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Geliebte Diebin

Geliebte Diebin

Titel: Geliebte Diebin
Autoren: Lisa Jackson
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müssen.
    »Bis auf die Einladung habe ich bereits alles gefunden. Und eine Einladung wird nicht nötig sein.«
    »Gefunden?« Sie lachte bitter auf und rollte mit den Augen. »Du hast ein Gewand gefunden ? Wir besitzen kein Futter für unsere Tiere, wir haben nur noch sehr wenig zu essen und kein
    Stück Stoff ist groß genug, um daraus eine Schürze für die Köchin zu nähen. Aber jetzt behauptest du, dass du ein Gewand für mich hast und Juwelen, die gut genug sind, um sie zu den vornehmen Feierlichkeiten auf Black Thorn zu tragen?« Sie schüttelte den Kopf. »Also, Payton, nun brauche ich es nicht länger zu vermuten, jetzt weiß ich ganz gewiss, dass du verrückt bist.«
    »Vertrau mir.« Paytons Gesicht war ernst, sein braunes Haar glänzte im Licht des Feuers. »Es gibt noch Schätze in diesem Schloss, die verborgen sind: das Brautkleid unserer Mutter und ihre Juwelen! Alles ist damals sorgfältig verpackt worden, mit getrockneten Kräutern und Blumen, und dann in einer der Krypten versteckt worden. Keine der Ratten des Schlosses, keine Motten und kein Schimmel haben es zerstört.«
    »Und du hast all das ganz zufällig gefunden.«
    »Vater Hadrian und ich.«
    Sie runzelte die Stirn. Der Priester war neu im Schloss, ein scheinbar gottesfürchtiger Mann, dessen Freundlichkeit jedoch erzwungen zu sein schien. Apryll war nicht sicher, dass sie diesem Mann trauen konnte. Es stimmte etwas nicht mit ihm. »Selbst wenn du all diese Dinge hättest...«
    »Ich habe sie.«
    »Dann bring sie mir und ... nein! Es ist Wahnsinn. Es muss noch einen anderen Weg geben«, erklärte sie und trommelte mit den Fingern auf die glatten Armlehnen des Stuhls. Den Lord von Black Thom zu bestehlen würde ihnen nur noch mehr Schwierigkeiten bereiten.
    » Möglich .« Payton funkelte sie böse an. Dann zog er den Umhang aus und hängte ihn über einen Stuhl, der in der Nähe des Feuers stand. »Aber ich kenne keinen anderen Weg und wir haben nicht mehr viel Zeit.«
    Als wäre das ein Stichwort, begann einer der Diener, der sich wohl hinter einem Vorhang versteckt hatte, in diesem Moment röchelnd zu husten. Der Husten kam tief aus seiner Lunge und das Echo wurde von den Balken an der Decke des zugigen Raumes zurückgeworfen.
    »Geneva hat eine Vision gehabt...«
    »Sei still! Ich traue den Prophezeiungen dieser Frau nicht, die behauptet, sie könne die Geister sehen, eine Frau, die Zaubersprüche murmelt und die dunklen Künste ausführt!« Apryll bekreuzigte sich schnell. In Wahrheit war die Zauberin zwar eine freundliche Frau, doch zusätzlich beunruhigte sie Apryll.
    »Hat Geneva nicht das Schicksal des Sohnes des Müllers vorhergesagt?«, fragte Payton. Apryll weigerte sich, an den armenjungen zu denken, der erst im letzten Frühjahr im Mühlenweiher ertrunken war. Payton setzte sich auf den Stuhl neben ihr. »Und was war mit dem Verlust des Augenlichts von Vater Benjamin? Hat Geneva nicht prophezeit, dass es so kommen würde?«
    »Aye, aye.« Apryll runzelte die Augenbrauen. Wegen der Blindheit des sympathischen, liebevollen Priesters war Vater Hadrian nach Serennog geschickt worden. »Das war ein Zufall.«
    »Das glaube ich nicht.«
    John, der nervöse Page, dessen Haar wie schmutziges Stroh von seinem Kopf abstand, kam zurück und goss zwei Becher Wein aus einem Krug ein.
    »Selbst Vater Benjamin, ein wahrer Diener Unseres Herrn, glaubt jetzt, dass Geneva von Gott mit der Gabe beschenkt wurde, zu sehen, was in der Zukunft liegt«, behauptete Payton, griff nach seinem Becher und schickte den Pagen mit einer rüden Handbewegung wieder weg. »Geneva hat für Serennog wieder Reichtum vorhergesehen.«
    »Dank deines Plans gegen Black Thorn?«
    »Aye.« Er schlug die Beine übereinander und nahm einen großen Schluck von seinem Wein. Das Licht des Feuers spiegelte sich in seinen Augen und seine Mundwinkel zogen sich nach unten. Unter den Binsen hörte man die Geräusche der Mäuse und Ratten, deren winzige Krallen auf dem Steinboden kratzten.
    Apryll ahnte, dass ihr Bruder ihr nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte. »Da ist noch m e h r , was du mir bisher verschweigst.«
    Payton zuckte abweisend die Schultern. »Vielleicht.«
    »Was ist es?«
    Er zögerte und griff erneut nach seinem Becher.
    »Wenn ich schon ein Teil deines Planes sein beziehungsweise überhaupt darüber nachdenken soll, dann muss ich alles wissen.«
    »Also gut.« Er stellte den Becher auf den zerkratzten kleinen Tisch. »Geneva ... sie ...« Er seufzte, ballte
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