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Geliebter Krieger

Geliebter Krieger

Titel: Geliebter Krieger
Autoren: Paige Anderson
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irgendjemand bemerkte, dass sie anders war.
    Lauter werdendes Gebrüll , dicht gefolgt von derbem Gelächter, riss sie aus ihren Gedanken. Sie füllte zwei Gläser mit Bier, stellte sie auf das Tablett und ging zu den Tischen.
    „Na endlich, das hat ja ewig gedauert, Süße.“
    Mit ordentlichem Abstand zu eventuell zupackenden Händen stellte sie die Gläser auf einen der runden Tische. Die Männer gehörten zu den Stammkunden der Bar. Ein bisschen einfältig, aber harmlos.
    „Hey Katie, Schätzchen, warum denn so böse? Lächel doch mal für uns.“
    „Aber nur, weil du so nett gefragt hast“, sagte Mercy mit zuckersüßer Stimme und setzte ihr Standard-Zahnpasta-Lächeln auf. Sie wusste, wenn sie ein wenig mitspielte, ließen sie sie weitestgehend in Ruhe. „So Jungs, das war’s aber trotzdem für heute. Letzte Runde.“ Sie drehte sich um und ging zum nächsten Tisch. Ohne auf die Kommentare hinter sich zu achten, räumte sie den Tisch ab, um mit einem feuchten Tuch die Oberfläche zu reinigen. Ganze fünfzig Cent Trinkgeld. Wow.
    „Ziemlich schwache Ausbeute heute Abend, was Kate?“ Der falsche Name klang immer noch fremd in ihren Ohren, also dauerte es einen Augenblick , bis sie realisierte, dass sie damit gemeint war. Blinzelnd sah sie von ihrem Tablett hoch zu Jim, dem Barkeeper.
    „Ja , wie immer.“ Müde lächelte sie zu ihm hoch. Jim war älter als sie. Wie alt genau, wusste sie nicht. Hier wurden nicht viele persönliche Fragen ge stellt. Sie sah in seine braunen Augen, mit denen er sie unter seinem zerwühlten Haarschopf ansah. Er hatte ihr nie übel genommen, dass sie seine Einladung auf ein Abendessen abgelehnt hatte. Er war ein netter Kerl und hatte ihr „Es tut mir leid, aber ich gehe grundsätzlich nie mit Arbeitskollegen aus“ akzeptiert. Es war keine Lüge, weil sie bisher niemandem vertraut hatte. Mit ihm hätte sie sich einen netten Abend sogar vorstellen können. Aber sie würde ihn sowieso eines Tages ohne Vorwarnung verlassen müssen. Also hatte sie ihm und sich selbst die unnötige Pein einer Trennung erspart.
    „Wenn du willst , mach ich deinen letzten Tisch fertig. In fünf Minuten gehen hier ohnehin die Lichter aus. Du kannst für heute Schluss machen.“
    „Wirklich?“ Das klang gut.
    „Ja klar. Du hast die Tische soweit fertig. Die beiden Suffköpfe kann ich auch allein abkassieren.“
    „Das ist wirklich lieb von dir.“ Mit schmerzendem Rücken bückte sie sich unter die Bar, um ihre übergroße und schon etwas mitgenommene braune Handtasche darunter hervor zu ziehen. „Dann gute Nacht und bis morgen“, sagte sie, während sie in Richtung des hinteren Bereichs der Bar ging.
    „Komm gut nach Hause, Kate“, rief er ihr nach.
    Mercy ging zu den Toiletten, um sich umzuziehen. Für jede Minute, die sie nicht das Ensemble aus kurzem schwarzen Rock und tief ausgeschnittener Bluse in Pink, ihre Arbeitskleidung, wie ihr Chef das nannte, tragen musste, war sie dankbar. Müde blickte sie in den schmutzigen Spiegel über dem Waschbecken. Braune Augen blickten sie aus einem viel zu mageren Gesicht an. Ihre Augen, und doch die einer Fremden. Make-up trug sie schon lange nicht mehr. Zum einen, weil es schlichtweg zu teuer war , und zum anderen, weil sie keine Veranlassung dazu sah. Je durchschnittlicher sie aussah, je weniger sie in einer Menge auffiel, desto besser. Ihre Augen fingen an zu brennen, woraufhin sie die Lider zusammenkniff. Die billigen Kontaktlinsen machten sich abends immer bemerkbar. Mit fahrigen Fingern öffnete sie ihr Haar, welches sie mit einer alten Haarspange hochgesteckt hatte. Nach einigen Bürstenstrichen fielen ihre dunkelbraunen Haare locker über die Schultern. Anfangs hatte sie mit dem Gedanken gespielt , sie zu färben, aber sie beschloss, dass das Braun unauffällig genug war. Jede andere Haarfarbe hätte vielleicht einen Blick zu viel auf sie gezogen.
    Erschöpft spritzte sie sich kaltes Wasser ins Gesicht und versuchte, zumindest einen Teil des Schweißes abzuwaschen, den sie auf ihrer Haut spüren konnte. Sobald sie die kühlen Tropfen spürte, breitete sich eine Gänsehaut auf ihrem Körper aus. Schnell zog sie Jeans und Pullover an und stopfte die Nuttenuniform in die Handtasche. Die Haare steckte sie in die Kapuze ihrer Jacke. Um die kalte Oktoberluft abzuhalten und sich noch ein kleines Stückchen mehr vor der Welt zu verstecken, zog sie den Reiß verschluss der Jacke bis fast unter die Nase. Als sie in die Nachtluft heraus trat, wehte ihr
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