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Generalprobe Zeitballett

Generalprobe Zeitballett

Titel: Generalprobe Zeitballett
Autoren: K. H. Scheer
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Stor­g­ha son­die­ren, wie­weit du wahr­haft dä­mo­nisch bist.«
    Han­ni­bals Klin­ge be­schrieb über dem Hut des Zau­be­rers flir­ren­de Krei­se. Da­nach fehl­ten dem Ma­gier zwei Oh­ren­klap­pen und noch ei­ni­ge wich­ti­ge Tei­le der Kopf­be­de­ckung.
    Flu­chend zog er sich zu­rück. Die Ver­wün­schun­gen wa­ren aben­teu­er­lich, für uns aber ei­gen­tüm­lich fremd. Die Ver­glei­che paß­ten nicht in un­ser Sprach­sche­ma. In der Hin­sicht hat­ten wir das all­ge­mein­gül­ti­ge Whur nicht aus­rei­chend ge­nug ler­nen kön­nen.
    Han­ni­bal be­half sich mit Wort­kon­struk­tio­nen aus un­se­rer Zeit. Sie wa­ren eben­falls sehr selt­sam, wirk­ten aber auf die Ein­hei­mi­schen, denn aus die­sen Kon­struk­tio­nen wur­de un­se­re bar­ba­ri­sche Her­kunft er­sicht­lich.
    Ich schritt über die Lauf­plan­ke und be­trat erst­mals das Haupt­deck des Schif­fes.
    Es wur­de von der Back und den ach­teren Auf­bau­ten weit über­ragt und war of­fen­sicht­lich durch ho­hen See­gang mehr ge­fähr­det als die üb­ri­gen Decks. Da­ge­gen hat­te man sich aber zu hel­fen ge­wußt!
    Von der Back führ­te ein sta­bil aus­ge­führ­tes Grä­tings­dach zum Heckauf­bau hin­über. Es schütz­te die Be­sat­zung vor her­ab­fal­len­den Spie­ren und an­de­ren Tei­len der Ta­ke­la­ge, die bei den Or­ka­nen häu­fig von oben ka­men, und er­laub­te über­dies ei­ne re­la­tiv »tro­ckene« Pas­sa­ge von vorn nach ach­tern.
    Ich muß­te mich an das Schiff ge­wöh­nen und mein Wis­sen kor­ri­gie­ren. Die Ta­ke­la­ge war über­ra­schend mo­dern, nach Al­li­sons An­sicht so­gar zu mo­dern. Er mein­te je­doch, ei­ne see­fah­ren­de Na­ti­on hät­te gar kei­ne an­de­re Wahl, als mit der Zeit auf den rich­ti­gen Ge­dan­ken zu kom­men.
    Die Ta­ke­la­ge ent­sprach ei­nem gut­ge­bau­ten Drei­mas­ter un­se­res 17. Jahr­hun­derts. Fock- und Groß­mast wa­ren voll rah­ge­ta­kelt mit Groß-, Mars- und Bram­se­gel.
    Le­dig­lich den Kreuz­mast hat­te man mit La­tei­ner­be­san so­wie Mars- und Brams­ten­ge mo­di­fi­ziert. Mich wun­der­te die recht hoch an­ge­ord­ne­te und über­ra­schend weit aus­la­den­de Kreuz­brams­ten ge, die bei Han­dels- und auch Kriegs­schif­fen un­se­res 17. Jahr­hun derts durch­aus nicht so üb­lich ge­we­sen war.
    Wir hat­ten je­doch schon vie­le see­män­ni­sche Ge­sprä­che be­lauscht und er­fah­ren, daß im At­lan­ti­schen Arm oft­mals ei­gen­tüm­li­che Wind­ver­hält­nis­se mit ho­hen Strö­mun­gen herrsch­ten. Da­durch wur­den ei­ni­ge see­män­ni­sche Fak­ten ver­ständ­li­cher.
    Am bes­ten ge­fiel mir die Pan­ze­rung an Bug und Was­ser­gang. Bei ei­ner ernst­haf­ten Kol­li­si­on mit ei­nem Eis­berg wür­de sie wohl nicht viel nüt­zen, aber Treib­eis­schol­len konn­te sie wirk­sam be­kämp­fen. Ent­schei­dend für die prak­ti­sche Nut­zung war die Sta­bi­li­tät der höl­zer­nen Span­ten, die schließ­lich den Druck auf­neh­men muß­ten. Die Ei­sen­plat­ten konn­ten nur di­rek­te Be­schä­di­gun­gen ver­hin­dern.
    Al­les in al­lem war die ROD­KON-WHU ein un­ge­mein see­tüch­ti­ges Schiff von er­staun­li­chem Tief­gang und ei­nem Län­ge-Brei­te-Ver­hält­nis von eins zu sechs.
    Auch das war in un­se­rem 17. Jahr­hun­dert nicht üb­lich ge­we sen, ob­wohl man ge­wußt hat­te, daß sich die Qua­li­tä­ten ei­nes Seg­lers da­durch stei­gern lie­ßen.
    Hier, 187000 Jah­re vor un­se­rer Jetzt­zeit, schi­en man aber in ers­ter Li­nie be­sorgt zu sein, über­haupt den At­lan­ti­schen Arm über­que­ren zu kön­nen.
    Man wur­de in­fol­ge der herr­schen­den Eis­zeit und trotz der süd­li­chen Brei­ten in­di­rekt zum Nord­meer­fah­rer, der stän­dig mit Eis­ber­gen, dich­ten Ne­bel­bän­ken und dem Auf­ein­an­der­pral­len war­mer und eis­kal­ter Luft­mas­sen zu kämp­fen hat­te. Da­durch ent­stan­den die ver­hee­ren­den Stür­me.
    Mir war je­den­falls klar­ge­wor­den, warum nur we­ni­ge see­fah­ren­de Na­tio­nen das Wag­nis der Über­fahrt auf sich nah­men. Die Whu­ro­la­ner wa­ren in die­ser Hin­sicht do­mi­nie­rend – al­ler­dings nur schiffs­bau­tech­nisch und na­vi­ga­to­risch.
    Die
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