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Geloescht

Geloescht

Titel: Geloescht
Autoren: Teri Terry
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Freunde kennenlernen.«
    Ich gehe zur Tür.
    Â»Aber erst Schuhe anziehen.«
    Klar. Amy holt die Turnschuhe, die ich gestern auf dem Weg vom Krankenhaus hierher getragen habe, und wartet, bis ich den Kampf mit den Schnürsenkeln gewonnen habe. Dann gehen wir raus.
    Â»Das ist Jazz.« Amy zeigt auf einen Jungen. »Und Chloe und Debs. Das ist Kyla.«
    Â»Oh, die ist süß. Ich wünschte, ich könnte meine Schwester gegen sie eintauschen«, sagt Chloe. »Wie alt ist sie?«
    Â»Sprich mit ihr , wenn du was wissen willst«, sagt Amy.
    Â»Ich bin 16«, antworte ich.
    Â» Sweet sixteen and never been kissed «, fängt Jazz zu singen an, als wir die Straße runtergehen, und sofort beginnen meine Wangen zu brennen.
    Amy boxt ihn in den Arm. »Sei still, du Schwachkopf, sie ist tabu für dich.« Sie blickt zurück – unser Haus verschwindet gerade außer Sichtweite.
    Jazz nimmt ihre Hand. »Sorry, ich hab doch nur Spaß gemacht. Vergibst du mir?«
    Â»Wahrscheinlich schon«, sagt sie und er legt seinen Arm um ihre Hüfte. Amy ist groß, aber Jazz ist größer und breitschultrig mit einem federnden Gang. Jetzt, da ich ihn von Nahem sehe, schätze ich, dass er schon 18 ist, also ein paar Jahre älter als alle, die ich im Krankenhaus getroffen habe. Und das ist nicht das Einzige, was ihn unterscheidet: Sein Lächeln hat etwas Verschmitztes – etwas, das ich bei einem geslateten Jungen noch nie gesehen habe. Er ist süß.
    Wir gehen durchs Dorf und nehmen den gleichen Weg wie gestern mit dem Auto, vorbei an frei stehenden Häusern wie unserem. Darauf folgen Straßen mit versetzt stehenden Cottages und ein Pub namens »White Lion«. Schließlich kommen wir zu einem Wegweiser, der einen Pfad als Wanderweg ausschildert.
    Â»Lust auf einen kleinen Ausflug ins Grüne?«, fragt Jazz.
    Chloe und Debs offenbar nicht, denn sie verabschieden sich schnell.
    Aber Amy hakt sich auf der einen Seite bei mir, auf der anderen bei Jazz unter. »Los, kommt«, sagt sie.
    Der Boden ist uneben und holperig und ich muss mich aufs Laufen konzentrieren. Links vom Weg wächst eine hohe Hecke und rechts erstrecken sich abschüssige Felder mit irgendwelchen abgestorbenen Stoppeln. Der Pfad wird schmaler und Amy lässt Jazz los, hält mich aber weiterhin an der Hand fest.
    Jazz protestiert, doch Amy sagt: »Sei still, Dummkopf«, also geht er voran.
    Wir laufen immer höher und ich gerate außer Atem.
    Hecken und Felder werden von Bäumen abgelöst und ich sauge die Farben der Natur ein: orangefarbene und rote Blätter, braune und graue Stämme – manche mit roten Beeren und dornigen grünen Blättern, die stechen, wenn man sie berührt. Sind das Stechpalmen?
    Â»Zum Ausblick geht’s hier entlang, Ladys«, sagt Jazz.
    Wir biegen um eine Kurve und blicken über Wälder und Felder, hinab auf Dächer, Gärten und Straßen in der Ferne.
    Â»Schau, Kyla«, sagt Amy. »Von hier aus kannst du das ganze Dorf überblicken. Da wohnen wir – siehst du’s? Das zweite Gebäude von links.« Sie zeigt auf ein Haus und ich erkenne das Ziegeldach und die Backsteinwände.
    Wir setzen uns auf einen gefällten Baumstamm. Jazz legt mit einem leicht frustrierten Gesichtsausdruck seine Arme von hinten um Amy. Allmählich beschleicht mich das Gefühl, dass sie hier normalerweise allein herkommen.
    Sie knufft ihn mit dem Ellbogen in die Rippen.
    Â»Und, Kyla, wie kommst du mit dem Drachen klar?«, fragt Jazz.
    Â»Dem Drachen?«
    Â»Er meint Mum«, sagt Amy.
    Â»Ã„h …«
    Â»Du musst gar nicht weitersprechen, ich verstehe voll und ganz! ݀h‹ – das bedeutet, dir ist bereits aufgefallen, dass sie keine heilige Mutterfigur ist wie angekündigt, sondern in Wirklichkeit ein Feuer speiendes, mythisches grünes Biest.«
    Ich muss kichern.
    Â»Das ist nicht fair«, sagt Amy. »Mum ist nicht so schlimm, du musst sie nur erst kennenlernen. Ich hab mich zuerst vor ihr gefürchtet, aber dann war sie plötzlich ganz in Ordnung.«
    Â»Weißt du, was ich so verrückt an der Sache finde? Dass ihr sie beide von Anfang an ›Mum‹ nennt«, sagt Jazz.
    Â»Warum ist das verrückt?«, frage ich.
    Â»Na ja, du hast sie doch gerade erst kennengelernt, oder nicht?«
    Amy schüttelt den Kopf. »Das macht keinen Unterschied. So bekommt man es im
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