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Geliebter Unsichtbarer

Geliebter Unsichtbarer

Titel: Geliebter Unsichtbarer
Autoren: Tina Folsom
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war. Er hielt Abstand zu seinen Schützlingen, sowohl emotional als auch physisch, wohl wissend, dass der Tag kommen könnte, wo er so wie heute Abend eine von ihnen töten müsste. Er konnte nicht zulassen, dass ihm seine Gefühle in die Quere kamen.
    „Und hör auf, mir die Schuld an deinem Versagen zu geben! Ich spiele heute nicht Sündenbock“, knurrte Manus und unterbrach Aidens Gedanken. Damit brachte er ihn zurück zur Hauptsache.
    Er konnte nur sich selbst die Schuld dafür geben, was heute passiert war. Sich und Hamish. Und sobald er seinen Sekundanten aufgespürt hatte, würde dieser dafür bezahlen.
    Manus zu Brei zu schlagen würde seinen Schützling nicht zurück bringen und das Geschehene nicht ungeschehen machen.
    „Ach, Scheiße!“, fluchte Aiden und senkte seine Faust. „Ich habe versagt.“ Er hob seine Augen und traf auf Manus’ Blick, aber statt des spöttischen Glanzes, den er dort erwartet hatte, begegnete ihm Mitgefühl.
    Manus schob sich vom Kühlschrank weg und ging an ihm vorbei. „Gewöhn dich daran.“
    Aiden packte seine Schulter und drehte ihn herum. „Was meinst du damit?“
    „Hast du die Berichte von den anderen Komplexen nicht gelesen?“
    „Und wann glaubst du, hätte ich die Zeit gehabt, dumme Berichte zu lesen?“ Er war schon seit mehreren Wochen mit diesem Auftrag beschäftigt gewesen und hatte kaum Zeit gehabt, ab und zu zurück zum Komplex zu eilen, um die nötigsten Dinge zu erledigen.
    Aiden wischte sich das Blut vom Mund und blickte die anderen im Raum an.
    Pearce räusperte sich. „Die Dämonen werden immer stärker. Die anderen Komplexe berichten von mehr und mehr . . . Verlusten.“
    Aiden schüttelte ungläubig den Kopf. „Wie?“
    „Sie scheinen irgendwie zu wissen, wo sich unsere Schützlinge aufhalten. Obwohl sie getarnt sind, spüren sie sie auf.“
    „Das ist unmöglich“, protestierte Aiden und sah Logan und Enya an. „Sie haben solche Fähigkeiten nicht. Sie können unsere Schützlinge nicht spüren, wenn sie getarnt sind.“
    Enya nickte ernst. „Das stimmt schon, aber was ist, wenn sie diese Sinne nicht brauchen? Was, wenn sie auf andere Weise herausfinden, wo unsere Schützlinge sind?“
    Aiden wollte Enyas Gedankengang nicht folgen und holte Luft. „Das kannst du doch nicht meinen.“
    Logan schnaubte. „Warum nicht? Unsere Gefühle sind gar nicht so anders als die der Menschen, die wir beschützen. Warum glaubst du also, dass wir alle der Versuchung widerstehen können?“
    „Aber dafür sind wir trainiert worden . . . “ Aidens Stimme erstarb. Er schluckte trotz seiner trockenen Kehle. Sein nächster Gedanke kam wie aus dem Nichts. „Aber Hamish. Du kannst doch nicht meinen, dass er . . . und die Dämonen . . . “
    „Er war nicht da, um dir Rückendeckung zu geben. Und wie haben die Dämonen überhaupt deinen Schützling gefunden, wenn du sagst, dass du sie getarnt hast?“, fragte Logan.
    „Wer würde besser wissen, wo du dich mit deinem Schützling aufhältst als dein Sekundant?“, fragte Manus.
    „Ein Verräter? Du denkst, Hamish hat mich an die Dämonen verraten?“
    Als die Worte seine Lippen verließen, krampfte sich sein Herz schmerzhaft zusammen. Aiden lehnte sich gegen die Küchentheke, damit seine Knie nicht unter der Belastung einknickten. Es war unmöglich. Hamish war wie ein Bruder für ihn. Ein Bruder, mit dem er gelegentlich zusammenstieß, aber trotz allem ein Bruder.
    „Wir müssen ihn finden.“ Aiden blickte Pearce an. „Peile sein Handy an. Vielleicht liegt er irgendwo und ist verletzt.“
    Er legte all seine Hoffnungen in seine letzten Worte. Es war besser, dass der Grund, warum Hamish ihm nicht zu Hilfe gekommen war, war, weil er verletzt war. Dass er sich den Dämonen angeschlossen hatte, war ein Gedanke, der zu schrecklich war, um ihn zu Ende zu führen.
     

4
     
    Barclay klopfte mit dem Hammer und forderte damit Ordnung im Ratssaal. Das Gemurmel der Ratsmitglieder wurde langsam leiser. Als schließlich alle verstummten, blickte er in die Gesichter der Männer und Frauen, die um den Tisch, der einen Halbkreis bildete, versammelt waren. Alle waren erfahrene Hüter der Nacht, sieben Männer und zwei Frauen mit großem Wissen und außergewöhnlichen Fähigkeiten, die ihrem Volk seit vielen Jahrhunderten dienten. Sie waren für den Rat der Neun, der Regierung ihrer altertümlichen Rasse, von Hand ausgewählt worden. Als Richter, Geschworene und Henker in einem, trug der Rat eine schwere Bürde.
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