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Geliebter Feind (German Edition)

Geliebter Feind (German Edition)

Titel: Geliebter Feind (German Edition)
Autoren: Inka Loreen Minden
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verließ in wildem Galopp das Anwesen seines Vaters. Er musste zu Claire; er musste sich für sein Verhalten entschuldigen. Aber wie kann ich nur jemals gutmachen, was ich ihr angetan habe, verdammt!
    Wo wohnte sie jetzt überhaupt? Ihr Ehemann würde ihn zum Duell auffordern, soviel stand fest. Ein Wunder, dass er noch nicht beim Duke vor der Tür gestanden hatte. Sollte Justin ihn erschießen, käme er natürlich für Claires Lebensunterhalt auf. Irgendwie. Sollte er jedoch selbst dabei umkommen, so hätte er es wohl nicht anders verdient. Sollte Gott über ihn richten. Aber so konnte er nicht mehr weiterleben.
    Jus beschloss, die Abkürzung durch den Wald zu nehmen. Dabei drückte der schwere Revolver, den er unter dem Mantel trug, gegen seine Rippen. Erst als er Claires Stute im Unterstand sah, bemerkte er, dass er unbewusst den Weg zur Hütte eingeschlagen hatte.
    Der Puls dröhnte in seinen Ohren. Gott sei Dank, Claire ist hier!
    Mit zitternden Händen band er sein Pferd an und begab sich in die Hütte. Er brauchte einen Augenblick, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Das Feuer war heruntergebrannt und die Vorhänge geschlossen.
    »Claire?« Wo war sie? Er tastete nach der Lehne eines Stuhls und warf seinen Mantel darüber. Dann zog er den Stoff vor dem Fenster zur Seite, worauf Tageslicht in den kleinen Raum strömte. Dabei fiel ihm das Fläschchen Laudanum auf, das auf dem Tisch stand. Natürlich, er hatte es aus der Tasche genommen, als er ihren Fuß massiert hatte.
    Als er es an sich nahm, registrierte Jus, dass es leer war. Anschließend blickte er auf das Bett. »Claire!« Reglos lag sie in die Laken gehüllt.
    Er eilte zu ihr, um sie sanft an der Schulter zu rütteln, doch sie wachte nicht auf.
    Ein ungutes Gefühl nahm von ihm Besitz. Abwechselnd blickte er von der leeren Flasche auf das niedergebrannte Feuer zurück zu Claire. Bitte nicht … , dachte er atemlos und fühlte den Puls an ihrem Hals. Wie viel von dem Mittel hatte sie genommen? Verdammt Justin, versuch dich zu erinnern! Wie voll war die Flasche?
    Plötzlich bekam er kaum noch Luft, worauf er sich das Krawattentuch vom Hals riss. Schmerzhaft schnürte sich sein Herz zusammen. Claire … Er allein war daran schuld, dass sie sich umbringen wollte!
    Wieder blickte er auf das Fläschchen und in den Kamin, wo ein letzter Rest Holz schwach glimmte. Es war zu spät, ihr etwas einzuflößen, damit sie sich übergeben konnte. Das Opium befand sich mittlerweile in ihrem Blutkreislauf. Eine Überdosis bedeutete den sicheren Tod.
    Immer wieder rüttelte er an ihren Schultern und schlug ihr leicht ins Gesicht, doch ihre Lider flatterten nicht einmal. Vorsichtig legte er sie wieder zurück auf das Kissen. Mit den geröteten Wangen sah sie wie ein Porzellanengel aus. Wunderschön und unschuldig. Was habe ich nur getan?
    Verzweifelt sank er auf die Knie und lehnte sich gegen das Bett. »Es tut mir so leid, Claire! Das wollte ich nicht.«
    Seine Hand glitt an den Griff des Revolvers. Er war Arzt, verdammt! Seine Bestimmung war es, Menschen zu retten, und nicht, sie in den Tod zu treiben.
    Er hatte versagt.

    Claire hielt ihre Augen weiterhin geschlossen, versuchte ein entspanntes Gesicht zu machen und so flach wie möglich zu atmen.
    Selbstverständlich hatte sie nur eine kleine Dosis des Opiats genommen. Niemals würde sie sich wegen einem Mann das Leben nehmen! Nein – kein Mann würde jemals solch eine Macht über sie haben!
    Sie spürte einen Druck an ihrem Oberschenkel. War das Justins Kopf, der da auf ihr lag? Angestrengt lauschte sie seinen Worten, da das Laudanum immer noch wirkte. Wie angenehm war es doch, einzuschlafen und all die Sorgen zu vergessen, aber jetzt musste sie genau überlegen, wie sie weiter vorging. Sie wollte ihm sein unverzeihliches Verhalten heimzahlen!
    Es hatte sich also herausgestellt, dass er auch nur ein besitzergreifender Mann war, der sie ebenso benutzt hatte wie Edward. Justin war genau wie der Rest seiner Familie: kalt und berechenbar. Es gab nur einen Unterschied: Er hatte ihr wirklich Lust bereitet. Für einen kurzen Moment hatte sie sich in seinen starken Armen begehrt gefühlt, doch nun verspürte sie einen unbändigen Zorn in sich aufsteigen. »Lustvolle Rache« hatte er es genannt? Ja, Justin, dieses Spiel beherrsche ich auch!
    »Natürlich kannst du nichts dafür. Du warst ein Baby«, hörte sie ihn sagen. »Aber als Kind habe ich das anders gesehen. Ich war plötzlich so eifersüchtig auf
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