­pro­jek­tor be­wie­sen sei­nen ho­hen Rang.
    Ich er­griff die Flucht nach vorn und ent­schloß mich mit ty­pisch »per­ki­scher« Hart­nä­ckig­keit, ihn auch dies­mal zu du­zen. Nor­ma­ler­wei­se wur­de er in der drit­ten Per­son und mit dem Eh­ren­ti­tel »Lur­ca« an­ge­spro­chen. Das hat­te ich von vorn­her­ein ver­mie­den. Er hat­te es mit der Duld­sam­keit ei­nes Men­schen to­le­riert, der von ei­nem Af­fen be­schimpft wird.
    Ich riß mein Lang­schwert aus der Schei­de, schwenk­te es durch die Luft und senk­te die Spit­ze zu Bo­den. Man konn­te es als Eh­ren­be­zei­gung auf­fas­sen.
    »Will­kom­men an Bord der ROD­KON-WHU, Lur­ca­rio­ner«, rief ich ihm zu. »Wä­rest du et­was spä­ter ge­kom­men, hät­te ich dir nach der Art mei­nes Vol­kes mehr Ehr­er­bie­tung er­wei­sen kön­nen.«
    Er be­trat das Deck, sah sich noch­mals um und mus­ter­te mich an­schlie­ßend sin­nend.
    Ich ver­such­te er­neut, sei­nen Ge­dan­ken­in­halt auf te­le­pa­thi­scher Ba­sis zu er­fas­sen, aber ich emp­fing auch dies­mal nur ein dump­fes Rau­nen. Sei­ne Pa­rap­si-Schwel­le war für mich un­durch­dring­bar.
    Wenn ich an­ge­nom­men hat­te, er wür­de so­fort auf das Schiff zu spre­chen kom­men, so hat­te ich mich ge­täuscht. Die­ser Mann hat­te hö­he­re Qua­li­tä­ten.
    »Ich grü­ße dich, Rod­kon. Ich ha­be
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