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Geliebter, betrogener Mann

Geliebter, betrogener Mann

Titel: Geliebter, betrogener Mann
Autoren: Heinz G. Konsalik
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fahren sofort zurück nach Lugano, dann fahren Sie auch!«
    »Überall hin – aber nicht mehr nach Lugano.«
    »O Himmel!« Dr. Wehrmann schlug die Hände über seiner Löwenmähne zusammen. »Hätte er bloß eine Frau, mit der man vernünftig reden kann.«
    »Ich bin dabei, mich zu verheiraten.«
    Dieser Satz Pohlands fuhr auf Dr. Wehrmann nieder wie ein Hammer. Er duckte sich erschrocken und starrte zu Dr. Corbeck hinüber.
    »Was sagt der Jurist dazu?« stotterte er. »Hier stimmt doch etwas nicht. Herr Pohland, machen Sie mal den Puls frei!«
    Dr. Corbeck hob die Schultern. Sein Gesicht drückte tiefes Unglück aus. »Es stimmt, leider. Herr Pohland hat die Absicht, eine Frau, die er in Lugano kennenlernte, sofort zu heiraten.«
    »Mein Gott – sofort! Sofort! Das erspart mir neunzig Prozent meiner Therapie!« rief Dr. Wehrmann begeistert. »Was hält Sie denn davon ab?«
    »Herr Pohland kennt weder Namen noch Adresse der Dame.«
    Dr. Wehrmann setzte sich in den nächsten Sessel und schüttelte den Kopf. »Das hier ist ein Irrenhaus«, stöhnte er.
    »Ich kenne nur die Nummer ihres Schweizer Wagens.«
    »Dann haben wir sie!« Dr. Corbeck rannte zum Telefon. »Unser Schweizer Vertreter wird in einer halben Stunde alles geklärt haben. Wie war die Autonummer?«
    »TI – 2679. Aber bemühen Sie sich nicht, Doktor. Der Wagen gehört dem Hotel in Paradiso, wo sie wohnte. Sie hatte ihn geliehen. Das Hotel aber gibt keine Auskunft über seine Gäste an Privatpersonen. Ich habe alles schon versucht.«
    Dr. Corbeck ließ den bereits abgehobenen Hörer wieder zurückfallen. »Ich sagte schon: Eher der Mann im Mond …«
    Pohland drehte sich weg und trat an das große Fenster. Er sah über seinen Besitz und senkte dann den Kopf. »Meine Herren«, sagte er leise. »Sie sind die einzigen Menschen, denen ich mich anvertraute. Wenn ich jemals wieder heiraten werde, dann nur diese Frau – oder sonst nie mehr.«
    »Also nie mehr.« Dr. Wehrmann sprach hart aus, was auch Dr. Corbeck dachte. »Das heißt, daß ich meine Neunzig-Prozent-Therapie nicht einsparen kann. Es bleibt also dabei – Sie fahren morgen wieder weg. Ich werde Ihnen noch einen Platz in Portofino besorgen.«
    »Muß das sein, Doktor?« stöhnte Pohland.
    »Ja. Es muß sein.«
    Am nächsten Morgen flog Michael Pohland nach Rom. Von dort brachte ihn ein Mietwagen nach Portofino. Vier Wochen lang lag er herum und dachte an Gerda Sanders, an ihr dunkles Lachen, die im warmen Wind flatternden blonden Haare und die großen, leuchtenden blauen Augen.
    Dann kam er nach Ebenhagen zurück mit 180 Blutdruck. Dr. Wehrmann seufzte laut, als er die Blutdruckmanschette zusammenrollte.
    »Zehn mehr als vorher. Herr Pohland, vergessen Sie diese Frau, jagen Sie keinem Phantom nach, sondern sehen Sie sich bei den Töchtern des Landes um; auch hier gibt es schöne Frauen. Ich befürchte sonst, Sie langsam, aber stetig zu einem Hypochonder werden zu sehen.«
    Michael Pohland schwieg. Gerda Sanders vergessen, dachte er. Kann man einen Vulkan mit einem Spaten zuschaufeln?
    Das war vor einem Jahr. Man muß es wissen, um zu verstehen, wie das Leben Michael Pohlands weiterging.
    Zunächst änderte sich nichts, nach außen hin. Ein Jahr lang war er wieder der Chef der Pohland-Stahlwerke, lud zu Jagden ein, zu großen Essen, zu Sektfrühstücken und Hubertusritten, zu Rheinfahrten und Schloßfesten. Er brachte neue Verträge in die Werke für Investitionen in Indien und Ägypten, langfristige Lieferungen in die EG-Staaten und Exporte in den asiatischen Raum. Ab und zu untersuchte ihn Dr. Wehrmann, knurrte böse und sagte immer wieder: »Nur so weitermachen. Nur immer so weitermachen. Wenn Sie mit'm Gesicht nach unten auf Ihren Perserteppichen liegen, kann auch der Wehrmann nicht mehr helfen.«
    Im Frühjahr fuhr er wieder zur Kur, aber nur, weil Dr. Wehrmann den Schreibtisch Pohlands abgeschlossen hatte und sich weigerte, den Schlüssel herzugeben. Resignierend gab Michael Pohland nach. Das Ziel der Reise war Capri. Drei Wochen Langeweile lagen wieder vor ihm.
    Von der Felsenterrasse des Cafés Adorno kann man weit über die zerklüftete Küste Capris sehen, über die in dem Gischt untergehenden Klippen, über kleine, verträumte Felsenbuchten und schmale Plateaus, über Boote und Kähne, von denen die Sporttaucher hinabspringen in die glasklare Tiefe des Meeres.
    Michael Pohland saß an diesem Nachmittag an der Balustrade des Cafés Adorno, trank einen Punt e Mes und las seine
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