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Geliebte Nanny

Geliebte Nanny

Titel: Geliebte Nanny
Autoren: Eileen Schlueter
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sichtlich ab, doch keiner der übrigen Fahrgäste kommt ihr zur Hilfe. Täusche ich mich, oder drehen einige Leute sogar demonstrativ ihre Köpfe weg?
    Die Frau schaut sich ratlos um. Erheblich schockiert über die von Lethargie befallenen Businsassen, erhebe ich mich und rufe: »Warten Sie, ich helfe Ihnen!«
    Während ich den schweren Kinderwagen hochstemme und ihn an der dafür vorgesehenen Seite parke, verfolgen mich die Blicke meiner tatenlosen Fahrgenossen.
     »Sagol«, sagt die Türkin, was soviel wie Danke heißt. Ein paar Brocken Türkisch verstehe ich mittlerweile, da Yasemins Brüder es vorziehen, grundsätzlich auf Türkisch zu kommunizieren, auch wenn Deutsche anwesend sind.
     »Kein Problem«, antworte ich. »Setzen Sie sich ruhig auf meinen Platz, ich kann stehen.« Mein Sitznachbar wird ganz blass. Dankbar und völlig außer Atem, lässt sie sich auf den Sitz plumpsen. Der vorhin noch so überaus zuvorkommende Schleimscheißer rückt sofort ein Stück von ihr ab, umschlingt krampfhaft seine Aktentasche und blickt den Rest der Fahrt reglos aus dem Fenster. Unglaublich.
     Ich bin ziemlich spät dran, als ich endlich in ein Taxi steige, das mich zur Zieladresse ins noble Kaiserswerther Villenviertel bringt.
    Ziemlich ruhige Gegend. Alles sehr weitläufig. Und diese Häuser...ach was rede ich – Villen!
    Mein Herz pocht wie wild vor Aufregung. Welche Villa ist es wohl? Eventuell die riesige gelbe, hinter den schwarzen verschnörkelten Eisentoren?
    Oder vielleicht das Monte - Carlo - mäßige Luxusobjekt mit einer Garage, so groß wie das Reihenhäuschen meiner Eltern?
    Das Taxi hält am Straßenrand. Aha, ein schneeweißes Anwesen mit gigantischen Ausmaßen. Ich bezahle.
     »Einen schönen Tag noch«, wünscht der Fahrer mir mit einem freundlichen Lächeln, bevor ich die Tür hinter mir zuwerfe.
    Das riesige Grundstück ist vollständig von einer weißen Mauer umgeben. Ich stehe vor dem ansehnlichen, verschlossenen Tor und läute.
     »Ja bitte?«, ertönt eine Männerstimme durch die Gegensprechanlage.
    Ich räuspere mich. Wenn ich aufgeregt bin, habe ich immer einen Frosch im Hals und meine Hände sind auch schon ganz feucht.
     »Mein Name ist Melissa Bogner. Ich habe einen Termin bei Frau von Degenhausen.«
     »Nehmen Sie das Personaltor. Rechts! « , fordert der Mann. Ich schaue mich um und entdecke ein kleines Eingangstor.
    Ein surrendes Geräusch ertönt. Ich eile zum besagten Eingang und drücke gegen die geschmiedete Eisentür, die sich sogleich öffnet.
    Ich husche hinein. Wow, ein Golfplatz, direkt vor dem Haus. Nur sehe ich gar keine Löcher. Komisch. Mitten durch diesen lochfreien Golfplatz führt eine gepflasterte Auffahrt, umsäumt von einigen Bäumen. Überall gibt es hübsche Blumenbeete. Alles ist penibel gepflegt. Der gepflasterte Vorplatz ist von akkurat beschnittenen Büschen verschiedenster Formen eingefasst. Die müssen einen Gärtner haben, der sich den ganzen Tag ausschließlich damit befasst. In der Mitte plätschert ein niedlicher Springbrunnen in Form einer Muschel (oder so was in der Art).
    Von Architektur habe ich zwar keine Ahnung, aber diese Villa mit dem kolossalen, säulenüberdachten Eingangsbereich, kommt mir vor wie eine Kreuzung aus dem römischen Pantheon und diesen alten Herrenhäusern in Fackeln im Sturm .
    Im nächsten Moment öffnet sich die Eingangstür und vor mir steht ein…
    Butler!?
    Jedenfalls sieht dieser Frackträger mit den schneeweißen Handschuhen aus, wie ein typischer James oder Niles oder wie sie alle heißen.
     »Guten Tag«, begrüße ich den Butler. Er mustert mich unaufdringlich und erwidert meine Begrüßung. Ich schätze ihn auf Ende fünfzig. Er trägt den gleichen Haarschnitt wie Howard Carpendale und sieht dem Sänger auch noch zum Verwechseln ähnlich. Was mich für einen Augenblick mutmaßen lässt, der Schlagerstar könnte einem Zweitjob nachgehen, von dem niemand etwas weiß.
     »Folgen Sie mir.«
    Ich marschiere hinter ihm her und erschaudere zugleich vor dem Hall meiner eigenen Absätze, auf dem steinernen Fußboden der riesigen Eingangshalle. Sofort bemühe ich mich, nicht mehr ganz so fest aufzutreten, was total bescheuert aussehen muss, da ich ihm nun auf Zehenspitzen in den ersten Stock folge. Aber immerhin fast lautlos. Oben angekommen, stehen wir in einer Galerie, von wo aus man hinunter in den Eingangsbereich schauen kann.
    Platzmangel herrscht in diesem Haus jedenfalls nicht. Und alles ist so ordentlich und auf
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