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Gekauft für den Harem

Gekauft für den Harem

Titel: Gekauft für den Harem
Autoren: A Herries
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Wenn er sein eigener Herr war, konnte er Marguerite und sie gegen Zahlung eines großzügigen Lösegelds freilassen. Sie würde ihm liebend gern alles ersetzen, was er ausgelegt hatte – und mehr –, auch wenn das bedeuten würde, dass ihr nicht mehr genug von ihrem Vermögen bliebe, um weiterhin Reisen zu machen.
    Ein Schauder durchlief sie. Nach allem, was ihr widerfahren war, würde sie England vermutlich nie mehr verlassen wollen. Was hätte sie darum gegeben, wenn Marguerite und sie niemals an Bord jenes Schiffs gegangen wären, das sie nach Spanien bringen sollte.
    „Harriet …“ Als sie Marguerite würgen hörte, wirbelte Harriet herum. Die Cousine stand vornübergekrümmt und erbrach sich heftig. „Mir ist so elend“, jammerte sie, als der Anfall vorbei war, „und mein Bauch tut furchtbar weh.“
    „Setz dich, Liebes. Sind es die gleichen Beschwerden wie während des Unwetters?“
    „Nein, viel schlimmer. Ich glaube, das Essen in dem Lager ist mir nicht bekommen.“
    „Leg dich aufs Bett. Ich hole Hilfe.“
    Harriet drehte den Türknauf. Sie hatte erwartet, dass die Tür verschlossen sein würde, doch sie ließ sich ohne Weiteres öffnen. Sie trat in den schmalen Durchgang, spähte nach links und nach rechts in der Hoffnung, jemanden zu sehen.
    „Hilfe … Bitte helft mir …!“
    „Es hat keinen Sinn, nach Hilfe zu rufen. Niemand wird sich auf Eure Seite schlagen, wenn Ihr fliehen wollt.“
    Harriet zuckte zusammen, und als sie aufsah, stand der Mann mit den blauen Augen vor ihr. Sie reckte trotzig das Kinn. „Ich bin nicht so dumm anzunehmen, dass es eine Möglichkeit gäbe, von einem Schiff zu entkommen. Ich brauche Hilfe für meine Cousine. Sie ist krank.“
    Er musterte sie nachdenklich. „Was fehlt ihr?“
    „Sie hat sich erbrochen und klagt über Bauchschmerzen. Ich nehme an, das Essen im Lager war verdorben. Ich selber habe außer dem Brot nichts davon zu mir genommen, doch Marguerite war hungrig und aß von dem Fleisch.“
    „Was für Fleisch?“
    „Ich weiß es nicht. Sie sagt, es schmeckte fürchterlich.“
    „Wahrscheinlich war es stark gewürzt. Eure Gefährtin ist zu wertvoll, als dass man riskieren würde, ihr verdorbene Speisen zu geben.“
    „Sie ist meine Cousine, und ich liebe sie. Habt Ihr etwas, das ihre Qualen lindert?“
    „Seht in der Seemannstruhe in der Kajüte nach. Irgendwo in meinen Sachen befindet sich eine kleine blaue Flasche. Wenn Ihr drei Tropfen der Flüssigkeit, die sie enthält, mit Wasser mischt, sollte das den Beschwerden abhelfen.“
    „Seid Ihr sicher?“
    „Die Arznei half mir, als ich vor Jahren an einer ähnlichen Erkrankung litt. Ich habe sie aufbewahrt für den Fall, dass ich sie noch einmal brauche, obwohl ich inzwischen an das scharfe Essen gewöhnt bin … wie Ihr es übrigens auch sein werdet mit der Zeit.“
    „Ich habe nicht die Absicht, lange genug in Eurem Land zu bleiben, um mich an irgendetwas zu gewöhnen. Wenn ich Euren Gebieter treffe, werde ich unsere Freilassung verlangen.“
    Belustigung flackerte in seinen Augen auf; beinahe so, als müsse er gegen seinen Willen lachen. Doch dann trat wieder die gewohnte Härte in seine Züge. „Ich bezweifle, dass der Kalif überhaupt Notiz von Euch nehmen wird, meine Dame. Und sollte er es tun, wärt Ihr gut beraten, keine Forderungen zu stellen, sonst könnte es sein, dass Ihr Euch an einem Ort wiederfindet, an dem zu sein Ihr Euch niemals gewünscht habt.“
    Harriet schoss ihm einen hochmütigen Blick zu, drehte sich um und ging zurück in die Kajüte. Sie hob den Deckel der Seemannskiste, fand die blaue Flasche und kostete einen Tropfen der Flüssigkeit, die sie enthielt. Der Geschmack war durchdringend bitter, so bitter, dass sie sich schüttelte. Aber wenigstens konnte sie sicher sein, dass es kein Gift war. So sorglos ging der Mann mit den blauen Augen nicht um mit dem Eigentum des Kalifen.
    Sie bereitete die Medizin und gab ihrer Cousine den Becher. Marguerite schnitt eine Grimasse, nachdem sie ihn ausgetrunken hatte, doch bereits kurz darauf ging es ihr besser, und sie schlief sogar ein.
    Marguerite war kraftlos vom vielen Weinen. Als Harriet sie voller Mitgefühl betrachtete, wurde ihr klar, dass das Mädchen furchtbare Angst vor der Zukunft hatte – mit gutem Grund, denn Marguerites Schönheit würde ihr die Gunst des Mannes einbringen, der sie gekauft hatte. Mit etwas Glück stand ihr selbst ein Leben als Dienerin bevor, doch Marguerite würde eine Konkubine
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