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Geliebte Rebellin

Titel: Geliebte Rebellin
Autoren: Amanda Quick
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Taschentuch zu polieren. »Ehre ist etwas, was für jeden gilt, und jeder kann sie nach seinen eigenen Vorstellungen definieren.« Er verzog den Mund zu einem Lächeln. »Das widerspricht noch nicht einmal deiner eigenen Vorstellung vom Schicksal, wenn du es dir genau überlegst.«
    Blanker Hohn und eiskalte Wut ließen Morgans Augen härter werden. »Die Ehre ist etwas für Männer, die Macht und Reichtum schlichtweg deshalb in die Wiege gelegt bekommen, weil ihre Mütter den gesunden Menschenverstand besessen haben, einen Ehevertrag zu bekommen, ehe sie die Schenkel spreizen. Das ist etwas für Männer wie unsere hochwohlgeborenen und angesehenen Väter, die ihren Titel und ihren Grundbesitz ihren ehelichen Söhnen vermachen und ihre unehelichen Kinder mit leeren Händen dastehen lassen. Für unsereinen gilt das nicht.«
    »Weißt du eigentlich, was deine entscheidende Charakterschwäche ist, Morgan?« Baxter setzte seine Brille mit größter Behutsamkeit wieder auf. »Du gestattest es dir, bei gewissen Themen unsachlich zu werden. Heftige Gefühle zählen nicht zu den Charaktereigenschaften, die einem Chemiker bei seiner Arbeit förderlich sind.«
    »Der Teufel soll dich holen, St. Ives.« Morgans Hand umfasste den Griff der Pistole fester. »Ich habe genug von deinen außerordentlich langweiligen und übermäßig stumpfsinnigen Predigten. Dein größter Makel besteht darin, dass, es dir an Durchsetzungsvermögen und an der waghalsigen Natur fehlt, die eine unumgängliche Voraussetzung dafür sind, dein eigenes Schicksal zu verändern.«
    Baxter zuckte die Achseln. »Wenn es so etwas wie ein Schicksal gibt, dann nehme ich an, meines wird so aussehen, dass ich bis zum Tage meines Ablebens ein unglaublicher Langweiler sein werde.«
    »Ich fürchte, dieser Tag ist jetzt gekommen. Es mag zwar sein, dass du mir nicht glaubst, aber ich bedaure es tatsächlich, dass sich die Notwendigkeit ergeben hat, dich zu töten. Du bist einer der wenigen Männer in ganz Europa, die die Brillanz meiner Errungenschaften hätten würdigen können. Es ist ein Jammer, dass du nicht mehr am Leben sein wirst und nicht mehr zusehen kannst, wie sich mein Schicksal entwickelt.«
    »Das Schicksal! Ist es noch zu fassen? Was für ein Haufen Blödsinn. Ich muss dir schon sagen, diese Besessenheit vom Metaphysischen und vom Okkulten ist ein weiterer beklagenswerter Charakterzug für einen Naturwissenschaftler. Früher einmal sind diese Dinge nur ein amüsanter Zeitvertreib für dich gewesen. Wann hast du begonnen, diesem Blödsinn wirklich Glauben zu schenken?«
    »Du bist ein Dummkopf.« Morgan peilte mit größter Präzision sein Ziel an und spannte den Hahn.
    Baxter starrte fassungslos auf den Revolverlauf. Er hatte nichts mehr zu verlieren. In seiner Verzweiflung packte er den schweren Kerzenständer. Er warf ihn mitsamt der brennenden Kerze auf die nächstbeste Werkbank, auf der sich alles mögliche zu einem unordentlichen Stapel türmte.
    Der eiserne Kerzenhalter prallte gegen ein Glasröhrchen, das augenblicklich zerbarst. Die blassgrüne Flüssigkeit spritzte über die Werkbank, floss in die Flamme, entzündete sich im nächsten Moment mit einem Zischen und loderte bedrohlich hell auf.
    »Nein«, schrie Morgan panisch. »Der Teufel soll dich holen, St. Ives.«
    Er gab einen Schuss ab, aber seine Aufmerksamkeit galt dem Feuer, das sich immer weiter ausbreitete, und nicht seinem Ziel. Die Kugel schlug in das Sprossenfenster hinter Baxter. Eine der kleinen Scheiben zerbrach. Baxter rannte mit dem Notizbuch in der Hand auf die Tür zu.
    »Wie kannst du es wagen, dich meinen Plänen in den Weg zu stellen?« Morgan nahm ein grünes Glasfläschchen von einem Regal und drehte sich sofort wieder um, um Baxter den Weg abzuschneiden. »Du verdammter Narr. Du kannst mich nicht aufhalten.«
    »Das Feuer breitet sich schnell aus. Um Gottes willen, lauf los.«
    Morgan missachtete Baxters Warnung. Sein Gesicht war vor Wut verzerrt, als er seinem früheren Freund das grüne Fläschchen entgegenschleuderte, damit ihn die Flüssigkeit traf.
    Baxter riss instinktiv einen Arm vors Gesicht. Dann wandte er sich eilig ab. Die Säure traf seine Schulter und seinen Rücken. Im ersten Moment spürte er nur ein merkwürdig kaltes Gefühl. Es war, als sei er mit Wasser übergossen worden. Aber schon im nächsten Augenblick hatten die Chemikalien sein Leinenhemd zerstört und fraßen sich in seine bloße Haut.
    Schmerz durchzuckte ihn, ein glühendheißer Pfeil, der
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