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Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)

Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)

Titel: Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)
Autoren: Marty Tolstoy
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gekommen, weil die Polizisten endlich los wollten. Er hätte mich dann verzweifelt angeschaut und wäre ein paar Schritte rückwärts zum Wagen gegangen, ohne den Blick von mir abzuwenden. Das letzte Stück wäre er dann aber doch richtigrum gegangen und wenn sie dann weggefahren wären, hätte er mir noch traurig zugewunken ... Hach ... das wäre schön gewesen.
    An manchen Ecken stellte ich mir aber auch die Fr age, was gewesen wäre, wenn ich einfach nicht zum Gerichtstermin erschienen wäre. Oder noch schlimmer, wenn ich die Wahrheit gesagt hätte. Schon seltsam, das war das erste Mal, dass ich guten Gewissens gelogen hatte. Sonst hatte ich mich immer so schlecht dabei gefühlt, dass ich es direkt zurückgenommen hatte, oder ich mich durch meine Nervosität verraten hatte. Und dabei hätte ich nicht mal lügen müssen. Es hätte gereicht, wenn ich einfach dabei geblieben wäre, nichts sagen zu wollen. Blöde Unsicherheit ... Aber für Marco tat ich das gerne. Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich sogar sicher dabei. Es ging um Marco, er hing da mit drin, also konnte mir schon nichts passieren ... zumindest fühlte es sich in dem Moment so an.
    Hätte ich gesagt, wie es wirklich gelaufen war, dann hätten sie Marco jetzt wah rscheinlich wieder zurück ins Gefängnis gebracht ... Dann hätte er mich bestimmt gehasst und wenn er wieder rausgekommen wäre, stünde ich auf seiner Todesliste bestimmt auf dem ersten Platz. Da war es mir doch lieber, wie es jetzt war und dass er frei war, als anders. Ich gönnte ihm dieses Glück, auch wenn er es ohne mich genoss ... ich hatte mir nur halt gewünscht, ich könnte daran irgendwie teilhaben.
    Trotzdem  ... Ich fand, dass es eine gute Entscheidung gewesen war. Nicht nur, weil ich es gar nicht hätte ertragen können ihn wegsperren zu lassen, sondern auch, weil ich ihn nur zu ungerne als Feind haben wollte.

I rgendwann kam ich dann doch mal zu Hause an. Die Blätter, die ich bis hierher mitgeschleift hatte, schob ich an die Seite und ließ meine Arme und Schultern wie einen nassen Sack runterbaumeln.
    Der Schlüssel für die Haustür war in meiner Hosent asche, aber die war gerade unerreichbar weit weg. So stand ich da eine Weile mit dem Kopf an die Haustür gelehnt und versuchte dieselbe zu überreden, einfach aufzugehen. Tat sie aber natürlich nicht ... gemeine Tür! Also musste ich mich doch abmühen und in meine Tasche greifen. Zu meinem Frust fand ich den Schlüssel da nicht mal und musste in meinem Rucksack suchen. Nachdem mir das Ding dann auch noch ein paar Mal bei dem Versuch aufzusperren aus den Händen gerutscht war, gelang es mir schließlich, das Stück Metall ins Schloss zu stecken.
    Endlich war die Tür auf und ich schleppte mich lus tlos zum Sofa. Bevor ich jedoch einfach nach vorne in die Polster kippte, um den Rest des Tages nur da zu liegen und an die Decke zu starren, überlegte ich, was ich vorher noch erledigen könnte, um dann nicht erst wieder aufstehen zu müssen. Ich räumte mühsam meinen Rucksack in mein Zimmer, zog mir Schlafsachen an, ging aufs Klo und ließ schon früh nachmittags die Rollläden runter.
    Das mit den Rollläden hatte den Effekt, dass mich die Welt da draußen nicht erreichte. Ich wollte jetzt nichts von der So nne sehen, die nach dem kurzen Schauer wieder hinter den Wolken hervorlugte. Ich wollte kein Vogelgezwitscher hören oder sonst irgendwas, das nach einem schönen Sommertag klang. Ich wollte einfach ganz für mich alleine sein. Nur die Dunkelheit und ich. Nichts und niemand sollte mitkriegen, wie mir gerade zumute war. Ich wollte am liebsten einfach tot umfallen, denn was sollte ich in einer Welt, in der ich kein Teil von Marcos Leben sein konnte?
     
    Am Abend wurde die Stille durch das Quietschen von Autoreifen gestört. Man hörte, wie jemand hektisch ausstieg, die Autotür zuknallte und zur Haustür stöckelte.
    Im nächsten Moment flog die Tür auf und Andrea trat herein. „Jan?“, fragte sie au fgeregt, während ihr Blick durch den abgedunkelten Raum schweifte.
    Ein Klick auf den Schalter neben der Tür brachte Licht in die Sache und Andrea sah mich zusamme ngekauert auf dem Sofa hocken. Sie zögerte nicht lang, stellte ihren Kram an ihrem Schreibtisch ab und setzte sich zu mir, während sie ihre Jacke auszog. Die Frage, ob alles in Ordnung sei, sparte sie sich dieses Mal. Besorgt strich sie mir durch die Haare und fühlte über meine Stirn. Nein, ich war nicht krank, aber ich fand es trotzdem total
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