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Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter

Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter

Titel: Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter
Autoren: Courtney Milan
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zusammen. Er beugte sich zu ihr, so nah, dass sie einen Hauch Lorbeer an seinem Kragen roch.
    Selbst jetzt kehrte er ihr Innerstes nach außen.
    Er sagte nichts. Natürlich nicht, er hielt sich noch an diesen dummen Wetteinsatz, den sie ihm abgenötigt hatte. Lydia stellte fest, dass sie ebenso wenig etwas sagen konnte. Und es war ihr unmöglich zu gehen.
    Er sah ihr in die Augen. Er lächelte – nicht strahlend, sondern zurückhaltend und irgendwie liebenswert.
    Wann hatte sie erkannt, dass er süß war? Er verbarg das so gut hinter schroffen Reden, aber sie hatte den Beweis an den Tagen gesehen, die sie mit ihm verbracht hatte. Wie er mit Mrs. Hall gesprochen, ihr ihre Möglichkeiten aufgezeigt hatte. Wie er Henry Westing dazu gebracht hatte, sein Angebot einer „Anstellung“ anzunehmen, als er sich verletzt hatte und kein anderes Einkommen hatte. Der tiefe Kummer über die unlösbare Situation seines Vaters.
    Auch wie er mit ihr sprach. Es war empörend. Es war unverblümt. Es war unmöglich. Und es war … genau was sie brauchte, die Wahrheit, bloßgelegt ohne schmückendes Beiwerk, ihr präsentiert, dass sie ihre Entscheidung traf. Er ließ ihre geheimen Wünsche, ihr Verlangen ganz normal erscheinen statt finster und gefährlich.
    Er blieb vor ihr stehen und verbeugte sich. Lydia stockte der Atem. Er ließ es so unkompliziert erscheinen, sich nach seiner Berührung zu sehnen, so einfach, ihre Wange in seine Hand zu schmiegen, als er sie ihr ans Gesicht legte. Er fuhr mit dem Daumen unter ihrem Auge entlang, wischte eine Träne fort, ehe sie fallen konnte. Seine Finger glitten über ihre Nase, ihren Mund. Und dann beugte er sich nur noch ein wenig weiter vor, berührte ihre Lippen mit den seinen.
    Es war kein Kuss wie der, den sie einander vor ein paar Tagen gegeben hatten, heiß und mit offenem Mund. Er war leichter und dennoch ging er viel tiefer, mehr ein Kuss der Sehnsucht als der Lust. Es war die Sorte Kuss, wie er nie in Märchen vorkam. Es war nicht das Aufeinandertreffen von Lippen, das Prinzessinnen aus einem hundertjährigen Schlaf weckte. Er würde keinen Zauber brechen oder finstere Ritter aus ihrem unseligen Schicksal erlösen.
    Es war der Kuss, wie ein Mann ihn einer Prinzessin geben würde, deren Verzauberung schon vor Jahren beendet worden war, einer Frau, die darum kämpfte, eine Welt ohne Zauber zu verstehen. Seine Finger auf ihrer Wange, nahm er ihren tiefen Schmerz zur Kenntnis, was seinem Kuss einen eigenartigen Zauber verlieh.
    Er richtete sich auf, löste sich von ihr.
    „Jonas …“, begann sie.
    Aber er legte sich einen Finger auf die Lippen, eine unmissverständliche Geste. Seine Augenbrauen hoben sich zuversichtlich … sogar aufreizend.
    „Was hast du …“
    Dieses Mal legte er ihr die Finger über den Mund. Er lächelte sie an. Dann setzte er sich neben sie und küsste sie wieder, dieses Mal fester, und sein heißer Atem mischte sich mit ihrem. Er nahm ihre Hand in seine.
    Alle Welt konnte sie sehen, aber sie hätte ihn nicht von sich stoßen können. Er war warm, und sie brauchte das Gefühl seiner Hände, seiner Lippen so verzweifelt.
    „Er hat mich immer ‚Liebling‘ genannt“, gestand sie. „Tom Pagett, meine ich. ‚Lydia, Liebling’, hat er gesagt, ‚Lydia, Liebling, ich kann nicht warten, bis wir heiraten.’“ Sie brachte die Worte kaum über die Lippen. „Ich wünschte, ich wäre so rational wie du, aber das ist schwer für mich. Zu hören, wenn jemand so etwas sagt. Es weckt alte Erinnerungen, von denen ich dachte, ich hätte sie überwunden.“
    Er drückte ihr die Hände und lehnte sich gegen sie.
    „Ich wollte nicht, dass es mich verändert. Ich wollte nicht zugeben, dass es eine Wirkung auf mich hatte. Aber die hatte es. Die hatte es, und ich kann das nicht länger abstreiten. Ich dachte immer, solange ich nur lächelte, solange ich nicht zugab, dass irgendetwas nicht in Ordnung war, konnte es das auch nicht sein. Aber es war die ganze Zeit über falsch.“
    In gewisser Weise war es tröstend, dass er schwieg. Er bot ihr keine Antworten oder Lösungen, nur Wärme. Und Stärke.
    „Die Wahrheit ist kein Geschenk“, teilte sie ihm mit. „Sie ist entsetzlich. Und jedes Mal, wenn ich dich ansehe, fühle ich das. Ich höre ein paar Worte von dir und schon laufe ich voller Angst weg. Du machst mir Angst. Das hast du schon immer. Diese Leidenschaft wieder zu spüren, die Furcht, dass ich mich verliere, mich einem anderen schenke, ohne einen Gedanken an die
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