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Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter

Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter

Titel: Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter
Autoren: Courtney Milan
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will dir keine Last sein. Ich werde dir nie eine Last sein.“
    Das war der Mann, der ihn dazu gebracht hatte, zurück in die Schule zu gehen, auch wenn ihn die anderen Jungen hänselten. Sein Vater hatte sich gut um ihn gekümmert, hatte ihm abwechselnd gut zugeredet und ihm das Gefühl gegeben, wichtig und geliebt zu sein. Und jetzt … jetzt war er an der Reihe.
    „Du bist keine Last für mich“, erwiderte Jonas leise. Er schaute auf, dann weg. Er dachte an die Beine seines Vaters, übersät von Ödemen, die sich mehr und mehr wie Ton anfühlten als Fleisch und Blut, weil sich dort im Gewebe Wasser sammelte. Zeichen eines großen Herzens, das langsam zu schlagen aufhörte. Er konnte den Atem seines Vaters hören, flacher und rauer als noch vor einer Woche.
    „Ich werde Miss Charingford bitten, mich zu heiraten“, sagte er schlicht. „Nächstes Jahr werde ich Weihnachten mit ihr verbringen.“ Himmel, er hoffte, das würde er wirklich. „Heutzutage reden alle von den neuen Weihnachtsbräuchen, aber du hast mir die alten gezeigt. Wie man die Weihnachtsfeiertage verbringt, ohne viel Geld auszugeben. Ich will sichergehen, dass ich das mit ihr teilen kann. Daher dachte ich, dass du vielleicht dieses Weihnachten … zu mir kommen könntest und ein paar Tage bleiben.“
    Sein Vater runzelte die Stirn und dachte darüber nach.
    „Da sind so viele Sachen, an die ich mich nicht mehr richtig erinnere. Du wirst sie mir alle erklären müssen. Ich will es nicht falsch machen. Bleib ein paar Wochen. Nur, bis es dir wieder richtig gut geht.“ Seine Stimme stockte, und er zwang sich, zur Wand zu schauen. Ein paar Wochen, bis es seinem Vater wieder gut ging. Wenn er ein wenig Glück hatte, würden es mehr als ein paar Wochen sein, die ihnen blieben – und sein Vater würde das Verstreichen der Zeit nicht mehr bemerken als jetzt.
    „Aber meine Sachen“, sagte Lucas Grantham und schaute sich um. „Wenn ich weg bin, wer passt dann auf meine Sachen auf?“
    „Ich werde einen Schlosser herschicken, der er ein zweites Schloss an der Tür anbringt, sodass du dich darauf verlassen kannst, dass deine Sachen hier sicher sind, bis es dir wieder gut geht. Ich verspreche dir, ich werde keine einzige Kiste verrücken. Wir lassen eine Nachricht an der Tür für die Leute, die mit Dingen kommen, die sie dir verkaufen wollen, dass du bald wieder zurück bist.“
    Das trug ihm ein weiteres Stirnrunzeln ein. „Nur für eine kurze Weile?“
    Jonas lächelte traurig. „Nur für eine kurze Weile. Nur, bis du wieder gesund bist.“
    Sein Vater schaute sich im Raum um, suchte nach einem Grund zu bleiben, etwas in diesem mit Schrott überfüllten Raum, an dem er sich festhalten konnte.
    „Bitte“, sagte Jonas. „Vater. Du musst das für mich tun. Ich brauche dich dafür mehr als für alles andere vorher.“
    Seine Kehle fühlte sich wund und kratzig an.
    Die Senilität hatte seinen Vater des Großteils seines Verstandes beraubt und fast auch seiner ganzen Würde. Aber da war eine Sache, die ihm noch nicht genommen worden war.
    „Du … du brauchst mich bei dir?“, fragte sein Vater mit zittriger Stimme.
    „Ja.“
    Der Mann, der diese wunderschönen ledergebundenen Lexika gekauft hatte, schaute sich um. Der Mann, der sein ganzes Geschäft verkauft hatte, um seinem Sohn eine Zukunft zu ermöglichen, war noch nicht ganz verschwunden. Er lehnte sich über den Bettrand und nahm einen Pfannengriff. Er betrachtete ihn stirnrunzelnd, schüttelte den Kopf und schaute dann auf.
    „Na gut“, sagte er. „Aber ich suche das Schloss aus, und es wird ein richtig massives sein. Und es wird nur einen Schlüssel geben, verstanden, und den trage ich an einer Kette um den Hals.“
    „Natürlich“, sagte Jonas. Er beugte sich vor und nahm die Hand seines Vaters in seine. „Natürlich. Und nur, bis du wieder ganz …“
    Aber er konnte sich nicht dazu bringen, den Satz zu Ende zu sprechen. Diese nächsten Monate würden nicht einfach werden. Aber jetzt, zum allerersten Mal, konnte er sehen, wie er sie bewältigen konnte. Er setzte sich auf die Bettkannte und nahm das Handgelenk seines Vaters in die Hand, fühlte den Puls des Mannes, der ihm das Leben ermöglicht hatte.
    Sein Herz schlug noch, matt, aber stetig, und Jonas seufzte erleichtert.

    A LS J ONAS AN DIESEM A BEND nach Hause zurückkam, war er erschöpft. Es war ein Tag mit vielen Hausbesuchen gewesen – acht insgesamt, und der letzte hatte sein Abendessen unterbrochen. Dazwischen hatte er
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