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Gelassenheit lernen

Gelassenheit lernen

Titel: Gelassenheit lernen
Autoren: Elke Nuernberger
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aufgeschlossen und lustig und wir haben viel privat unternommen. Mehr und mehr ist mir aufgefallen, dass sie sich zurückzog und an keinen Unternehmungen mehr teilnahm. Ich empfand das als bedrückend und habe mich gefragt, was ich falsch gemacht habe. Darauf angesprochen, bekam ich nur eine ausweichende Antwort. Dann dachte ich mir, dass es garantiert an ihrem neuen Freundeskreis liegt. Seit einiger Zeit ist sie mit einem Bankdirektor liiert. Sicher passen wir einfachen Kolleginnen da nicht mehr in ihre Welt. Mir war es irgendwann auch egal, denn wer nicht will, der hat schon.
    Sie wurde jetzt kürzlich operiert und macht Chemotherapie. Als ich das erfuhr, war ich wie vom Blitz getroffen. Ich habe keine Spur daran gedacht, dass etwas anderes als ihr Bankdirektor hinter der Sache stecken könnte.“
Wahrnehmungsfilter im Kopf
    Wahrnehmungsfilter sind bei uns allen aktiv, in den unterschiedlichsten Situationen.
    Typische Wahrnehmungsfilter
Man sieht nur das, was man kennt. Alles, was sich außerhalb unseres Weltbildes befindet, wird nicht wahrgenommen.
Wir überblicken oft nur Bruchteile von Gegebenheiten.
Wichtige Informationen werden unbewusst ausgeblendet (getilgt).
Es werden manchmal Zusammenhänge kreiert, die nicht kausal sind (Verzerrung).
Bewertungen sind immer individuelle Sichtweisen – sie müssen nicht stimmen.
Zwei Menschen können ein und dieselbe Situation komplett unterschiedlich beurteilen, berühmtes Beispiel: „Das Glas ist halb voll“ beziehungsweise „halb leer“.
    Was also ist richtig oder wahr? Haben wir nicht alle schon die Erfahrung gemacht: Manche Dinge sind oder entwickeln sich ganz anders als erwartet?
Gelassen bleiben – andere Möglichkeiten in Betracht ziehen
    Wenn wir uns vorstellen, wie groß die Wahrnehmungsfilter in unserem Kopf sind, dann werden wir nicht mehr vorschnell Situationen negativ bewerten oder behaupten, genau Bescheid zu wissen. Und wenn wir unsere Sicht nicht zur absoluten Wahrheit erheben, entsteht Raum für weitere Möglichkeiten und Handlungsoptionen. Wenn wir wissen, dass wir nichts (genau und umfassend) wissen, dann können wir Situationen mit mehr Distanz betrachten.
    Beispiele
    Der Chef meinte vielleicht die kauzige Bemerkung gar nicht so unfreundlich, wie wir sie verstanden haben. Möglicherweise projizierte er seine Aussage auf jemand anderen. Vielleicht gibt es Probleme in einem Bereich, von dem wir nichts ahnen? Eventuell schätzt er eine Situation als bedrohlicher oder dringender ein, als wir momentan nachvollziehen können. Vielleicht hat er extremen Stress?
    Die pubertäre Tochter ist mies gelaunt, weil sie gebeutelt ist von altersgemäßen Höhen und Tiefen. Das bedeutet weder, dass sie uns hasst, noch, dass sie uns absichtlich den Tag vermiesen will. Sie hat einfach eine hormonbedingt schwierige Phase und zickt. Das hat per se nichts mit uns zu tun.
    Der Kollege ist nicht deshalb so wenig hilfsbereit, weil er nicht engagiert ist, sondern weil er in Trennung lebt, sich um drei Kleinkinder kümmern muss und nicht weiß, wie er das bewältigen soll.
    Die Einschätzung einer Situation ist immer subjektiv. Und es gibt eine Menge uns unbekannter Gründe dafür, warum etwas so läuft, wie es läuft. Warum Menschen sich so verhalten, wie sie sich verhalten. Sinnvoll ist es dabei, verschiedene Möglichkeiten in Betracht zu ziehen. Das lässt uns viel gelassener bleiben, abwarten, kreativ sein, nicht vorschnell gekränkt, wütend oder unsererseits beleidigend reagieren.
    Wichtig
    Lassen wir andere Meinungen zu und akzeptieren sie im Wissen darum, dass unsere Wahrnehmung meistens eingeschränkt und einseitig ist. Diese Überzeugung gibt uns die Möglichkeit, uns ruhig und gelassen zu verhalten.
    Festgelegte Erwartungshaltung
    Der Automobilhersteller und Gründer der modernen Fließbandfertigung, Henry Ford, sagte einmal: „Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder du stellst dir vor, du schaffst es. Oder du stellst dir vor, du schaffst es nicht. Und genau so wird es kommen. Wir sind das, was wir zu sein glauben. An etwas glauben heißt: Es wird passieren.“ Auf den ersten Blick ist daseine gewagte Aussage. Und doch: Sie scheint sich zu bewahrheiten. Beweise dieses Effekts gibt es in unterschiedlichen Bereichen.
Der Placebo-Effekt – eine rein mentale Leistung
    Der oben beschriebene Effekt wurde tausendfach in Placebo-Studien der Medizin nachgewiesen. Ein Placebo ist eine Tablette oder ein medizinisches Präparat, welche(s) keinen pharmazeutischen Wirkstoff
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