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Geliebter Fremder

Geliebter Fremder

Titel: Geliebter Fremder
Autoren: Sylvia Day
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Natürlich konnte der Earl es nicht spüren, sein verführerischer Mund verzog sich zu dem Lächeln, mit dem er ihr Herz gewonnen hatte. Sie hatte ihn so geliebt und angebetet, wie es nur einem ganz jungen Mädchen möglich ist. Pelham hatte ihr alles bedeutet – bis zu dem Abend, als sie bei Lady Warrens Musiksoirée gesessen und hinter ihr zwei Frauen über die Virilität ihres Mannes hatte sprechen hören.
    Bei der Erinnerung biss sie die Zähne zusammen und spürte wieder all ihren Groll in sich hochkochen. Fast fünf Jahre waren vergangen, seit Pelham bei einem Duell wegen einer Mätresse seine gerechte Strafe bekommen hatte, doch immer noch empfand sie den brennenden Schmerz seines Verrats und ihrer Demütigung.
    Es kratzte leise an der Tür. Als Isabel sich meldete, öffnete sie sich und zeigte ihren Butler, der sich hastig angezogen hatte und stirnrunzelnd Contenance zu wahren versuchte.
    »Mylady, der Marquess of Grayson bittet darum, Sie kurz sprechen zu dürfen.« Er räusperte sich. »Er wartet am Lieferanteneingang.«
    Isabel unterdrückte ein Lächeln, und ihre düstere Stimmung schwand bei der Vorstellung, wie Grayson mit seiner üblichen Arroganz halb angekleidet am Hintereingang herumlungerte. »Einen Moment habe ich Zeit.«
    Nur ein leises Zucken einer ergrauten Augenbraue deutete auf so etwas wie Überraschung hin.
    Als der Butler Gray holen ging, zündete sie die Kerzen im Raum an. Gott, war sie müde! In Erinnerung an ihr seltsames Gespräch am Abend fragte sie sich, ob er vielleicht Hilfe brauchte. Möglicherweise war er etwas verstört.
    Zwar war ihr Umgang stets freundschaftlich gewesen, doch mehr auch nicht. Isabel war schon immer gut mit Männern ausgekommen. Schließlich mochte sie Männer auch sehr. Aber zwischen Lord Grayson und ihr war wegen ihrer Affäre mit seinem besten Freund Markham immer eine gewisse respektvolle Distanz gewahrt worden. Allerdings hatte sie, als der gut aussehende Viscount vor wenigen Stunden ein drittes Mal um ihre Hand angehalten hatte, das Techtelmechtel beendet.
    Jedenfalls hatte sie trotz Grays Fähigkeit, mit seiner ungewöhnlichen Anziehungskraft vorübergehend ihren Verstand außer Kraft zu setzen, keinerlei weiter reichendes Interesse an ihm. Er war Pelham zu ähnlich: zu egozentrisch und selbstsüchtig, um seine eigenen Bedürfnisse zugunsten eines anderen zurückzustellen.
    Sie erschrak, als die Tür hinter ihr aufflog, wirbelte herum und sah sich direkt gegenüber seiner kräftigen, über einen Meter acht zig großen Gestalt. Er packte sie an der Taille, schwenkte sie herum und lachte laut. Sein Lachen klang, als wären ihm Sorgen vollkommen fremd.
    »Gray«, protestierte sie und schob ihn an den Schultern zurück, »setzen Sie mich ab!«
    »Liebe Pel«, rief er mit leuchtenden Augen, »ich habe heute Morgen die wundersamsten Neuigkeiten erfahren. Ich werde Vater!«
    Isabel blinzelte. Vom Schlafmangel und Herumwirbeln wurde ihr langsam schwindelig.
    »Außer Ihnen ist mir kein Mensch eingefallen, der sich mit mir freuen könnte. Alle anderen werden nur entsetzt sein. Bitte lächeln Sie, Pel. Gratulieren Sie mir!«
    »Das werde ich, wenn Sie mich absetzen.«
    Der Marquess setzte sie ab, trat einen Schritt zurück und schaute sie erwartungsvoll an.
    Sie lachte, als sie seine ungeduldige Miene sah. »Herzlichen Glückwunsch, Mylord. Dürfte ich den Namen der Glücklichen erfahren, die Ihre Frau werden wird?«
    Die Freude in seinen blauen Augen schwand, doch sein charmantes Lächeln blieb. »Nun, das sind immer noch Sie, Isabel.«
    Sie starrte zu ihm hoch, um zu ergründen, was er meinte, aber vergeblich. Also wies sie zu einem nahe stehenden Sessel und nahm selbst Platz.
    »Sie sehen entzückend aus mit diesem zerzausten Haar«, bemerkte Gray versonnen. »Ich verstehe, warum Ihre Liebhaber den Verlust dieses Anblicks so stark betrauern.«
    »Lord Grayson!« Isabel fuhr mit der Hand über ihre langen Haare. Die gegenwärtige Mode sah kurze Locken vor, aber ihr waren lange Haare lieber, genau wie ihren Liebhabern. »Bitte, ich muss Sie bitten, mir endlich den Grund Ihres Besuchs zu nennen. Es war eine lange Nacht, und ich bin müde.«
    »Für mich war es auch eine lange Nacht, und ich muss noch schlafen. Aber –«
    »Dürfte ich dann vorschlagen, Sie schlafen noch einmal über Ihre verrückte Idee? Ich denke, dann werden Sie anders darüber denken.«
    »Nein, das werde ich nicht«, beharrte er und legte einen Arm über die Rückenlehne des Sessels. So
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