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Geloescht

Geloescht

Titel: Geloescht
Autoren: Teri Terry
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stürzt ein.
    Tausende von Eindrücken strömen auf mich ein, Erinnerungen flackern auf, erst langsam, doch dann immer schneller. Mir ist schwindlig und mein Kopf will zerspringen, aber ich kann die Bilder nicht aufhalten. Meine Eingeweide rebellieren, und ich muss mich immer wieder übergeben, bis nichts mehr in meinem Magen ist. Doch auch dann würge ich noch immer.
    Wie kann das sein? Meine Erinnerungen sollten ausgelöscht sein. Was ist passiert, was geht hier vor?
    Ich starre in den dunklen Himmel und mein Herz rast wie wild. Ganz langsam beruhige ich mich wieder und die Erinnerungen beginnen sich zu ordnen. Wie kann das sein? Was bedeutet das?
    Blasse, eisblaue Augen – sie wissen es. Sie wissen es immer. Sein Gesicht erscheint vor mir: engelsgleich, wenn er lächelt und wenn ich tue, was er will. Ich möchte nicht daran denken, was passiert, wenn ich mich ihm widersetze.
    Ich keuche laut auf, als mir sein Name wieder einfällt.
Nico
. So nannte er sich, als er noch der Mittelpunkt meines Lebens war. Er hat alles kontrolliert: Schmerz, Freude und wie eins zum anderen wurde. Wie Liebe und Hass ineinander übergingen. Er hat mir beigebracht, wie ich zwei Personen gleichzeitig sein kann: die wehleidige kleine Lucy und ihr Alter Ego. Die Memme und die Kämpferin. Aber Lucy ist verschwunden und nur die andere ist noch da. Nico ist derjenige, der Lucys Finger mit einem Ziegelstein zertrümmerte, als sie sich gegen die Spaltung ihrer Seele gewehrt hat. Aber er hat es für mich getan – um mich zu beschützen. Um mich in Sicherheit zu wissen, falls die Lorder mich jemals schnappen sollten. Und genau das ist eingetreten; ich wurde geslated. Also hat alles, was er Lucy angetan hat, am Ende
mich
gerettet.
    Wie hat er mich gefunden?
    Nicht als Nico. Aber selbst in neuen Kleidern und in einer neuen Rolle als Lehrer ist das Lächeln das gleiche geblieben. Es gilt nur mir, mir allein. Er hat die anderen Mädchen im Raum ignoriert und seinen Liebling mit den Augen gefunden. Sein langsames Zwinkern.
Was für eine Schlampe
, hat er über Mrs Ali gesagt. Er ist immer noch auf meiner Seite. Es spielte für ihn keine Rolle, dass ich nicht mehr wusste, wer er ist. Jetzt verstehe ich, dass er mit seinen fiesen Bemerkungen zu Bens Verschwinden versucht hat, eine Reaktion bei mir zu provozieren. Er wollte meine Erinnerungen hervorkitzeln, von dort, wo sie versteckt lagen.
    Er oder einer seiner Terroristenfreunde muss Miss Fern in einen Unfall verwickelt haben, sodass er ihren Platz an der Schule einnehmen konnte. Nico – oder Hatten, wie er sich jetzt nennt – hat alles in Bewegung gesetzt. Und dafür kann es nur einen Grund geben: Er wollte den Zutritt zu Kylas Welt. Zu
meiner
Welt. Aber warum?
    Meine Augen weiten sich.
    Was will er von mir?
    Kaum habe ich mir diese Frage gestellt, überrollen mich weitere Bilder. Sie drehen sich ums Töten – mit Waffen, Sprengstoff und Brandsätzen. Ich weiß plötzlich wieder, wo man am besten eine Klinge versteckt. Nico hat mir so viele Arten zu morden beigebracht – selbst mit meinen bloßen Händen.
    Nein!
    Doch. Frag mal Wayne.
    Ich springe auf und renne weiter durch den Wald, weg von Waynes Leiche und wieder zurück zur Straße. NEIN, NEIN, NEIN, NEIN kreischt es in meinem Inneren. So etwas tue ich nicht! Das bin ich nicht mehr.
    Was ist mit Ben?
    Ben. Ich gerate ins Straucheln. Ich schaue auf mein Levo – das gleiche Modell wie Bens. Das Levo, das vielleicht sein Leben beendet hat. 6,2? Ich zerre an meinem Armband, so fest ich kann – doch nichts passiert. Es sollte zumindest wehtun. Nach meiner Tat heute Nachmittag müsste ich tot sein, mein Gehirn sollte durch dieses Ding, das mein Leben seit dem Slating bestimmt, ausgeschaltet worden sein. Doch obwohl es sich immer noch an meinem Arm befindet, wurde es durch neue Barrieren in meinem Gehirn lahmgelegt.
    Ben hat versucht, sich von seinem Levo zu befreien, damit er gegen die schrecklichen Zustände in unserer Gesellschaft kämpfen kann. Damit er sich wehren kann.
    Doch
ich
bin es, die jetzt frei von ihrem Levo ist.
    Eine Gänsehaut bildet sich auf meinen Armen.
    Ich lehne mich an einen Baum und schließe die Augen. Und da sehe ich seine: warmherzig und braun. Augen, die sich um mich sorgten, ganz egal, wer oder was ich einst war. Würde er das Gleiche fühlen, wenn er die Wahrheit wüsste?
    Ich kann nicht glauben, dass Ben für immer
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