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Geliebter Fremder

Geliebter Fremder

Titel: Geliebter Fremder
Autoren: Sylvia Day
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Isabel in Graysons Reisekutsche auf dem Weg nach Schottland wieder.
    Sechs Monate später …
    »Isabel, hättest du einen Augenblick Zeit für mich?«
    Gerard sah zum leeren Türrahmen, bis die kurvenreiche Gestalt seiner Frau, die gerade vorbeigegangen war, wieder darin auftauchte.
    »Ja, Gray?« Isabel betrat mit fragenden Augen sein Arbeitszimmer.
    »Hast du Freitagabend Zeit?«
    Sie bedachte ihn mit einem gespielt strafenden Blick. »Du weißt, dass ich dir immer zur Verfügung stehe.«
    »Danke, Rotfuchs.« Er lehnte sich lächelnd auf seinem Stuhl zurück. »Du bist zu gut zu mir.«
    Isabel ging zum Sofa und nahm Platz. »Wo werden wir erwartet?«
    »Bei den Middletons zum Dinner. Ich war eigentlich bereit, dort mit Lord Rupert zu sprechen, aber heute informierte mich Bentley, dass die Grimshaws ebenfalls eingeladen sind.«
    »Oh.« Isabel zog die Nase kraus. »Wie hinterhältig, deine Inamorata und ihren Mann einzuladen, wenn du ebenfalls Gast bist.«
    »So ist es«, bestätigte Gerard, stand auf, umrundete seinen Schreibtisch und setzte sich neben sie.
    »Dieses Lächeln auf deinem Gesicht ist dermaßen unanständig, Gray, dass du es wirklich für dich behalten solltest.«
    »Ich kann’s nicht unterdrücken.« Er legte ihr den Arm um die Schultern, zog sie an sich und roch ihren gleichzeitig vertrauten und erregenden Duft nach exotischen Blumen. »Ich bin der glücklichste Mann auf Erden und klug genug, das auch zu wissen. Weißt du, wie viele Männer wünschten, eine Frau wie dich zu haben?«
    Sie lachte. »Du bist und bleibst herrlich offen und schamlos.«
    »Und dir gefällt es. Unsere Ehe hat dir ein gewisses Ansehen verschafft.«
    »Du meinst einen gewissen Ruf«, entgegnete sie trocken. »Die ältere Frau, die sich nach der Ausdauer eines jüngeren Mannes verzehrt.«
    »Nach mir verzehrt.« Er spielte mit einer losen Strähne ihres feuerroten Haars. »Die Vorstellung gefällt mir.«
    Als es leise klopfte, blickten beide über die Rückenlehne des Sofas zu dem Lakai, der an der Tür wartete.
    »Ja?«, fragte Gerard, leicht verärgert, bei einem der seltenen stillen Augenblicke mit seiner Frau gestört worden zu sein.
    Sie war so oft mit Teegesellschaften und anderem typisch weiblichem Zeitvertreib beschäftigt, dass er nur selten die Gelegenheit hatte, ihre amüsante Gesellschaft zu genießen. Zugegeben, Pel war berüchtigt, aber auch ungeheuer charmant und die Marchioness of Grayson. Mochten die Leute auch Spekulationen über sie anstellen, doch würden sie ihr niemals die Tür weisen.
    »Ein Brief per Kurier, Mylord.«
    Gerard streckte ungeduldig die Hand aus. Kaum sah er die vertraute Schrift auf dem Brief, verzog er das Gesicht.
    »Himmel, welch eine Grimasse«, bemerkte Isabel. »Da lasse ich dich lieber allein.«
    »Nein.« Er verstärkte seinen Griff um ihre Schulter. »Er ist von meiner Mutter, und wenn ich ihn gelesen habe, kann mich niemand so gut aus meinem Stimmungstief holen wie du.«
    »Wie du willst. Dann bleibe ich bei dir. Ich habe noch ein paar Stunden Zeit.«
    Bei dem Gedanken, noch Stunden mit ihr zu haben, lächelte Gerard und öffnete den Brief.
    »Sollen wir Schach spielen?«, fragte sie mit spitzbübischer Miene.
    Er erschauerte übertrieben heftig. »Du weißt genau, wie sehr ich dieses Spiel hasse. Denk dir etwas anderes aus, bei dem ich nicht sofort einschlafen muss.«
    Er richtete seine Aufmerksamkeit auf den Brief und überflog ihn. Doch als er zu einem Absatz kam, der augenscheinlich als Nachtrag gedacht war, in Wahrheit aber – das wusste er genau – der entscheidende Schlag war, las er langsamer, und seine Hände fingen an zu zittern. Seine Mutter schrieb ihm nur, um ihn zu verletzen, und sie war immer noch zornig, dass er die berühmt-berüchtigte Lady Pelham geheiratet hatte.
    … bedauerlicherweise überlebte das Kind die Geburt nicht. Ich hörte, es sei ein Junge gewesen, kräftig und wohlgeformt mit einem braunen Haarschopf – so ganz anders als seine blonden Eltern. Der Arzt meinte, Lady Sinclair sei zu zart gebaut und das Baby zu groß gewesen. Sie verblutete innerhalb weniger Stunden. Ein grauenvoller Anblick, wurde mir berichtet …
    Gerard stockte der Atem; ihm wurde schwindlig. Die in Schönschrift festgehaltenen Gräuel verschwammen vor seinen Augen, bis er nicht mehr weiterlesen konnte.
    Emily.
    In seiner Brust brannte es, und er schrak auf, als Isabel ihm fest auf den Rücken schlug.
    »Atmen, verdammt noch mal!«, befahl sie in herrischem Ton, in den
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