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Gekauft für den Harem

Gekauft für den Harem

Titel: Gekauft für den Harem
Autoren: A Herries
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sie sich eingebildet hatte, er würde seine Meinung ändern und sie zurück in ihr Heimatland bringen?
    Kasim legte nachdenklich die Stirn in Falten und ging in die Kajüte, die ihm vorübergehend als Quartier diente. Er war sich nicht sicher, was ihn geweckt hatte, aber es kam ihm so vor, als sei es irgendetwas aus seinem Traum gewesen; etwas, das er vor langer Zeit aus seiner Erinnerung verbannt hatte. Er war aus dem Schlaf hochgeschreckt, und im selben Moment hatte er an die beiden Engländerinnen denken müssen. Sofort war er aufgestanden, um nach den Frauen zu sehen, und als er die Dunkelhaarige auf dem Gang entdeckt hatte, war er im ersten Moment sicher gewesen, dass sie fliehen wollte. Aus irgendeinem Grund hatte sich sein Magen bei dem Gedanken zusammengekrampft. Wollte sie tatsächlich ihr Leben riskieren, indem sie über Bord sprang? Egal wie gut sie schwimmen konnte, im Dunkeln wäre sie verloren. Das sonderbare Gefühl in seiner Magengrube hatte sich verflüchtigt, sobald sie ihm erklärt hatte, dass sie nur die Laterne anzünden wollte.
    Normalerweise schlief er tief und fest, doch heute Nacht schien er nicht in der Lage, Ruhe zu finden. Er versuchte sich einzureden, dass es nichts mit den beiden Engländerinnen zu tun hatte. Sie waren nicht die Einzigen, die das Schicksal erlitten, in die Sklaverei verkauft zu werden. In diesem Teil der Welt galt Sklavenhandel als normal und gereichte den Betroffenen in vielen Fällen zum Vorteil. Zwar gab es grausame Herren, die mit ihren Sklaven umsprangen wie mit Vieh, aber die meisten Sklavenhalter unterschieden sich nicht von englischen Gentlemen, deren Landarbeiter zwar nicht als Sklaven bezeichnet, aber genauso behandelt wurden.
    Am Hof des Kalifen hatten Sklaven ein gutes Leben; einige erwarben sich mit der Zeit sogar ihre Freilassung, und viele zogen die Sklaverei einer unsicheren Existenz auf den Straßen vor. Auch ihm selbst hatten die herrschenden Verhältnisse zum Vorteil gereicht. Er war wohlhabend geworden mit der Ein- und Ausfuhr von Waren aus aller Herren Länder. Auf den Kapitän seines Handelsschiffs konnte er sich verlassen, und bislang war sein Vertrauen in den Mann nicht enttäuscht worden. Vielleicht würde er die Nordprovinz eines Tages verlassen und sein Handelsimperium ausdehnen, doch einstweilen war er es zufrieden, am Hof des Kalifen zu leben und ihm die Treue zu halten. Er verdankte dem Herrscher, der ihn seinen Sohn nannte, alles und schätzte Khalid als wohlwollenden Freund. Sein Sohn, Prinz Hassan, war ihm in allem außer der Blutsverwandtschaft wie ein Bruder.
    Kasim schob jeden Gedanken daran, Lady Harriets Forderungen, sie zu ihrer Familie zurückzubringen, von sich. Die Wünsche seines Gebieters zu missachten wäre gleichbedeutend mit Verrat; das Vertrauen zwischen ihnen zerstört. Er hätte ein Narr sein müssen, um all das aufs Spiel zu setzen, was er in langen Jahren aufgebaut hatte.
    Doch selbst, als er sich ankleidete und die rote Schärpe über der weißen Tunika um seine Taille schlang, gelang es ihm nicht, den flehenden Blick jener blauen Augen aus seiner Erinnerung zu verbannen …
    „Wie geht es dir heute Morgen, Liebes?“ Harriet musterte ihre Cousine aufmerksam. „Die zweite Arzneigabe scheint gewirkt zu haben. Du bist sofort nachdem du sie getrunken hattest eingeschlafen.“
    Marguerite lag auf den zerwühlten Laken und starrte zu ihr hoch. „Als ich vorhin aufwachte, dachte ich im ersten Moment, es sei alles nur ein Albtraum gewesen, aber es ist Wirklichkeit, nicht wahr?“ Sie schob sich in eine halb sitzende Position. „Wir sind Sklavinnen … Er sagte, wir gehören dem Kalifen …“ Sie schluchzte auf. „Was sollen wir bloß tun, Harriet?“
    „Wir müssen es durchstehen, so gut wir können“, erwiderte Harriet. Als sie sah, dass Marguerite die Tränen über die Wangen liefen, griff sie nach ihrer Hand. „Vielleicht wird es gar nicht so schlimm, wie wir es befürchten, Liebes. Kasim sagt, der Kalif sei ein gerechter Herrscher und gar kein Vergleich zu dem Mann, der uns ebenfalls zu kaufen versuchte. Er sagt, wir können uns glücklich schätzen …“
    „Glücklich schätzen, dass wir Sklavinnen sind?“ Marguerite fuhr sich mit der Hand über die Augen. „Lieber wäre ich tot.“
    „Das solltest du dir sorgfältig überlegen, Liebes“, sagte Harriet ernst. „Wärst du wirklich lieber tot? Solange wir leben, haben wir die Chance, eines Tages gerettet zu werden. Vielleicht gestattet man, dass Lösegeld
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