Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter

Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter

Titel: Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter
Autoren: Courtney Milan
Vom Netzwerk:
Folgen zu verschwenden.“
    Er lächelte wieder, diesmal leicht ironisch. Er schaute kurz nach oben, zuckte die Achseln.
    „Es war furchtbar, was ich dir angetan habe. Dein Vater … du musst dich um ihn sorgen. Es muss dich quälen, dass du nicht weißt, was du mit ihm machen sollst. Weißt du, was mich hinterher am meisten geschmerzt hat? Nicht die Erinnerungen, die du wieder hervorgeholt hast, sondern die Erinnerung an den Ausdruck in deinen Augen, als ich dich stehen ließ. Dieser schreckliche, kalte, einsame Ausdruck. Wie kannst du mir nur je vergeben?“
    Wenn er sprechen könnte, vermutete sie, würde er jetzt etwas Schreckliches sagen, etwas Schreckliches und Falsches. Sie vermutete, er würde sie zum Lachen bringen. Sie zitterte auch nicht mehr. Ihre Welt bestand allein aus der Wärme seiner Hände, als er ihr die Schulter streichelte.
    „Ich wünschte, ich wüsste, warum du das tust, warum du so nett zu mir bist.“
    Ohne ein Wort zu sagen, öffnete er seine schwarze Tasche und nahm ein Buch heraus. Vorne stand sorgfältig geschrieben: „Hausbesuche, 3. September 1863 bis …“ Das Enddatum war leer. Er öffnete es in der Mitte und fuhr dann mit der Hand in die Tasche, holte eine kleine Schere heraus. Die benutzte er, um aus der Mitte fein säuberlich eine Seite herauszutrennen. Dann nahm er einen Bleistift und schrieb etwas auf das Papier, faltete es zu einem geraden Rechteck mit scharf geknickten Rändern.
    Dann stand er auf. Er nahm schweigend ihre Hand, schob das Blatt hinein. Er schloss ihre Faust darum. Die Ecken bohrten sich in ihre Handfläche, als er ihr die Fingerspitzen küsste. Er sagte nichts, immer noch nicht. Er drehte sich einfach um, nahm seine Tasche und ging weg, ließ Lydia einfach auf der Bank sitzen. Sie schaute ihm fassungslos nach.
    Erst als er verschwunden war, faltete sie das Blatt, das er aus seinem Buch getrennt hatte, auf und las.
    Ich habe nur gesagt, ich würde aufhören, mit dir zu sprechen, hatte er geschrieben. Ich habe nie versprochen, aufzuhören, dich zu lieben.
    Sie starrte auf diese Worte, kraftvoll und beständig, unerschütterlich. Es war ein seltsames Gefühl, zu erkennen und zu akzeptieren, dass sie nicht alles kaputt gemacht hatte, dass er sie trotz allem, was sie getan hatte, noch gern hatte.
    Sie machte ihr Angst, diese Wahrheit. Die Wahrheit war … sie mochte ihn. Die Wahrheit war, dass sie von Anfang an, wenn sie ihn angesehen hatte, diesen Funkenregen in ihrem Bauch gespürt hatte. Er sorgte dafür, dass sie sich ihrer selbst so körperlich, so fleischlich bewusst wurde, dass sie ihn so weit von sich gestoßen hatte, wie sie nur konnte.
    Sie saß noch eine halbe Stunde in der Kälte auf der Bank, rief sich alles, jedes Detail in Erinnerung, das sie von ihm wusste. Die offene, unverblümte Art, wie er ihr die Verhütungsmethoden beschrieben hatte, nicht davor zurückscheute, Wörter wie Muttermund oder Penis zu verwenden.
    Als ob körperliches Verlangen und sexuelle Sehnsucht einfach … Dinge waren. Normale Dinge, Körperfunktionen und kein Grund, sich zu schämen. Als ob Verlangen wie die Wahrheit ein Geschenk sein konnte, nicht nur ein Quell von Scham und Verlegenheit.
    Lydia hatte ihm einmal gesagt, dass sie stets das Gute und das Schlechte an einer Situation sehen konnte. Hier war das Schlechte: Vielleicht war sie wegen dessen, was ihr in ihrer Vergangenheit passiert war, unwiderruflich geschädigt. Unfähig normal zu lieben, unfähig, die Achtung eines guten Mannes anzunehmen.
    Oder vielleicht … vielleicht stand sie am Beginn einer Liebe, wenn sie sie nur zulassen konnte.
    Sie erinnerte sich an das Gespräch, das sie zwischen Jonas und ihrem Vater belauscht hatte. Ihre Tochter ist stärker als Sie glauben.
    Sie hatte sich in ihm geirrt. Offenbar konnte auch er auf das Beste hoffen.
    Vielleicht hatte er recht. Vielleicht war sie wirklich stärker, als sie gedacht hatte.

Kapitel Zwölf

    „S O“, SAGTE L UCAS G RANTHAM , setzte sich auf und hustete. „Was denkst du? Noch ein paar Wochen, bis es mir wieder gut geht?“
    Jonas wischte sein Stethoskop ab und räumte es in seine Tasche. Er hatte in den vergangenen Jahren viele Male versucht, seinem Vater die Wahrheit beizubringen, aber nicht ein einziges Mal hatte er ihm zugehört. Die Wahrheit passte nicht länger in den Kopf seines Vaters.
    „Vater“, sagte er ruhig, „ich hatte gehofft, du würdest mit mir heimkommen.“
    Lucas Grantham schob das Kinn vor und starrte ihn finster an. „Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher