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Geliebter Tyrann

Titel: Geliebter Tyrann
Autoren: Jude Deveraux
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beiden am Leben bleiben.
    Als er von Scheidung sprach, war ihr, als würde ein Alptraum lebendig. Sie saß im Morgenzimmer. Clay hatte es wieder in seinen ursprünglichen Zustand verwandeln lassen. Es war, als versuchte er bereits, alle Spuren ihrer Anwesenheit zu tilgen.
    »Was haben wir beide uns schon zu bieten?« sagte Clay. »Ich bin überzeugt, daß du genauso wenig für mich übrig hast wie ich für dich.«
    Bianca schüttelte eigensinnig den Kopf. »Du willst nur sie haben. Du willst mich hinausstellen in den kalten Regen, nur damit du sie haben kannst. Ihr beide habt das von Anfang an geplant.«
    »Das ist der größte Unsinn, den ich je gehört habe.« Clay versuchte sein Temperament zu zügeln. »Du warst es doch, die mich zwang, dich zu heiraten.« Er sah sie mit schmalen Augen an. »Du warst es, die mich belog, daß du ein Kind von mir bekämest.«
    Bianca griff sich erschrocken an das wabbelnde Fleisch, das ihre Kehle bedeckte.
    Clay drehte ihr den Rücken zu und ging ans Fenster. Er hatte es erst kürzlich von Oliver Hawthorne erfahren. Der Mann hatte den größten Teil seiner kümmerlichen Saaten im Regen verloren, zwei von seinen Söhnen waren an Typhus gestorben. Er war zu Clay gekommen, um Geld von ihm zu erpressen. Nachdem Clay ihm gesagt hatte, daß Bianca eine Fehlgeburt gehabt hatte, jagte er den Mann von der Plantage.
    »Du haßt mich«, flüsterte Bianca.
    »Nein«, antwortete Clay. »Das ist vorbei. Ich möchte nur, daß wir nicht mehr aneinander gebunden sind. Ich werde dir Geld schicken. Ich werde dafür sorgen, daß du ein behagliches Leben führen kannst.«
    »Wie willst du das denn anstellen? Glaubst du, ich bin dumm? Ich weiß, daß du fast alles, was du einnimmst, wieder in diese Plantage steckst. Es sieht so aus, als wärst du reich, weil du so viel besitzt; doch das stimmt nicht. Wie kannst du die Plantage halten und mir gleichzeitig das Geld schicken, das ich zum Leben brauche?«
    Er fuhr zu ihr herum. Seine Augen waren schwarz vor Zorn. »Du bist nicht nur dumm, sondern auch unglaublich egoistisch. Begreifst du denn nicht, wie sehr ich mir wünsche, von dir befreit zu sein? Merkst du denn gar nicht, wie widerwärtig du mir bist? Daß ich bereit wäre, die Plantage zu verkaufen, nur damit ich nicht mehr länger den fetten Wabbelhaufen ansehen muß, den du ein Gesicht nennst?«
    Er öffnete den Mund, um noch mehr zu sagen. Doch dann beherrschte er sich und ging rasch aus dem Zimmer.
    Bianca saß lange regungslos auf dem Sofa. Ihr Verstand weigerte sich, darüber nachzudenken, was Clay zu ihr gesagt hatte. Statt dessen dachte sie an Gerard. Wie nett würde es sein, mit ihm in Arundel Hall zu leben. Sie würde die Lady im Herrenhaus sein, Menüs planen, die Zubereitung der Mahlzeiten überwachen, während er sich draußen mit den Dingen beschäftigte, die sich für Männer gehörten. Abends würde er dann nach Hause kommen, und sie würden sich ein herrliches Mahl teilen. Dann würde er ihr vor dem Zubettgehen die Hand küssen.
    Sie sah sich im Raum um und dachte daran, wie sie ihn vorher eingerichtet hatte. Nun war er so kahl und nüchtern. Gerard würde sie nicht davon abhalten, ihn umzudekorieren. Nein, Gerard liebte sie. So, wie sie war.
    Sie erhob sich langsam von der Couch. Sie wußte, daß sie ihn sprechen mußte, den Mann, den sie liebte. Sie hatte jetzt keine andere Wahl mehr. Gerard hatte recht behalten. Clay beabsichtigte, sich von ihr zu befreien, ganz gleich, auf welche Weise.

22
    Was suchst du denn hier?« forschte Gerard, als er Bianca auf Nicoles Seite des Flusses aus dem Ruderboot half. Er blickte sich besorgt um.
    »Ich mußte dich sehen.«
    »Hättest du mir nicht eine Botschaft schicken können? Ich wäre zu dir gekommen.«
    Biancas Augen füllten sich mit Tränen. »Bitte, sei nicht böse mit mir. Noch einen Ärger kann ich nicht mehr ertragen.«
    Er sah sie einen Moment prüfend an. »Komm mit mir. Die Leute im Haus dürfen uns nicht sehen.«
    Sie nickte und folgte ihm. Es war ein beschwerlicher Fußmarsch. Sie mußte zweimal anhalten, um wieder zu Atem zu kommen.
    Als sie auf der Anhöhe waren, die das Haus überragte, hielt Gerard an. »Und jetzt erzähl mir, was passiert ist.« Er hörte aufmerksam zu, als Bianca ihre lange, rührselige Litanei herunterbetete. »Also weiß er, daß das Kind, das du unter dem Herzen trugst, nicht seines war.«
    »ist das schlimm?«
    Gerard warf ihr einen mißbilligenden Blick zu. »Die Gerichte finden Ehebruch nicht
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