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Gemeinsam stark in Virgin River (German Edition)

Gemeinsam stark in Virgin River (German Edition)

Titel: Gemeinsam stark in Virgin River (German Edition)
Autoren: Robyn Carr
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Bürden zu tragen, die unser Herr mir auferlegt.“
    Noah fragte sich kurz, ob Mrs Hatchet glaubte, dass er eine Berufsunfallversicherung für sie abschließen würde, für den Fall, dass sie sich den Rücken verrenken oder von der Leiter stürzen würde. „Nun, das ist sehr bewundernswert, doch in diesem Fall wird die Arbeit des Herrn schmutzig und anstrengend, und unsere Gebete werden sich vermutlich einzig um Arnikasalbe oder Franzbranntwein drehen.“
    Er brachte sie zur Tür und versprach, mit ihr in Kontakt zu bleiben.
    Die nächste Interessentin schien körperlich besser für die harte Arbeit geeignet, und sie war mehr als willig, sich darauf einzulassen, egal wie schmutzig und schwer es werden würde. Rachael Nagel war ungefähr Mitte vierzig, Frau eines Viehzüchters und hatte bereits viele schwere Arbeiten in ihrem Leben verrichtet. Allerdings war sie Noah ein wenig unheimlich. Ihr verbissener Blick sprach Bände. Ihr Missfallen stand ihr ins Gesicht geschrieben, als sie damit anfing, ihn auszufragen, bevor er auch nur ein Wort sagen konnte. „Sie gehören aber nicht zu diesen liberalen Pfarrern, oder?“
    Liberal war Noahs zweiter Vorname. Noahs Vater war derjenige, der für Feuer, Schwefel, Hölle und Verdammnis zuständig gewesen war und möglicherweise auch Grund dafür, dass Noah nun das absolute Gegenteil darstellte. „Hm, manche Menschen bezeichnen mich schon als liberal. Andere halten mich eher für konservativ. Sagen Sie, Mrs Nagel, spielen Sie zufällig Klavier oder Orgel?“
    „Bei der vielen Arbeit auf dem Hof hatte ich für solche Mätzchen keine Zeit, aber ich habe sieben Kinder mit strenger Hand aufgezogen. Und ich kann Ihnen versichern, dass ich dafür sorgen würde, dass die Kirchendoktrin den Buchstaben der Bibel folgt.“
    „Was für eine wunderbare Gabe“, meinte Noah. „Ich melde mich bei Ihnen.“
    „Sie sollten so einen Hund übrigens nicht in der Kirche halten“, wies sie ihn zurecht. „Das macht nur Probleme.“
    „Und wo soll ich die Hündin Ihrer Meinung nach lassen?“
    „Da Sie kein großes Grundstück haben, könnten Sie sich einen Hundezwinger besorgen oder das Tier draußen an einem Baum anketten.“
    In jenem Moment wusste Noah, dass Mrs Nagel nicht die Richtige war.
    Seine dritte Bewerberin hieß Ellie Baldwin. Noah saß hinter seinem Schreibtisch, als sie sein marodes Büro betrat. Er brauchte einen Augenblick, bis er sich erhob, um sie zu begrüßen. Sie wirkte sehr jung und war, wenn es hochkam, höchstens Anfang zwanzig. Und groß – fast einen Meter achtzig – ohne Haare und Schuhe mit eingerechnet. Diese Eins achtzig bestanden größtenteils aus Beinen, die unter einem kurzen Rüschenrock herausragten und in hochhackigen Sandaletten endeten. Die Frau hatte ihre üppige Haarpracht toupiert. Ihre kupferroten, von goldenen Strähnen durchzogenen Locken reichten ihr bis fast zum Po. Ihr gelber Pulli saß nicht nur hauteng an ihrem Körper und enthüllte mehr, als er verbarg, sondern aus dem weit ausgeschnittenen Ausschnitt blitzte auch noch ein pinkfarbener BH-Träger hervor … absichtlich. Dieser Look war schon seit einiger Zeit in Mode – Push-up-BHs, deren Träger wie zufällig irgendwo hervorblitzten. Noah konnte nicht leugnen, dass es ein netter Anblick war, aber in der Kirche sah er diesen unpassenden Aufzug höchst selten.
    Die Frau hielt eine zerknitterte Zeitung in der Hand. „Ich suche Pfarrer Kincaid“, sagte sie.
    „Ich bin Noah Kincaid. Was führt Sie zu mir?“
    „Sie sind …?“
    „Der Pfarrer. Und Sie müssen Mrs Baldwin sein.“
    Ihre Augen waren mit schwarzem Eyeliner und dunkler Wimperntusche geschminkt. Auf den Wangen leuchtete dick aufgetragenes Rouge, und ihre Lippen glänzten knallrot. Mrs Baldwin hatte ihre langen Fingernägel blau glitzernd lackiert, und ein Blick ans Ende ihrer langen Beine bestätigte, dass sie ihre Fußnägel in demselben blauen Glitzerton bemalt hatte. Sie lächelte Noah an. Dann drehte sie sich abrupt um, um unauffällig ihr Kaugummi aus dem Mund zu nehmen. Er hatte keine Ahnung, wohin sie es verschwinden ließ. Doch ihr Lächeln brannte sich ihm sofort ins Gedächtnis – es war wundervoll. Voller Hoffnung. Aber was hatte sie sich bloß dabei gedacht, in diesem Tingeltangel-Aufzug zu einem Vorstellungsgespräch in der Kirche einer kleinen Stadt zu gehen? Mit einem innerlichen Seufzer dachte er, o mein Jesus, warum immer ich?
    Noah hielt ihr die Hand hin und hoffte, dass sie ihr Kaugummi nicht in der
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