Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gelbe Rosen

Gelbe Rosen

Titel: Gelbe Rosen
Autoren: Ashley Bloom
Vom Netzwerk:
die
Schachtel heraus. Er öffnete sie kurz und blickte hinein.
„Du
hast diese Fotos nie gesehen, ist das klar, Kleine? Du wirst ganz
schnell vergessen, was deine Mutter dir erzählt hat. Es sind die
Lügen einer Verrückten“, sagte er zu Penelope.
Dann
nahm er die Schachtel unter den Arm und ging zurück in den Flur.
    „ Sie wissen,
dass es verboten ist, Dokumente jeglicher Art von damals
aufzubewahren. Sie hätten sie vor Jahren abgeben
müssen.“
Jennifer versuchte sich zu rechtfertigen. „Es
tut mir leid. Ich hatte sie aus Versehen aufbewahrt. Hab sie gerade
erst wieder entdeckt. Ich wollte sie heute noch im Revier
abgeben.“
„Das können Sie dann dem Richter
erzählen. Sie wissen, was für eine Strafe auf Verrat
steht?“
Jennifer nickte.
Und Penelope musste hilflos mit
ansehen, wie ihre Mommy weggezerrt wurde.
    ♣
    Als am Abend ihr Daddy von der Arbeit kam, hockte sie
einsam in einer Ecke in der Küche.
„Hallo, Penelope.
Wo ist denn Mommy?“
„Sie haben sie geholt. Sie haben
sie einfach mitgenommen“, sagte sie ganz verzweifelt. Und
wieder fing sie an zu weinen.
    Ihr Daddy lief schnellen Schrittes zu ihr und hockte
sich ebenfalls auf den Boden. Er hielt sie fest im Arm und strich ihr
tröstend übers Haar.
„Was haben sie gesagt,
Penelope. Kannst du dich daran erinnern, was genau sie gesagt
haben?“
„Sie haben gesagt, dass sie eine Lügnerin
ist und eine Verräterin“, brachte Penelope schluchzend
heraus.
„Oh nein! Oh nein!“, sagte ihr Daddy nur.
    „ Mommy wird doch
zu uns zurückkommen?“, fragte die Kleine hoffnungsvoll.
„Nein“, sagte ihr Daddy und schüttelte
schmerzvoll den Kopf.
„Es ist alles meine Schuld!“,
rief Penelope.
„Das darfst du nicht einmal denken,
Penelope. Du kannst nichts dafür, verstehst du mich? Du hast
keine Schuld!“
    Jennifer allein hat Schuld, dachte er. Warum hatte sie
Penelope nur von damals erzählt? Nun war alles verloren. Und sie
beide würden von nun an allein auskommen müssen.

10 Jahre später
    Die
Zeit verging und Penelope wuchs zu einer schönen jungen Frau
heran.
Sie hatte die letzten zehn Jahre mit ihrem Dad verbracht.
Von Jennifer hatten sie nie wieder etwas gehört, und sie
hatten Angst nachzuhaken, denn sie wollten nicht, dass ihnen das
gleiche Schicksal widerfuhr.
    Daniel hatte eine unendlich große Wut auf die
Regierung. Wegen ein paar Erzählungen und einer Schachtel voller
Fotos von damals hatten sie ihm die Frau und seiner Tochter die
Mutter genommen.
Er konnte diese Ungerechtigkeit nicht verstehen
und hätte zu gerne dagegen angekämpft. Doch er war alles,
was Penelope noch hatte. Würden sie ihn auch einsperren, wäre
sie ganz allein auf der Welt.
    In den letzten Jahren war die Weltbevölkerungszahl
drastisch gesunken. Von 7 Milliarden Menschen war sie auf 1,4
Milliarden geschrumpft. Ja, natürlich waren damals, als die Luft
verschmutzt wurde und der Sauerstoff ausging, bereits ein paar
Milliarden Menschen gestorben.
    Entweder weil sie nicht glaubten, was auf sie zukommen
würde und sie ihr Leben weiter wie gekannt führen wollten.
Sie waren alle über kurz oder lang erstickt.
    Dann gab es viele, die nicht so weiterleben wollten, ein
Leben mit Atemmasken. Sie konnten nicht ohne ihre Freiheit und
empfingen ihr Schicksal mit offenen Armen.
    Viele sind außerdem an dem verseuchten Wasser
gestorben. Oder weil sie aus Verzweiflung das verdorbene Fleisch der
Tiere aßen.
    Es gab außerdem diejenigen, die damals einfach
nicht die Mittel hatten, in die neu gebauten Zentren zu ziehen. Und
es gab die anderen, die sie als Gefängnis empfanden.
Viele
hatten sich das Leben genommen, waren, wie Jennifers Schwester,
einfach ohne Schutz nach draußen gegangen. Dort war man ohne
Sauerstoff und mit verseuchter Erdatmosphäre binnen Minuten tot.
    Ja, und dann waren da noch die Menschen, die
festgenommen und weggeschleppt worden waren. Mit der Zeit hatte es
immer mehr Aufständische gegeben. Man hatte dieses verlogene
Spiel der Regierung nicht mehr mitmachen wollen.
    Heimlich und illegal hatten sich immer mehr Leute
Zugriff auf ausländische Online-Seiten verschafft. Und sie
hatten festgestellt, dass es nicht überall auf der Welt so war.
Es gab Länder wie Amerika oder Russland, wo einem allein das
Wort „Vergangenheit“ auszusprechen verboten war.
    Und dann gab es Länder wie Südafrika oder
Schweden, wo man versuchte, aufrechtzuerhalten, was einmal gewesen
war. Wo man versuchte, an Altem festzuhalten.
Wo es den Menschen
allein mit Liebe
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher