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Gemma

Gemma

Titel: Gemma
Autoren: Petra Last
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weiter die
Straße entlang.
    Aus Angst vor Suchmannschaften waren sie ins Unterholz geflüchtet.
Bei jedem ihrer Schritte versanken Gemmas Füße bis zu den Knöcheln im Schlamm
und sie musste sie mit einem schmatzenden Geräusch wieder herausziehen. Ihr war
heiß und der Schweiß lief ihr in Strömen übers Gesicht. Längst hatte sich ihr
Haar aus der kunstvoll aufgesteckten Frisur, die Pauline kurz vor ihrer Abfahrt
gezaubert hatte, gelöst und hing ihr wirr über den Rücken und in die Augen. Immer
wieder schlug Gemma nach den Moskitos und Fliegen, die ihre schweißglänzende
Haut in Scharen bevölkerten. Ein kurzer Blick versicherte ihr, dass es Rawlins
und Sir Godfroy ebenso erging.
    Kurz nachdem sie die Straße verlassen hatten, hatte Gemma sich
die Decken, in die die Kinder gewickelt waren, um den Körper geschlungen, um
daraus eine improvisierte Trage zu bauen, mit der sie Robert vor dem Bauch auf
die Hüfte gestützt tragen konnte, während sie die etwas leichtere Cecilie in
den Armen hielt. Trotzdem schienen die beiden mit jedem Schritt, den sie
machte, schwerer zu werden, bis Gemma glaubte, keinen Schritt weiter gehen zu
können.
    Hinter ihr keuchte Rawlins. Das feuchtwarme Klima, an das Gemma
sich gottlob gewöhnt hatte, schien ihm schwer zu schaffen zu machen. Gemma war
dankbar dafür, hatte es doch dafür gesorgt, dass Rawlins schon vor einiger Zeit
die anzüglichen Kommentare und Beleidigungen, mit denen er sie bedacht hatte,
hatte einstellen müssen.
    Ranleigh ging vorneweg. Sein goldblonder Schopf glänzte im Schein
der untergehenden Sonne wie ein Leuchtfeuer, dem Gemma blind
hinterherstolperte. Wohin hätte sie sich auch wenden sollen? Sie hatte nicht
mehr die Kraft, schnell zu fliehen, und mit Robert und Cecilie auf dem Arm
würden ihre Kidnapper sie nach nur wenigen Schritten eingeholt haben.
    Außerdem schien der Pfad, dem sie folgten, der einzige relativ
feste Untergrund zu sein. Wann immer Ranleigh einen Schritt zur Seite machte,
um ihre Richtung zu verändern, versank er sofort im morastigen Wasser, das
überall unter der scheinbar festen Oberfläche lauerte.
    Gemma hatte jegliches Zeitgefühl verloren, als Ranleigh endlich
stoppte. Schwer atmend blieb sie stehen und sah sich mit vor Erschöpfung
glasigen Augen um. Anscheinend befanden sie sich auf einer Art Lichtung. Es
war dämmerig und durch das Dickicht der Bäume konnte Gemma erkennen, dass die
Sonne inzwischen beinahe untergegangen war. Robert weinte leise an ihrer Hüfte
und auch Cecilie jammerte vor sich hin, beide nur durch die unmittelbare Nähe
ihrer Mutter beruhigt. Die Kinder hatten Hunger.
    Sie hatten kurz nach Mittag eine kurze Rast eingelegt, die Gemma
genutzt hatte, ihre Kinder trotz Rawlins' anzüglichen und gierigen Blicken zu
füttern und zu windeln.
    »Na los, such Feuerholz!«, wies Godfroy Gemma barsch an und sie
presste die Lippen aufeinander.
    »Erwartet Ihr tatsächlich, dass ich Feuerholz suche, nachdem ich
Eure Gefangene bin?«, fragte sie wütend, ihr Kampfgeist trotz ihrer Müdigkeit
ungebrochen. Ranleighs kalter Blick frxierte sie und glitt dann zu ihren
Kindern.
    »Weißt du, dass es mich nur eine winzig kleine
Handbewegung kostet, einem deiner Bälger das Genick zu brechen?« Seine Augen
richteten sich wieder auf Gemma. »Tu, was ich sage, dann passiert ihnen nichts,
sonst ...« Er ließ seine Drohung unausgesprochen, aber es war auch nicht
nötig, sie in Worte zu fassen. Mit zitternden Händen streifte sich Gemma die
zusammengeknoteten Decken über den Kopf, wickelte ihre Kinder ein und legte sie
auf ein weiches Graspolster. Zärtlich strich sie ihnen über die Wangen, bevor
sie sich mit wackligen Knien aufmachte, Holz für ein Lagerfeuer zu frnden. Sie
hatte gemerkt, dass sie müde und erschöpft war, aber erst jetzt, nachdem sie
einige kurze Augenblicke Pause gehabt hatte, wurde ihr bewusst, wie sehr sie
sich danach sehnte, sich einfach hinzulegen, ihre Kinder an sich zu ziehen und
zu schlafen.
    Niemand ermahnte sie, sich nicht außer Sichtweite
zu entfernen, weil sowohl Rawlins als auch Ranleigh bewusst war, dass
sie niemals ohne ihre Kinder von hier fliehen würde.
    Nachdem sie den Bedürfnissen ihres Körpers
nachgegeben hatte, klaubte Gemma dünne Zweige und einige etwas größere Äste auf
und schleppte sie zurück ins Lager. Rawlins hatte sich ausgestreckt und lag
schnaufend auf dem Rücken, die Augen geschlossen. Wie gerne hätte auch sie sich
ausgestreckt, um sich zu erholen, aber das Holz, das sie
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