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Gelbe Rosen

Gelbe Rosen

Titel: Gelbe Rosen
Autoren: Ashley Bloom
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wurden Wissenschaftler – die
schlauesten Köpfe der Welt – online zusammengerufen, um
sich etwas zu überlegen.
    Und dann kamen sie auf das chemische Verfahren mit den
BioTabs. Sie sollten der Menschen neue Nahrung sein, wenn man bei den
Tabs überhaupt von Nahrung sprechen konnte. Doch es war die
einzige Chance zu überleben.
    Jennifer hatte schon oft davon gehört, dass es im
Untergrund einen Schwarzmarkt gab, wo noch immer mit Dingen wie
Dosenfrüchten gehandelt wurde. Oder Wein. Was hätte sie für
ein Glas Wein gegeben. Seit zwanzig Jahren hatte sie nichts als
Wasser getrunken, denn ja, Grundwasser konnte man weiterhin gewinnen.
Und es war auch ein wesentlicher Bestandteil des Sauerstoffes für
die OxyBags und die Luftbefeuchter. Doch man hörte immer wieder,
dass auch das Grundwasser bald knapp werden würde.
    Das Meerwasser war bereits seit Jahren zu nichts mehr zu
gebrauchen, zu viele Kadaver – Tiere sowie Menschen –
hatten es verdorben. Am Anfang war es schlimm gewesen, der Anblick
der vielen Leichen grausam. Doch nach einigen Jahren waren sie alle
verwest und man hatte die Skelette so weit wie möglich
vergraben, wofür Jennifer dankbar war. Um nichts in der Welt
hätte sie ihrer kleinen Penelope den Anblick zumuten wollen.
    ♣
    „ Und, was wollen wir heute nehmen? Welchen
Geschmack hättest du gerne?“, fragte Jennifer Penelope
jetzt. Sie standen vor dem „Früchte“-Regal.
„Apfel,
bitte“, antwortete die Kleine und Jennifer nahm eine Packung
mit Apfelgeschmack-BioTabs und legte sie in den Einkaufskorb. Einen
Einkaufswagen brauchte man nicht mehr.
    Jennifer betrachtete die Verpackung und dachte nur, dass
der Geschmack dieser Dinger einem echten Apfel nicht im Mindesten
gleichkam. Wie gern sie ihrer Tochter einen richtigen Apfel gegeben
hätte. Einen grünen, knackigen, in den sie so richtig hätte
reinbeißen können. Doch dieses Vergnügen sollte ihr
für immer verwehrt bleiben. Wenn die Wissenschaftler nicht doch
noch eine Möglichkeit fanden, wieder richtiges Obst wachsen zu
lassen.
Doch wer wusste schon, was in fünf oder in zehn
Jahren war. Sie gab die Hoffnung nicht auf.
    Zu Hause angekommen, packte Jennifer die wenigen
Einkäufe aus und stellte sie in den Küchenschrank. Einen
Kühlschrank brauchte man nicht mehr, es gab nichts zu kühlen,
etwas, das hätte verderben können.
Jennifer dachte
zurück, wie ihre Mutter früher jede Tomate mit einer
Druckstelle und jedes Stück Käse, das an den Rändern
hart geworden war, weggeschmissen hatte. Jeder Joghurt, der nur einen
einzigen Tag abgelaufen war, wurde achtlos in den Müll geworfen.
Jetzt hätte sie für einen Joghurt alles gegeben.
    ♣
    Als Daniel, Jennifers Mann, abends von der Arbeit
nach Hause kam, freute sich Penelope riesig, ihn zu sehen und sprang
ihm gleich in die Arme. Er arbeitete bei einer Online-Zeitung, denn
nachdem es keine Bäume zum Abholzen und zur Papierherstellung
mehr gab, fand alles nur noch online statt.
    „ Mommy, darf ich Daddy von unserem Geheimnis
erzählen?“, fragte Penelope aufgeregt.
Jennifer musste
kurz nachdenken. War es ein Fehler, es Penelope erzählt zu
haben?
Daniel sah sie fragend an.
„Na gut, Penelope,
aber nur Daddy. Du weißt doch noch, was du mir versprochen
hast, oder?“
Sie nickte eifrig. „Daddy, ich weiß
jetzt Bescheid“, sagte sie weise, „über die Blumen
und die Affen und die Rosen.“
    Daniel sah geschockt aus.
„Das ist toll, mein
Schatz“, sagte er und versuchte, sich seiner Tochter gegenüber
nichts anmerken zu lassen.
Doch nachdem sie beide Penelope ins
Bett gebracht hatten, fuhr Daniel seine Frau an: „Wie konntest
du ihr davon erzählen?“
    „ Es ist doch nichts dabei“, sagte sie.
„Spinnst du? Du hast euch beide da in Teufels Küche
gebracht!“
„Sie hat mein altes Lexikon entdeckt und
mich gefragt, was eine Rose sei. Da habe ich ihr ein bisschen was von
früher erzählt, Daniel.“
„Das hättest
du nicht tun dürfen! Niemals!“
„Das habe ich
aber, und weißt du was? Ich bereue es nicht. Denn alle Kinder
haben ein Recht darauf, etwas über die Vergangenheit zu
erfahren. Wenn sie sie schon nicht sehen oder schmecken darf, werde
ich ihr ja wohl wenigstens etwas darüber erzählen können,
ihr ein paar Bilder zeigen können.“
    Jetzt sah Daniel mehr besorgt als aufgebracht aus.
„Oh
nein, das kann doch nicht wahr sein. Du hast dich in große
Gefahr gebracht. Die Regierung sieht das nämlich ein bisschen
anders als du!“
„Ach, ich glaube, sie wollen
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