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Geliebter Lord

Geliebter Lord

Titel: Geliebter Lord
Autoren: Karen Ranney
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das Zweite, was er aus dem Zimmer des kranken Gordon entwendet hatte.
    Wenn Mary sich seinen Anweisungen oder Plänen widersetzte, würde er eben zu diesem Mittel greifen, um sie gefügig zu machen.

Kapitel 3
    A ls Mary das Haupthaus verließ, sah sie Micah und Hester in stillschweigender Eintracht den Wagen entladen.
    Sie hatte die beiden erst heute Morgen in Inverness kennengelernt und lediglich ein paar Worte mit ihnen gewechselt, aber Mary fand die Frau ausgesprochen angenehm. Hester war ungewöhnlich groß und hager, ihr Gesicht sonnengebräunt und von tiefen Furchen durchzogen wie die Straße, auf der sie nach Castle Gloom gekommen waren. Die Hände, mit denen Hester gerade ein Alefass von der Ladefläche hob, waren knorrig und voller Narben, silberne Strähnen durchzogen ihr Haar. Nur ihre Augen waren jung, leuchtend blau, offen, klar und freundlich – und sie verrieten Intelligenz.
    Micah war ebenso alt, aber mit ihm waren die Jahre gnädiger umgegangen. Sein volles Haar war von einem warmen Braun, und von den tiefliegenden blauen Augen ausgehende Falten vereinigten sich mit denen in den Mundwinkeln, so dass er ständig zu lächeln schien.
    Brendan kam aus dem Turm und half den beiden schweigend beim Abladen.
    Mary hob ein kleines Fass vom Karren, klemmte es sich unter den Arm und stützte es auf ihrer Hüfte ab.
    »Das nehme ich«, sagte Brendan.
    »Unsinn«, widersprach sie. »Für Euch sind noch schwerere Dinge da. Lasst mich doch helfen.«
    Er grinste sie an, und Mary fragte sich unwillkürlich, ob sein Bruder wohl jemals so freundlich gewesen war.
    »Dürfen wir denn nun doch bleiben?«
    Er nickte.
    »Und er wird nicht mehr auf uns schießen?«
    »Ihr müsst Hamish nicht fürchten, Mary. Er wirkt viel gefährlicher, als er ist.«
    Sie lächelte amüsiert. »Ich fürchte ihn nicht.«
    Stattdessen hatte sie das Gefühl, sich auf ein Abenteuer eingelassen zu haben. Wie töricht von ihr.
    Sie legte das Fässchen auf den mittlerweile angewachsenen Stapel Kisten vor dem Eingang.
    »Ich habe die Küche des Castles entdeckt«, berichtete sie.
    »Ist sie noch benutzbar?«, fragte Brendan, der eine Kiste absetzte.
    »Absolut – seht selbst.«
    Mary ging voraus, die drei anderen folgten.
    »Wunderschön«, meinte Hester kurz darauf, als sie die Gewölbedecke bewunderte. »Aber es ist gut, dass wir Geschirr mitgebracht haben.«
    »Kennt Ihr die beiden schon lange?«, fragte Mary, als sie mit Brendan wieder zu dem Lastkarren hinausging.
    »Erst seit einer Woche, aber sie sind mir wärmstens empfohlen worden. Von meinem Bruder und seiner Frau. Wie Ihr.«
    Mary lächelte. Sie erinnerte sich gut an Alisdair und Iseabal MacRae. Und sie erinnerte sich an die Beschreibung von Gilmuir, die ihr verstorbener Ehemann Gordon ihr gegeben hatte. Er hatte ein romantisches und dramatisches Bild von dem Ort gemalt und damit den Wunsch in ihr geweckt, sich das Castle anzusehen. Und nun schien er in gewisser Weise erfüllt, denn wenn auch nicht auf Gilmuir, so befand sie sich doch immerhin auf einer Highland-Feste.
    Als Mary im Lauf der nächsten Stunde mit Hester auspackte, was sie zu viert mit vereinten Kräften vom Wagen geholt hatten, wurde die Umsicht deutlich, mit der Brendan ihn hatte beladen lassen. Er hatte für Kerzen gesorgt, Löffel, Töpfe, Pfannen, große Teigschüsseln, alles, was für einen Haushalt gebraucht wurde. Offenbar erwartete er, dass Hamish lange auf Castle Gloom bleiben würde.
    Hester spähte in den Rauchfang hinauf und meldete, dass sich keine Vogelnester und kein Schmutz darin befänden.
    »Ich frage mich, wo Euer Bruder seine Mahlzeiten zubereitet hat«, wandte sie sich an Brendan, als der mit Micah ein schweres Alefass in die angrenzende Speisekammer schaffte.
    »Wie ich Hamish kenne, hat er ein Kohlenbecken und einen Wok. Er ist ein Liebhaber der orientalischen Küche, und gelegentlich kocht er fernöstlich.«
    Hester schien interessiert, doch als sie bemerkte, dass kein Feuerholz da war, vergaß sie nachzuhaken und schickte die beiden Männer aus, einen der Bäume an der Straße zu fällen.
    »Es ist erstaunlich, wie gut erhalten das alles ist.« Hester stemmte die Arme in die Seite und blickte um sich. »Von weitem sieht das Castle aus wie eine Ruine. Seltsam, dass es leer steht.«
    »Ich frage mich, warum die Leute weggezogen sind.« Im Stillen fragte Mary sich, warum ein Mann wie Hamish MacRae sich das verlassene Gemäuer zur Heimstatt erkoren hatte.
    Nach dem Essen begannen sie,
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