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Geliebte Rebellin

Titel: Geliebte Rebellin
Autoren: Amanda Quick
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unausgesprochene Versprechen mitschwangen. Es war eine Stimme voller Eindringlichkeit und Glut, und Morgan setzte sie - wie alles andere und jeden anderen - dafür ein, seine eigenen Ziele zu erreichen.
    Das Blut, das in seinen Adern floss, war so blau wie das Eis in seinen Augen. Er war der Sprössling einer der höchstgestellten adeligen Familien in ganz England. Aber sein elegantes aristokratisches Gebaren verleugnete die wahren Umstände seiner Geburt.
    Morgan Judd war ein uneheliches Kind, ein Bastard. Diese Tatsache, da hatte Baxter tatsächlich recht, war eine der wenigen Gemeinsamkeiten zwischen beiden. Der zweite Punkt war die Faszination, die die Chemie auf beide ausübte. Letzteres hatte diese mitternächtliche Auseinandersetzung herbeigeführt.
    »Das Schicksal ist etwas für romantische Dichter und die Autoren von Romanen.« Baxter drückte sich die Goldrandbrille fester auf die Nase. »Ich habe mich den Naturwissenschaften verschrieben. An diesem metaphysischen Unsinn fehlt mir jegliches Interesse. Ich weiß jedoch, dass es einem Menschen möglich ist, seine Seele an den Teufel zu verkaufen. Und genau das hast du getan. Warum, Morgan?«
    »Ich nehme an, du sprichst von dem Abkommen, das ich mit Napoleon geschlossen habe.« Morgans sinnlicher Mund verzog sich zu einem kalten belustigten Lächeln.
    Er ging zwei Schritte in das düstere Verlies und blieb dann stehen. Die Art, wie die Falten seines schwarzen Umhangs um den oberen Rand seiner blankpolierten Stiefel schwangen, ließ Baxter unwillkürlich an die Flügel eines großen Raubvogels denken.
    »Ja«, sagte Baxter, »von diesem Geschäft spreche ich.«
    »Meine Entscheidung ist alles andere als geheimnisvoll. Ich tue einfach nur das, was getan werden muss, damit sich mein Los erfüllt und ich mich selbst verwirklichen kann.«
    »Du würdest dein eigenes Land verraten, weil du von dieser irrsinnigen Vorstellung eines glorreichen Schicksals besessen bist?«
    »Ich bin England nichts schuldig, und du schuldest diesem Land ebensowenig. Es wird von Gesetzen und ungeschriebenen gesellschaftlichen Regeln beherrscht, die es geistig überlegenen Männern wie dir und mir verbieten, den Platz einzunehmen, der uns in der natürlichen Ordnung der Dinge rechtmäßig zusteht.« Morgans Augen funkelten im Kerzenschein. Bitterer Zorn ließ seine Stimme knistern. »Es ist noch nicht zu spät, Baxter. Mach mit. Schließ dich meinem Unterfangen an.«
    Baxter hielt das Notizbuch hoch. »Du willst, dass ich dir dabei helfe, die Formel für dieses grässliche chemische Gebräu zu finden, damit Napoleon es als Waffe gegen unsere eigenen Landsleute einsetzen kann? Du musst wirklich vollkommen wahnsinnig sein.«
    »Ich bin keineswegs wahnsinnig, aber du bist ganz entschieden ein Narr.« Morgan zog eine Pistole aus den weiten Falten seines schwarzen Umhangs. »Und du bist trotz deiner Brille blind, wenn du nicht selbst sehen kannst, dass Napoleon richtungweisend für die Zukunft ist.«
    Baxter schüttelte den Kopf. »Er hat versucht, zuviel Macht an sich zu reißen, und das wird zu seinem Untergang führen.«
    »Dieser Mann hat begriffen, dass große Schicksale von denjenigen geschmiedet werden, die den Willen und den Intellekt besitzen, sie zu formen. Hinzu kommt, dass dieser Mann an den Fortschritt glaubt. Er ist derzeit der einzige Herrscher in ganz Europa, der sich über den potentiellen Wert der Wissenschaft wahrhaft im klaren ist.«
    »Mir ist durchaus bewusst, dass er einigen Leuten große Summen zur Verfügung gestellt hat, um auf dem Gebiet der Physik und der Chemie und dergleichen zu experimentieren.« Baxter blickte auf die Pistole in Morgans Hand. »Aber er wird das, was du hier in diesem Laboratorium produzierst, dafür einsetzen, den Krieg zu gewinnen. Engländer werden eines grausamen Todes sterben, wenn du erfolgreich große Mengen tödlicher Dämpfe herstellst. Bedeutet dir das denn gar nichts ?«
    Morgan lachte. Das Geräusch hatte die tiefe Resonanz einer großen Glocke, die sehr behutsam geläutet wird. »Nein, nicht das geringste.«
    »Hast du nicht nur deine eigene Ehre, sondern auch das Land, in dem du geboren bist, der Hölle verschrieben?«
    »St. Ives, du überraschst mich. Wann wirst du endlich lernen, dass die Ehre eine Sportart ist, ein Zeitvertreib zur Belustigung jener Männer, die auf dem richtigen Bettlaken gezeugt worden sind?«
    »In dem Punkt bin ich nicht deiner Meinung.« Baxter setzte seine Brille ab und begann, die Gläser mit seinem
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